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Hintergrund
Wie die Welt das Sars-Virus erfolgreich bekämpfte

Sars in China
Ein Patient, bei dem Sars vermutet wird, wird in China aus einem Krankenhaus gebracht. Foto: dpa
Berlin (dpa) - Fieber, Husten, Atemnot - mehr als 8000 Infizierte, fast 800 Tote: es ist der erste Seuchenalarm des 21. Jahrhunderts. Monatelang hält das Schwere Akute Respiratorische Syndrom (Sars) die Welt in Atem.

Auf die ersten Fälle stoßen die chinesischen Behörden schon im November 2002 in der südchinesischen Provinz Guangdong, doch erst spät gelangen Informationen nach außen. Der Sars-Erreger zählt wie das derzeit zirkulierende Virus auch zu den Coronaviren und wurde vermutlich von Tieren auf den Menschen übertragen. Im Sommer 2003 ist der Sars-Erreger weitestgehend besiegt. Der zumindest vorläufige Erfolg im Kampf gegen Sars in mehr als 30 Ländern ist vor allem drei Faktoren zu verdanken:

Der erstarkten Weltgesundheitsorganisation WHO, die ohne größere Rücksicht auf politische Eitelkeiten weltweit Alarm schlägt und den Kampf gegen Sars antreibt; den betroffenen Ländern, die - zum Teil nach langem Zögern - ihre Bürger informieren und Zwangsisolierungen durchsetzen; und nicht zuletzt den Medizinern, die rasch Forschungsergebnisse austauschen und zu ihren wichtigsten Waffen gegen Viren greifen: Fieberthermometer, Mundschutz und Isolierstation. Einen Impfstoff gab es nicht.

Ein Blick zurück: Im Februar 2003 reist ein Mediziner von Guangdong nach Hongkong. Er hat Fieber, hustet - und verbreitet die Seuche vor seinem Tod: Der Mann infiziert Menschen aus den USA, Singapur und Kanada, zudem mehrere Pflegekräfte im Krankenhaus. Etwa ein Dutzend Menschen tragen das Virus in die Welt. Ende März 2003 hat die WHO bereits in mehr als zehn Ländern Sars-Fälle registriert. Zum Glück sei das Sars-Virus nicht so leicht übertragbar gewesen wie etwa Grippe, sagen Experten später.

In HONGKONG treten strikte Quarantänevorschriften in Kraft. Hunderte, Menschen, die Kontakt zu Kranken hatten, werden zwangsweise isoliert, viele dürfen ihre Wohnungen tagelang nicht verlassen. Sie werden mit Mahlzeiten versorgt und medizinisch betreut. Die Fluggesellschaften Dragonair und Cathay Pacific erlauben ihren Flugbegleitern, Mundschutz zu tragen. Die Rolling Stones sagen zwei Konzerte ab.

Während die Behörden in CHINA das wahre Ausmaß der Epidemie in dem Land zunächst verschweigen, geht auch in Peking die Angst vor dem Virus um. Menschen decken sich mit Lebensmitteln ein. Viele entscheiden sich, Peking zu verlassen. Ausflüge ins Umland aber sind schon bald untersagt. Ohnehin stellen mehrere größere Städte Zug- oder Flugreisende aus Peking tagelang unter Zwangsquarantäne. Peking erlässt ein Spuckverbot und ahndet Verstöße mit Geldstrafen. Alle Schulen werden vorläufig geschlossen.

Auch in den USA dürfen Menschen zwangsweise isoliert werden. Mit dem Erlass von US-Präsident George W. Bush wird Sars einer Gruppe von ansteckenden Krankheiten wie Gelbfieber, Cholera und Tuberkulose zugeordnet, bei deren Auftreten die Behörden eine Quarantäne notfalls mit Hilfe der Polizei durchsetzen können.

In DEUTSCHLAND schafft es Sars nicht, von einem Menschen auf einen anderen zu gelangen. Nur neun importierte Fälle werden hierzulande bekannt, Todesopfer gibt es nicht.

Die WHO gibt die bis dahin stärkste Reisewarnung heraus und warnt unter anderem vor Reisen nach Hongkong, Peking, Guangdong, Taiwan und in die Innere Mongolei. Im Juli 2003 erklärt die WHO, die Seuche sei unter Kontrolle und streicht Taiwan als letzte Region von der Liste der Infektionsgebiete. Bilanz: 8096 Infizierte, 774 Tote. Danach werden nur noch vereinzelte Fälle bekannt.

WHO mit Sars-Bilanz

Studie der FU Berlin, zu Sars ab S. 63

Robert-Koch-Institut zu Sars