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Die „Frühschmücker“ warten nicht bis zum Heiligen Abend

Lichterglanz schon im Advent oder doch erst zum Fest? – Traditionen wandeln sich – Fachleute geben Tipps, damit der Weihnachtbaum bis zum 6. Januar durchhält

Oberstenfeld. Nicht nur die Farbe des Christbaumschmucks unterliegt Trends. Auch die Frage, wann der Baum geschmückt aufgestellt wird, wird zunehmend individuell beantwortet.

An Heiligabend läutet das Glöckchen – und die ganze Familie kommt staunend zum festlich geschmückten und vorher sorgsam vor ihren Blicken verborgenen Christbaum ins Wohnzimmer. Nach und nach scheint sich dieser feste Ablauf jedoch aufzulösen. Zunehmend schmücken Paare und Familien ihren Christbaum schon gleich nach dem Kauf, mitten in der Adventszeit. Warten ist nicht mehr angesagt.

Im Christbaumdorf Prevorst sagt der Vorsitzende des Christbaumvereins, Harald Kunz: „Schon seit vielen Jahren können wir diesen Trend auch bei uns feststellen.“ Beim Baumkauf berichten die Käufer, dass sie zu Hause nun gleich mit dem Schmücken loslegen werden. „Viele fahren ein paar Tage weg und wollen daher schon in der Adventszeit etwas vom Baum haben“, erläutert Kunz.

Kaufen auf den letzten Drücker

Der Brauch, den Baum erst an Heiligabend aufzustellen, sei vielen Menschen „zu stressig“ in der als immer hektischer werdend empfundenen Gesellschaft. Zu viel zu Erledigendes ballt sich dann in diesen wenigen Stunden. „Aber dennoch gibt es auch Leute, die ihren Baum auf den letzten Drücker kaufen“, sagt Kunz. Die etwa 15 Christbaumerzeuger in Prevorst bieten traditionell bis zum vierten Adventswochenende ihre Bäume an – das ist dieses Jahr bis zu einem Tag vor Heiligabend.

Beim Christbaumverband Baden-Württemberg sieht der Vorsitzende Manfred Graf aus dem badischen Bühl keinen gravierenden Anstieg der „Frühschmücker“. „Aus meiner Sicht gab es sie schon immer und es wird nicht nennenswert mehr“, berichtet er. Die Begründung für frühes Baumschmücken sei unisono: „Dann haben wir mehr vom Baum – sonst lohnt es sich ja nicht, denn am 7. Januar wirft man ihn ja schon wieder raus.“

Graf sieht kein Problem darin, die Bäume etwas länger im Zimmer zu halten. Ganz frisch geschlagene Bäume ertragen zwei bis drei Wochen selbst die heute üblichen 23 bis 26 Grad in den Räumen, verbunden mit der „knochentrockenen Heizungsluft“. Man kann ihnen beim Durchhalten jedoch auch etwas helfen.

Christbaumexperten weisen darauf hin, dass ein langsamer Übergang von frostiger Winterluft ins warme Zimmer – etwa indem man den Baum zuerst einen Tag im kühlen Keller lagert – schon ein erster Schutz gegen frühen Nadelabwurf ist. Zugluft und direkten Stand an der Heizung mögen die Nadelbäume nicht.

Wasser hält den Baum frisch

Außerdem sollte der Christbaumständer nicht nur festen Halt bieten, sondern auch ein kleines Wasserreservoir, das immer wieder nachgefüllt wird. Auch das Besprühen der Zweige mit Wasser hält ihn länger frisch. Besonders haltbar sind Nadelbäume mit viel Harz wie die Nordmanntanne oder die Kiefer. Graf berichtet, dass im benachbarten Frankreich der „Normalfall“ sei, dass der Baum zum ersten Advent aufgestellt wird. Die Begründung ist auch dort: Damit man in der Vorweihnachtszeit was davon hat. In Frankreich bleibe der Baum nicht mal bis zum Dreikönigstag stehen, sondern werde gleich nach Weihnachten wieder ausgemustert.

In Deutschland blieb bis in die 1960er Jahre hinein noch in manchen Familien der Christbaum bis 2. Februar stehen. Dann nämlich geht mit Mariä Lichtmess 40 Tage nach Weihnachten die kirchlich-liturgische Weihnachtszeit eigentlich erst zu Ende. Graf sagt lachend: „So lange hielten Christbäume auch heute nur aus, wenn, wie früher, in den Stuben von Montag bis Samstag nicht geheizt würde.“