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Klinik
Aus für Marbacher Krankenhaus besiegelt

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Das Marbacher Krankenhaus wird in der bisherigen Form nicht mehr weiter bestehen. Archivfoto: Werner Kuhnle
Der Aufsichtsrat der Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim besiegelte in einer Sitzung am Montagabend in der Orthopädischen Klinik Markgröningen das Aus für das Krankenhaus Marbach in seiner jetzigen Form. „Es ist klares politisches Ziel, kleine Krankenhäuser zu schließen“, sagte der Geschäftsführer der Regionalen Kliniken-Holding (RKH), Professor Dr. Jörg Martin.

Marbach. Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost und einige Stadträte verfolgten die Sitzung, die auch Perspektiven für Marbach aufzeigte. Das Zauberwort für das Krankenhausareal lautet nun „Campus“ und steht für eine langfristige Quartiersentwicklung mit vier Standbeinen: Ärztehaus und Belegklinik für Chirurgie, Privatklinik für Psychosomatik, Einrichtung für Pflege und Betreuung sowie ambulante und stationäre Rehabilitation.

Die Kliniken Ludwigsburg-Bietigheim gGmbH will dabei als Grundstückseigentümerin das Heft in der Hand behalten und die Areale in Erbpacht an Betreiber zur Verfügung stellen. Landrat Dr. Rainer Haas warb eindrücklich für das mehrstufige Campuskonzept, das in enger Abstimmung mit dem Stuttgarter Sozialministerium entwickelt worden sei. Die Befürchtungen, dass durch die Schließung des Krankenhauses ein ärztliches Angebot und ein Standortfaktor entzogen werden, sah er nicht als gerechtfertigt an. „Kleine Häuser haben keine Zukunft, das müssen wir akzeptieren“, mahnte der Landrat. Er plädierte dafür, die derzeitige Belegklinik mit 20 Betten zusätzlich fit zu machen, sie ist laut einem Gutachten derzeit nicht wirtschaftlich zu betreiben, bei 40 Betten könnte das Defizit verringert werden. Das Problem hier: Die Mindestzahl von Eingriffen wurde aktuell nicht erreicht und das Sozialministerium hat die Ansiedlung weiterer chirurgischer Fächer nicht genehmigt.

Während der Landrat den Bau einer Altenpflegeeinrichtung mit verschiedenen Angeboten als dringend notwendig erachtete und auch dafür plädierte, die Privatklinik für Psychosomatik planerisch in Angriff zu nehmen, war er beim Thema stationäre Reha-Einrichtung skeptisch. Der von ihm genannte Grund: In Vorgesprächen habe sich gezeigt, dass sich hier ein Betreiber erst ab 280 Betten engagieren würde. Ein großer Bau mit entsprechend großen Risiken würde entstehen. „Wenn der Betreiber in Konkurs geht, haben wir das Gebäude dann an der Backe“, meinte Haas. „Aus der Sicht Marbachs ist das heute ein schwarzer Tag“, sagte der frühere Marbacher Bürgermeister und Kreisrat Herbert Pötzsch (Freie Wähler), doch er machte sich auch nichts vor: Marbach als Akutkrankenhaus werde es nicht mehr geben, der Erhalt sei nicht mehr darstellbar, jetzt gehe es um eine angemessene Folgenutzung. Pötzsch plädierte dabei für die Entwicklung des sechststufigen Konzepts und forderte denn auch ein deutlicheres Signal für den Bau der Belegklinik. Die Skepsis des Landrats zur stationären Reha-Klinik teilte er nicht und sah eine solche Einrichtung als große Chance für Marbach. Kreisrat Manfred List (CDU) lobte die ausgearbeiteten Alternativen für den Standort, während SPD-Kreisrat Thorsten Majer Zweifel an der Auslastung einer Belegklinik äußerte und auch als Einziger die Stufe 5, also den Neubau, ablehnte. Auch der stationären Reha-Einrichtung stimmte er nicht zu, es gebe bereits genügend Angebote in diesem Bereich, so Majer. Grünen-Kreisrätin Andrea Stockmayer-Mohn pflichtete ihrem SPD-Kollegen in Sachen Reha bei, während ihr Fraktionskollege Andreas Roll durchaus Chancen dafür sah, aber Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Belegklinik äußerte.

Gerade die Belegklinik bezeichnete Geschäftsführer Professor Martin als wichtig für Bestand und Attraktivität des Marbacher Ärztehauses. Laut Martin wurde das Personal im Marbacher Krankenhaus bereits über das neue Konzept informiert, es soll keine betriebsbedingten Kündigungen geben.

Der Marbacher Bürgermeister Jan Trost zeigte sich im Gespräch mit unserer Zeitung enttäuscht über die Beschlüsse. „Nichts ist verbindlich, alles wird auf die Zukunft verschoben“, sagte Trost. Der Gemeinderat sei dabei stets dafür eingetreten, die medizinische Grundversorgung im Raum Marbach-Bottwartal zu gewährleisten. „Es ist wirklich ein schwarzer Tag für Marbach“, so Trost. Der Gemeinderat wird in seiner Sitzung am morgigen Donnerstag um 18 Uhr im Rathaus die Beschlüsse des Aufsichtsrates diskutieren.

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