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Diese jüdische Poesie ist für die Ewigkeit

Hält Cohens musikalisches Vermächtnis lebendig: das Leonard-Cohen-Project. Foto: Oliver Bürkle
Hält Cohens musikalisches Vermächtnis lebendig: das Leonard-Cohen-Project. Foto: Oliver Bürkle
Großer Andrang beim Auftritt des Leonard-Cohen-Projects im PKC – Trio sorgt für ruhige Töne an einem stürmischen Tag

Freudental. An einem stürmischen Abend hat es im Pädagogisch-Kulturellen Centrum ehemalige Synagoge (PKC) in Freudental ruhige Lieder gegeben: Das Leonard-Cohen-Project aus Ludwigsburg war am Sonntagabend gekommen und sprengte die räumlichen Kapazitäten. Eine große Menge an Menschen drängte sich in die alte Synagoge, um Jürgen Gutmann, Thomas Schmolz und Manuel Dempfle live zu erleben.

Eine so große Masse an Menschen hat Michael Volz, Leiter des PKC, in seiner Amtszeit noch nicht erlebt. Zahlreiche Gäste drängten sich vor dem Konzert des Leonard-Cohen-Projects in das Gebäude. Zum Ärger mancher waren Kartenreservierungen nicht angekommen und so bildete sich sogar eine Warteschlange vor der Tür. Einzige Ausweichmöglichkeit war die Empore, die allerdings nur Stehplätze bot.

Für die Musiker Jürgen Gutmann, Thomas Schmolz und Manuel Dempfle war die Atmosphäre trotzdem ein guter Nährboden, um ihre Vorliebe für den kanadischen Komponisten Leonard Cohen auszuleben. Dieser war der Enkel von zwei Rabbinern aus Montreal. „Von daher passt er sehr gut zu uns in das PKC“, sagte Michael Volz in seiner Anmoderation. Cohens Lieder sollen sogar demnächst im Unterricht zahlreicher jüdischer Gemeinden in Deutschland verwendet werden. „Darin ist viel alttestamentarische Weisheit“, so Volz.

Das Leonard-Cohen-Projekt sieht die Poesie des Meisters als ähnlich wertvoll an. „Er wollte eigentlich Dichter werden, hat dann aber seine Lyrik doch vertont“, ließ Jürgen Gutmann wissen. Er ist die Stimme im Gitarrentrio. Mit zartem Schmelz präsentierte er im PKC den Klassiker „Suzanne“. Dabei schaffte er es, trotz großer Zartheit nicht ins Kitschige abzudriften. Das Trio arrangiert vor allem die frühen Lieder Cohens für die eigenen Bedürfnisse – und die sind bei drei Gitarren und ohne Backgroundchor eben abgespeckter als im Original. 40 Auftritte pro Jahr sprechen jedoch dafür, dass diese Art der Interpretation bei den Menschen gut ankommt. Eigentlich wollte Gutmann schon lange Cohen spielen. Doch erst im November 2012 raffte er sich dazu auf, sich bei einem großen Festival zu bewerben, und erhielt eine Zusage. Den Versprechungen an die Veranstalter mussten Taten folgen. Mit seinen zwei Kollegen erarbeitete er sich innerhalb von sechs Monaten ein starkes Repertoire von Cohen. Und davon leben die drei noch heute musikalisch. Mit großer Konzentration trugen sie auch „So long Marianne“, „Bird on a wire“ und „Hey, that’s no way to say goodbye“ vor. In allen drei Liedern verarbeitete Cohen seine Liebe zur Norwegerin Marianne Ihlen. Mit ihr verlebte er intensive Zeiten auf der griechischen Insel Hydra. „Die Liebe verlief sich dann so einfach, ohne dass man sich wirklich verabschiedet hat“, erläuterte Gutmann. Als Ihlen im Juli 2016 starb, schrieb Cohen ihr ein Gedicht und prophezeite darin, dass er ihr bald folgen werde. Dies geschah im November desselben Jahres.

Dank des Leonard-Cohen-Projects und seines Könnens bleibt sein Vermächtnis allerdings noch lange lebendig.