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Tiere
Für Carlos beginnt ein neues Leben

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Als sich herausstellt, dass der Berner Sennenhund-Labrador-Mischling Carlos dringend ein neues Kniegelenk braucht, das sich sein Frauchen Susanne Schmechel aber nicht leisten kann, ergießt sich eine Welle der Solidarität über die beiden.

Schwieberdingen. Raureif und Kälte legen sich am Morgen über den Garten in Schwieberdingen. Doch Carlos, den vier Jahre alten, schwarzen Berner Sennenhund-Labrador-Mischling, zieht es trotzdem nach draußen. Über eine Rampe klettert der Hund auf den Rasen. Er hat einen mächtigen Stock im Maul, den er wahlweise ausspuckt oder wieder aufnimmt. Carlos humpelt deutlich auf seinem linken Hinterbein. Dort ist eine knapp zehn Zentimeter lange Narbe zu sehen. Das Fell ist noch nicht vollständig nachgewachsen. „Er kann den Fuß kaum belasten“, sagt sein Frauchen Susanne Schmechel. Außerdem bekommt Carlos starke Schmerzmittel verabreicht, die zuweilen Übelkeit hervorrufen. „Das macht ihn manchmal richtig schlapp“, sagt Schmechel.

Anfang dieses Monats muss sich Carlos einer fast vierstündigen Operation unter Vollnarkose bei einem Tierarzt in Leonberg-Höfingen unterziehen. Der Mediziner bohrt Carlos Löcher in den Oberschenkel- und Unterschenkelknochen seiner linken Hinterhand und zieht Fäden da durch. „Sie sind so stark, dass sie ein Auto ziehen können“, sagt sein Frauchen. Dazu kommen Scheiben, die sein Kniegelenk am richtigen Punkt fixieren. Susanne Schmechel findet: „Alles in allem hat Carlos die OP gut verkraftet. Aber er hat noch eine lange Schonphase vor sich. Die Ärzte geben keine Prognose ab.“

Im Sommer 2018 zieht sich Carlos eine schwere Knieverletzung zu. Schmechel ist mit ihrem Vierbeiner auf den Feldern rund um Schwieberdingen unterwegs. Der Mischling tobt mit einem anderen Hund herum, so wie es die Tiere gerne tun. Auf dem Heimweg merkt sie, dass Carlos lahmt, und alarmiert den Tierarzt, der sofort Röntgenbilder anfertigt. Darauf ist zu sehen, dass sich das Gelenk hinten links verschoben hat. Es kommt zu mehreren Eingriffen, die nicht die gewünschte Wirkung zeigen (wir berichteten).

Ihr Tierarzt diagnostiziert später eine Arthrose, die mit einem künstlichen Kniegelenk zu beheben wäre. Der Kostenpunkt: rund 3000 Euro plus Nachversorgung. Das Problem: Die Rentnerin, die früher als Sozialpädagogin gearbeitet hat, kann sich den Eingriff nicht leisten. Doch die Zeit drängt. „Wenn Carlos nicht bald unters Messer kommt, weiß keiner, was mit ihm passiert.“

Susanne Schmechel startet im Internet eine Spendenkampagne und erzählt Anfang November unserer Zeitung ihre Geschichte. Was daraufhin einsetzt: eine Welle der Solidarität. „Tagelang klingelt mein Telefon. Es melden sich so viele tolle Menschen, die mir helfen wollten.“ Die Anrufer beeindruckt, dass Carlos offenbar viele Liebe und Zuwendung bekommt. Eine Frau schreibt Schmechel eine Kurznachricht: „Ihr seid ein tolles Team.“ Eine andere ist „in Gedanken bei Euch“. Schnell ist das Geld für Carlos’ OP plus eine schöne Rücklage für Folgeuntersuchungen beisammen. Sein Frauchen sagt: „Ich bin überwältigt und zu Tränen gerührt.“

Carlos’ Tierarzt nimmt derweil Abstand davon, dem Berner Sennenhund-Labrador-Mischling ein künstliches Kniegelenk einzusetzen – zu aufwendig und langwierig. Es hätte ein Implantathersteller aus Hannover eingeschaltet werden müssen, der die Prothese maßgeschneidert anfertigt und per Flugzeug ins Strohgäu schickt. Stattdessen entscheidet sich der Tierarzt für die Alternativmethode, die sich mutmaßlich als richtig herausstellt. Als der Mediziner Carlos aufschneidet, merkt er, dass der Zustand des Gelenks und der Bänder kein künstliches Gelenk mehr vertragen hätte.

Susanne Schmechel erlebt nach eigenen Angaben frohe Weihnachten. Mit Blick auf Carlos sagt sie: „Seine Wunde sieht gut aus. Ich mache mir aber auch noch Sorgen.“ Ihr Wunsch zu Silvester lautet: Dass Carlos noch acht bis zehn gute Jahre bekommt.