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Geschichte
Es gibt noch viel zu erforschen

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Handarbeiten, Bogenschießen oder Wache schieben: Das historische Lager am Kleinaspergle holt das Leben der Kelten in die Neuzeit.Fotos: Andreas Becker
Handarbeiten, Bogenschießen oder Wache schieben: Das historische Lager am Kleinaspergle holt das Leben der Kelten in die Neuzeit. Foto: Andreas Becker
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Historisches Lager vermittelt Einblick in das Leben der Kelten – Beitrag zum 1200-Jahr-Jubiläum der Stadt Asperg

Asperg. „Die Kelten sind zurück“: So lautete am Wochenende das Motto am Kleinaspergle. Rund um die Grabstätte eines Keltenfürsten aus dem fünften Jahrhundert vor Christus konnten sich die Besucher in einem historischen Lager über das Leben der Kelten informieren.

Wolf-Dietrich Herder breitet am Samstagmittag auf der Auslagefläche seines Standes ein vielfältiges Sammelsurium keltischer Gegenstände aus. Ob Schmuck, Kleider oder diverse Waffen: Wer sich für die Kultur der Kelten interessiert, für den ist Herders Stand eine echte Fundgrube.

Der Keltenexperte präsentiert auch das Replikat einer keltischen Getreidemühle, freilich im Miniaturformat. „Das Original wurde im Heidengraben auf der Schwäbischen Alb gefunden“, sagt Herder. „Es wiegt 100 Kilogramm – das wäre einfach viel zu schwer, um es auf einen Markt oder zu einer historischen Lagerstätte wie hier mitzunehmen.“

In einem kleinen Schaukasten zeigt Herder, welche Feldfrüchte – beispielsweise Weizen, Hirse, Gerste, Linsen oder Bohnen – die Kelten im ersten Jahrtausend vor Christus angebaut haben. Er selbst habe sich auf die späte Latènekultur des ersten Jahrhunderts vor unserer Zeitrechnung spezialisiert, erläutert er. All seine Waffen, Kleider und andere Utensilien habe er nach Vorlagen dieser Zeitperiode angefertigt.

Römer übernehmen die Hosen

Herder ist nur eines von zahlreichen Mitgliedern des Vereins für historisches Handwerk und lebendige Geschichte, die im Jahr des 1200. Jubiläums der Stadt Asperg rund ums Kleinaspergle historische Berufe aus der Keltenzeit vorstellen, unter anderem Schmied, Schuster, Kammweber oder Naturfärber.

„Unsere Vereinsmitglieder kommen aus dem gesamten süddeutschen Raum“, sagt der Vorsitzende Jan Vogel, während er an einer Hose näht. Im Gegensatz zu den Römern hätten die Kelten Hosen getragen, erklärt Vogel, die Römer hätten diesen Brauch dann auch übernommen. Man wisse aber nicht genau, wie sich die Kelten kleideten, „es gibt keine Stoffe oder Schnittmuster aus dieser Zeit“.

Wohl aber Abbildungen auf antiken Vasen oder Behältern, aus denen die Kelten tranken. Zudem schriftliche Überlieferungen, in denen sich Römer und Griechen über die Kelten äußerten. Diese Quellen seien freilich mit Vorsicht zu genießen, meint Vogel. Denn schon in früheren Zeiten waren Lügen und Propaganda gegen fremde Völker weit verbreitet. „Deshalb handelt es sich bei meinen Kleidern auch um Interpretationen“, sagt Vogel. „Ich arbeite zum Beispiel mit Schurwolle, Leinen oder Flachs.“

Bei einer historischen Modenschau können sich Besucher, die schon bald nach der Eröffnung des historischen Lagers zahlreich zum Kleinaspergle strömen, am Samstagnachmittag über die keltische Haute Couture informieren. Bei kleinen Schaukämpfen demonstrieren die Vereinsmitglieder, wie die Kelten ihre Schwerter, Speere und Schilde im Gefecht einsetzten.

Natürlich nimmt auch Wolf-Dietrich Herder an dem Scharmützel teil. Dabei verwendet er unter anderem ein „Beutestück“, wie er lachend erzählt: Den Stab eines römischen Zenturios – einen Stock aus Rebenholz, mit dem der römische Befehlshaber auf seine Untergebenen eindreschen konnte. „Mich fasziniert an der Keltenzeit, dass noch nicht alles erforscht ist“, sagt Herder. „Man erfährt immer wieder von Dingen und Zusammenhängen, die bisher noch gar nicht bekannt waren“.