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Kernkraftwerk
Der Störfall ist nur eine Übung

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Behörden des Bundes und des Landes üben seit gestern rund um das Kernkraftwerk Neckarwestheim den radiologischen Notfall. Zu sehen war allerdings bisher nichts. Allenfalls heute sollen Messtrupps unterwegs sein und Messhubschrauber fliegen.

Neckarwestheim. Bei der zweitägigen Übung wird ein schwerer Störfall im Atomkraftwerk Neckarwestheim simuliert, bei dem radioaktive Strahlung austritt. Es soll eine der größten Übungen dieser Art sein. Gestern begann das fiktive Szenario: Am Abend hat ein angenommenes Erdbeben einen Stromausfall im Kraftwerk verursacht, wie ein Sprecher des Bundesamts für Strahlenschutz sagte. Morgen soll der Austritt von radioaktiver Strahlung simuliert werden. Dann sollen auch Messteams rund um Neckarwestheim ausrücken. Zwei Hubschrauber, die großflächig und schnell Radioaktivität messen können, sollen dann ebenfalls eingesetzt werden.

Der Verlauf der Übung sei auch vom Wetter abhängig. Deshalb könne im Vorfeld nicht gesagt werden, wo die Messtrupps mit Fahrzeugen unterwegs seien, sagte eine Sprecherin des baden-württembergischen Umweltministeriums auf Nachfrage. Auch über den Einsatz von speziell ausgerüsteten Messhubschraubern werde kurzfristig entschieden. Gebe es einen starken Wind, werde im größeren Abstand zum Kraftwerk gemessen. Weht der Wind so wie gestern aus Richtung Osten, könnte der Bereich Kirchheim..Bönnigheim Schauplatz der Messungen werden. Nur durch den Hubschraubereinsatz könnte diese Übung von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Sonst aber spielt sich alles hinter verschlossenen Türen ab.

Zum ersten Mal erprobt bei dieser in regelmäßigen Abständen abgehaltenen Übung das neu ins Leben gerufene Radiologische Lagezentrum des Bundes seine Aufgaben bei einem Notfall. Die Einrichtung des Lagezentrums wurde im 2017 verabschiedeten Strahlenschutzgesetz festgelegt. Dieser Krisenstab unter Leitung des Bundesumweltministeriums wird etwa bei einem Unfall in einem Kernkraftwerk aktiv und sammelt Daten zum Ereignis.

Ziel der Übung sei, so eine Sprecherin des Bundesamts für Strahlenschutz, die Zusammenarbeit zwischen Bundes- und Landesbehörden zu testen und zu optimieren. Damit solle der Notfallschutz für die Bevölkerung erhöht werden. Mit den erfassten Messdaten können etwa Wettersimulationen erstellt werden, um zum Beispiel die Zugbahn einer möglichen radioaktiven Wolke vorherzusagen.

Nicht einbezogen in die Übung sind die örtlichen Behörden. Kreisbrandmeister Andy Dorroch, in dessen Aufgabengebiet auch der Bevölkerungsschutz im Landkreis gehört, sagte: „Wir haben von dieser Übung aus der Zeitung erfahren, obwohl wir beim Bevölkerungsschutz zuständig sind.“

Auch das Kernkraftwerk selbst ist in diese Übung nicht mit einbezogen. Dort hat man gestern nichts vom Ablauf der Übung gewusst. Dagegen ist ein Lagezentrum in Bayern involviert, falls die radioaktive Wolke ins Nachbarbundesland abtreibt.

„Wir haben von dieser Übung aus der Zeitung erfahren, obwohl wir beim Bevölkerungsschutz zuständig sind.“

Andy Dorroch
Kreisbrandmeister