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«Arabischer Frühling 2.0»? Neue Proteste in Nordafrika

Abdelaziz Bouteflika
Zuletzt war Algeriens Präsident Abdelaziz Bouteflika nach wochenlangen Protesten zurückgetreten. Foto: Mohamed Messara/EPA
Algier / Khartum (dpa) - Im Jahr 2011 fegte eine Serie von Massenprotesten mehrere Langzeitherrscher in Nordafrika und im Nahen Osten aus ihren Ämtern.

Diese historische Zäsur hatte in der Region weitreichende Folgen in politischer, wirtschaftlicher und geostrategischer Hinsicht. Aktuell kommt es in mehreren Ländern Nordafrikas erneut zu Protesten und dem Sturz von Staatschefs.

Der Aufruhr begann im Dezember 2010 mit Protesten in Tunesien. Wie ein Dominoeffekt griffen die Proteste auf andere Länder über. In der Folge traten mehrere Langzeitherrscher zurück oder wurden gestürzt: Zine el-Abidine Ben Ali (23 Jahre an der Macht) in Tunesien, Husni Mubarak (29) in Ägypten, Ali Abdullah Salih (22) im Jemen, Muammar Gaddafi (42) in Libyen. Im Jemen, in Syrien und Libyen entwickelten sich in der Folge blutige Kriege. Tunesien leitete als einziges Land der Region weitreichende demokratische Reformen ein.

Fast zehn Jahre später hat sich nach Ansicht von Experten an den grundlegenden Problemen der Menschen in der Region nichts geändert. Vor allem die Perspektivlosigkeit für die überwiegend junge Bevölkerung und korrupte Eliten an der Macht seien Gründe für eine weitergehende Unzufriedenheit. Immer wieder kommt es zu Demonstrationen. In Algerien und im Sudan wurden nach wochenlangen Massenprotesten 2019 ebenfalls die Langzeitherrscher aus dem Amt gejagt: Abdelaziz Bouteflika nach 20 Jahren in Algerien, Omar al-Baschir nach 30 Jahren im Sudan.

Trotzdem sprechen Politikwissenschaftler und Nahostexperten nicht von einem «Arabischen Frühling 2.0». Sie betonen, dass die Umbrüche in Nordafrika und im Nahen Osten tiefgreifend und langwierig seien.

Bundeszentrale für politische Bildung: Arabischer Frühling

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