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Flüchtlingsunterkunft
Die Polizei geht von Brandstiftung aus

Als die Polizei kurz nach vier Uhr eintraf, stand ein Gebäude der Flüchtlingsunterkunft voll in Flammen. Der Qualm war weithin zu sehen. Fotos: Karsten Schmalz
Als die Polizei kurz nach vier Uhr eintraf, stand ein Gebäude der Flüchtlingsunterkunft voll in Flammen. Der Qualm war weithin zu sehen. Foto: Karsten Schmalz
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24-jähriger Mann aus Gambia am Bahnhof festgenommen – Tatverdächtiger war auch in einen Brand in Kornwestheim verwickelt

Marbach. Brandstiftung ist nach Auskunft der Polizei vermutlich die Ursache für ein Feuer, das am frühen Donnerstagmorgen eines von vier Gebäuden der Flüchtlingsunterkunft am Bahnhof zerstört und ein weiteres beschädigt hat. Drei Menschen wurden leicht verletzt. Die Polizei hat einen 24-jährigen Mann aus Gambia vorläufig festgenommen, in dessen Zimmer der Brand mutmaßlich ausgebrochen war. Er war nach dem Ausbruch des Feuers Richtung Marbacher Bahnhof geflüchtet.

Der Alarm war um 4.02 Uhr bei der Marbacher Feuerwehr eingegangen: Mehrere Anrufer meldeten, dass es in der Sammelunterkunft am Bahnhof brenne. Zwei Löschzüge samt Drehleiter rückten aus. Da stand einer der vier Wohncontainer bereits voll in Flammen. Mit Atemschutzgerätzen drang die Feuerwehr in das Gebäude ein. Einsatzkräfte der Polizei hatten sofort mit der Evakuierung der vier Gebäude begonnen, in denen rund 100 Personen gemeldet sind.

„Das Hauptfeuer hatten wir relativ schnell im Griff“, sagt Marbachs Feuerwehrkommandant Alexander Schroth, „aber dann mussten wir das Dach öffnen und Glutnester löschen.“ Das dauerte bis in den späten Vormittag. Wegen der starken Rauchentwicklung hatte die Polizei nicht nur den Brandort, sondern auch den angrenzenden Bahnhof und die Rielingshäuser Straße gesperrt. Außer der Marbacher Feuerwehr waren Feuerwehrleute aus Affalterbach, Erdmannhausen und Ludwigsburg an dem Einsatz beteiligt, insgesamt 75 Einsatzkräfte. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei sind bei dem Brand vier Personen leicht verletzt worden: drei Bewohner und ein Feuerwehrmann. Einer der Bewohner hatte sich verletzt, weil er aus einem Fenster im ersten Stock gesprungen war.

Kurz nachdem die Feuerwehr in Marbach ausgerückt war, bemerkte Marbachs Bürgermeister Jan Trost beißenden Brandgeruch in seinem Schlafzimmer; als er den Rolladen hochzog, „habe ich Flammen gesehen und Rauch“ – die Familie Trost wohnt im Gebiet Kirchenweinberg in Sichtweite des Brandherds.

Die Bewohner seien sehr gefasst gewesen, schildert Trost, der vor Ort war; das Deutsche Rote Kreuz hatte sie bereits mit Decken versorgt, ein Marbacher Bäcker brachte Verpflegung vorbei.

Nachdem die Polizei erste Zeugen befragt hatte, richtete sich ein Tatverdacht gegen den 24-Jährigen, der gemeinsam mit seinem gleichaltrigen Bruder ein Zimmer in der Unterkunft bewohnt. Ob der Brand absichtlich herbeigeführt worden war oder durch Fahrlässigkeit entstanden war, sollen die weiteren Ermittlungen ergeben. Weil sich der junge Mann offenbar in einem psychischen Ausnahmezustand befand, ließ die Polizei ihn in eine psychiatrische Einrichtung bringen.

Der 24-Jährige und sein Bruder waren im März vergangenen Jahres ins Visier der Polizei geraten, weil sie in ihrem damaligen Zimmer in einer Unterkunft im Kornwestheim zwei Heizlüfter eingesetzt und damit fahrlässig einen Brand verursacht hatten. Schaden damals: Rund 450.000 Euro.

In Marbach war gestern morgen auch Vize-Landrat Jügen Vogt vor Ort. Der Landkreis betreibt die Flüchtlingsunterkunft in Marbach. Zunächst wurden alle Bewohner – vor allem Familien aus Syrien, Irak und Nigeria, aber auch alleinstehende Männer aus unterschiedlichen Ländern in einer Sporthalle in Affalterbach untergebracht. Die Bewohner der Gebäude drei und vier, die nicht von dem Brand betroffen waren, sollten noch am gleichen Tag in die Unterkunft zurückkehren. Für die 54 Personen, die in beschädigten Gebäuden untergebrcht werden, „werden wir nach alternativen Unterbringungsmöglichkeiten im Landkreis suchen“, sagte Vogt im Gespräch mit unserer Zeitung. Das sei aber zu schaffen, da die Flüchtlingsheime des Landkreises derzeit nur zu 70 Prozent ausgelastet seien.

Während das Gebäude in dem das Feuer ausgebrochen war nicht mehr bewohnbar ist, soll das zweite Gebäude gründlich gelüftet, auf Schadstoffe untersucht und wieder bezogen werden.