Der Forschungskoordinator dürfe aber keine Eigeninteressen haben. Daher komme er für diese Position genau so wenig in Frage wie andere Virologen und Epidemiologen oder das Robert Koch-Institut.
Wichtig sei es zudem, systematische und repräsentative Stichproben zu erheben, um das Infektionsgeschehen in Deutschland zu verstehen. «Wir wissen nach wie vor viel zu wenig über das Virus», sagte Streeck. «Wir wissen zum Beispiel nicht, wo die Ansteckungen stattfinden, wie die Hygienemaßnahmen wirken und welche Effekte die einzelnen Auflagen haben.» Möglich sei es auch, Infizierte nach ihren Berufen zu fragen und auf diese Weise herauszufinden, ob bestimmte Gruppen stärker gefährdet seien als andere. «Das wäre eine ganz einfache Frage, aber wir stellen sie nicht.»
Streeck gehört zu den bekanntesten Experten, wenn es um die Corona-Pandemie geht. Im Frühjahr 2020 erlangte der Direktor des Instituts für Virologie am Uniklinikum Bonn große Bekanntheit durch die sogenannte Heinsberg-Studie, für die sein Forscherteam Untersuchungen in Gangelt im NRW-Kreis Heinsberg anstellte, einem frühen Epizentrum der Pandemie. Die von der nordrhein-westfälischen Landesregierung in Auftrag gegebene Studie sorgte für Aufsehen, aber auch Kritik an der Methodik und der Begleitung durch eine PR-Agentur.