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Satellitenfotos als Beleg
Nordkorea baut offenkundig neue Interkontinentalraketen

Raketenstart
Raketenstart in Nordkorea: Die Mittelstreckenrakete Hwasong-10 steigt auf. Foto: KCNA
Kim Jong Un
Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un neben einem Sprengkopf: Zweifel am Willen zur Abrüstung sind erlaubt. Foto: KCNA/Archiv
Yongbyon
Die nordkoreanische Atomanlage Yongbyon auf einem Satellitenbild aus dem Jahr 2004. Foto: Digitalglobe
Musudan-Rakete
Eine nordkoreanische Musudan-Rakete wird bei einer Militärparade durch die Straßen von Pjöngjang gefahren. Foto: KCNA/Yonhap Foto: dpanitf3
Nordkoreanische Rakete
Ballistische Raketen bei einer Militärparade in Pjöngjang. Foto: Wong Maye-E
Atomwaffen-Testgelände in Nordkorea
Das von «Airbus Defense & Space» und der Internetseite «38 North» am 12.04.2017 veröffentlichte Satellitenfoto zeigt das Atomwaffen-Testgelände in Punggye-ri im gebirgigen Nordosten von Nordkorea. Foto: Pleiades CNES/Airbus DS/38 North/Spot Image
Nordkorea unternimmt derzeit erste Schritte zum Rückbau eines wichtigen Raketenstartplatzes. Doch die Raketenproduktion selber ist davon nicht betroffen. Berichte weisen auf den Bau neuer Interkontinentalraketen hin.

Seoul (dpa) - Trotz Gesprächen mit den USA über atomare Abrüstung soll Nordkorea nach Medienberichten weiterhin Raketen für die Beförderung von Nuklearsprengköpfen herstellen.

Geheimdienste in den USA hätten Hinweise darauf, dass Nordkorea in einer Forschungseinrichtung nahe Pjöngjang möglicherweise eine bis zwei neue Interkontinentalraketen baue, die potenziell amerikanisches Festland erreichen könnten, berichtete die «Washington Post» unter Berufung auf Regierungsbeamte.

Neue Militärgespräche zwischen Süd- und Nordkorea über vertrauensbildende Maßnahmen gingen unterdessen am Dienstag ohne konkrete Abmachungen zu Ende, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Beide Seiten hätten aber ihr Einvernehmen darüber bekräftigt, dass unter anderem der Grenzort Panmunjom entmilitarisiert und Wachposten an der schwer bewachten Grenze versuchsweise abgezogen werden sollten.

Als Beleg für die Raketenfertigung in Nordkorea hätten die Informanten Satellitenfotos von Aktivitäten in der Anlage von Sanumdong vorgelegt, in der das Land seine «ersten ballistischen Interkontinentalraketen» gebaut habe, schrieb die «Washington Post». «Wir sehen, dass sie weiter daran arbeiten, genau wie zuvor», wurde ein Beamter zitiert.

Die Aktivitäten in der Waffenfabrik seien für US-Regierungsbeamte keine Überraschung. Machthaber Kim Jong Un habe bisher keine öffentlichen Versprechungen gemacht, alle Arbeiten in den zahlreichen Nuklear- und Raketeneinrichtungen im Land einzustellen.

Bei seinem aufsehenerregenden Gipfeltreffen mit US-Präsident Donald Trump im Juni in Singapur hatte Kim Jong Un seine Bereitschaft zur «kompletten Denuklearisierung» bekräftigt. Es gab aber keine konkreten Zusagen, wie und bis wann abgerüstet werden sollte.

Zuletzt hatten aber US-Experten auf der Grundlage von Satellitenbildern berichtet, dass Nordkorea mit dem Abbau wichtiger Teile seiner Raketenstartanlage Sohae begonnen habe.

Nordkoreas kommunistische Führung, die den USA jahrelang eine «feindselige Politik» vorgeworfen hatte, sieht im Bau von Langstreckenraketen eine Überlebensgarantie. US-Außenminister Mike Pompeo hatte vergangene Woche mit Blick auf die Abrüstungsgespräche mit Pjöngjang betont, beide Länder hätten noch einen «verdammt langen Weg» vor sich.

Erneut trafen sich hohe Militärvertreter Süd- und Nordkoreas am Dienstag im Grenzort Panmunjom, um über die Umsetzung der Vereinbarungen zu sprechen, die beide Staaten bei ihrem Gipfeltreffen Ende April getroffen hatten. Südkoreas Präsident Moon Jae In und der nordkoreanische Machthaber hatten sich in einer Erklärung unter anderem auf eine stufenweise militärische Abrüstung verständigt.

Was die Maßnahmen zur Entmilitarisierung von Panmunjom und den Abzug von Grenzposten betreffe, so wollen beide Seiten ihre Gespräche über Methoden und konkrete Zeitpläne auf Arbeitsebene fortsetzen, sagte der Generalmajor und Leiter der südkoreanischen Delegation, Kim Do Gyun. Auch wollen beide Seiten die gemeinsame Suche nach Überresten von Soldaten des Korea-Kriegs (1950-53) in der demilitarisierten Zone zwischen beiden Ländern aufnehmen. Bei Militärgesprächen im Juni hatten sich Süd- und Nordkorea darauf geeinigt, ihre militärischen Kommunikationsleitungen wiederherzustellen.