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Wählen mit Maske und Schal: Wenig Andrang in Wahllokalen

Wählerin mit Hund im Wahllokal
Eine Wählerin steht in einem Wahllokal in der Wahlkabine mit ihrem Hund. Foto: Uli Deck/dpa
Es gab mehr Briefwähler, aber für viele gehört der Gang ins Wahllokal einfach dazu - Corona und Schmuddelwetter oder Kälte zum Trotz. Auch für Ministerpräsident Winfried Kretschmann und seine Frau Gerlinde.
Stuttgart.

Karlsruhe/Stuttgart (dpa/lsw) - Abstand, Maske, Plexiglas, desinfizierte Kugelschreiber - Wählen unter Corona-Bedingungen ist anders. Viele hatten bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg wegen der Pandemie schon früher per Brief abgestimmt. Auch Kälte und Schmuddelwetter sorgten am Sonntag nicht gerade für einen regen Andrang in den Wahllokalen. Doch einige - wie Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) mit seiner Frau Gerlinde in Sigmaringen - ließen sich die persönliche Stimmabgabe nicht nehmen.

Ob mit Bollenhut in traditioneller Schwarzwälder Tracht oder dick eingepackt mit Schal und Mütze: Der gemeinsame Spaziergang zum Wahllokal gehört für viele einfach dazu, sagte ein Familienvater aus Karlsruhe. «Das ist ja das Spannende am Wahltag, das Wählen», meinte auch seine Frau. Und mancher, durch die Pandemie vereinsamte Ältere nutzte den Besuch im Wahllokal für ein Schwätzchen.

«Abgehakt», sagte eine ältere Frau beim Verlassen des Wahllokals im Karlsruher Weiherfeld. Am wohl ungewöhnlichsten Wahltag in der baden-württembergischen Landesgeschichte war sie eine der wenigen, die bereits früh das Kreuzchen auf dem Wahlschein gemacht hatten. Denn die Wähler kamen im ganzen Land nur zögerlich in die Puschen, wie eine dpa-Umfrage ergab. Ob in der Landeshauptstadt Stuttgart, in Mannheim, Karlsruhe oder Ulm: «Der Andrang hält sich in Grenzen», war überall zu hören. «Bei einem sonnigen Frühlingstag wären schon mehr auf den Beinen», hieß es am Morgen aus Baden-Baden. Maskenverstöße oder andere besondere Vorfälle wurden zunächst nicht bekannt.

An die zehn Wähler die Stunde zählte Wahlhelfer Richard Kempler am Morgen im Wahllokal im Königin-Charlotte-Gymnasium in Stuttgart-Möhringen. «Es sind wesentlich weniger Leute diesmal.» Alles funktionierte reibungslos - auch wenn das ständige Tragen der Maske für ihn anstrengend war. Kai und Anja Goldbeck (beide 51) ließen sich nicht abbringen vom Besuch im Wahllokal. «Man fühlt sich sicher», sagte Kai Goldbeck angesichts der Hygienevorschriften. Er hätte aber mit mehr Andrang gerechnet.

Die Möhringer Schule liegt in dem Wahlkreis, in dem zwei politische Schwergewichte, CDU-Spitzenkandidatin Susanne Eisenmann und Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), um das Direktmandat kämpfen.

Insgesamt sind 7,7 Millionen Bürger in Baden-Württemberg aufgerufen, den neuen Landtag zu wählen. Nach einer repräsentativ erhobenen Wahlbeteiligung in den Wahllokalen zur Landtagswahl um 14.00 Uhr wurde ein Rückgang um 15,9 Prozentpunkte gegenüber 2016 zum selben Zeitpunkt verzeichnet (2016: 35,5 Prozent). Landeswahlleiterin Cornelia Nesch erklärte dies mit dem pandemiebedingt erwarteten Anstieg der Briefwähleranzahl. In den repräsentativ ausgewählten Wahlbezirken haben demnach 36 Prozent aller Wahlberechtigten Briefwahl beantragt.

Der Anteil der Briefwähler lag nach einer Umfrage eine Woche vor der Wahl bereits deutlich über der Zahl von der letzten Landtagswahl. Auf die Wahlbeteiligung dürfte sich die hohe Zahl der Briefwähler nach Einschätzung der Experten in den Rathäusern aber kaum auswirken. Es ändert sich demnach nur der Abstimmungsweg. Auch die Corona-Pandemie hat aus Sicht von Wahlforschern keinen großen Einfluss auf die Wahlbeteiligung. 2016 lag diese bei 70,4 Prozent.

Nach Umfragen dürften die Grünen von Ministerpräsident Winfried Kretschmann wie schon 2016 stärkste Kraft werden. Ihrem Koalitionspartner CDU werden Verluste vorhergesagt. Ob das grün-schwarze Regierungsbündnis fortgesetzt wird, ist unsicher.

© dpa-infocom, dpa:210314-99-817874/3

Landtag Baden-Württemberg zur Wahl

Statistisches Landesamt zu bisherigen Landtagswahlen

Homepage Landeswahlleiterin Cornelia Nesch

Fragen und Antworten des Innnenministeriums zum Thema "Wahlen und Corona"