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Sommer
Kalte Nächte in der heißen Wüste

Mein Selbstversuch ist nicht das erste Mal, dass ich im Freien und ohne Zelt übernachte.
Ludwigsburg. Vor Jahren war ich mit einer Gruppe von neun anderen Menschen in einem Jeep unterwegs. Zwei Wochen lang ging es durch die australische Wüste. Wir fuhren abseits der Straßen, „off-road“ heißt das in Australien. Duschen konnten wir nicht jeden Tag, wir übernachteten nur selten in Ressorts oder bei Aborigines, sondern meistens im Freien. Es ist ganz anders, als auf einer deutschen Wiese. Die Wüste ist staubig und trocken. Während es am Tag an die 50 Grad Celsius hat, fällt die Temperatur nachts auf -10 Grad. Für Menschen mit schwachem Kreislauf nicht zu empfehlen.

Besonders gefährlich waren allerdings die Tiere, die in der Wüste leben. Schlangen, Skorpione und Spinnen, aber auch Feuerameisen und Dingos gibt es hier und man sollte besser auf der Hut vor ihnen sein. Auf die „größte Toilette der Welt“ gingen wir nachts nur mit Taschenlampe bewaffnet und entfernten uns nicht allzu weit vom Lager, das Feuer dort hielt zumindest die Dingos fern. Unsere Schlafsäcke blieben bis zu dem Moment, in dem wir in sie kletterten, fest zugeschnürt. Die Gefahr, dass sonst Insekten reinkriechen, war zu groß.

Trotz meiner Vorsichtigkeit hatte ich das Pech, von einer giftigen Spinne gebissen zu werden. Die „Royal Flying Doctors“, also die „Fliegenden Ärzte“, konnten über Funk verständigt werden. Sie haben mir ein Gegengift gespritzt. Zwei Tage lang musste ich einen dicken Verband um die Wade tragen und konnte kaum auftreten. Als wir endlich am Ayers Rock ankamen, musste ich mir aus einem Stock eine Krücke bauen, sonst hätte ich den zehn Kilometer langen Weg um den heiligen Berg nicht geschafft. Aber wie oft im Leben kommt man schließlich hierher?!

Bevor ich meine Reise antrat, wollte ich nicht in die Wüste, hatte Angst. Zum Teil hat sich ja auch gezeigt, dass diese berechtigt war. Trotzdem war es rückblickend eine wunderschöne Zeit. Die Erlebnisse und Eindrücke werde ich nie wieder vergessen, ebenso wenige die Menschen, die ich getroffen habe. Und besser geschlafen als im „Eine-Million-Sterne-Hotel“ habe ich auch nie wieder – in keinem Bett der Welt.