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Gastronom klagt mit Erfolg

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Die Kuh ist nicht vom Dach: Auch die Dekoration der Berghütte bekam schlechte Bewertungsnoten – erlaubt ist sie aber allemal.Foto: privat
Veranstalter muss bis Freitag erneut über die Zulassung der Schweizer Hütte entscheiden

Es sind gerade einmal fünf Pünktchen, die über Wohl oder Wehe entscheiden. Fünf Punkte, mit denen es Heiko Laur doch noch möglich sein könnte, am kommenden Dienstag seine Schweizer Berghütte auf dem Ludwigsburger Weihnachtsmarkt aufzubauen. Bekommt er diese fünf Punkte für Zuverlässigkeit, zählen diese dreifach – und bescheren ihm damit die 75 Punkte, die er in der Bewertungsskala von Tourismus & Events benötigt, um überhaupt in die Auswahl zu kommen. Heiko Laur kommentierte das gestern reichlich trocken: „Diese Entscheidung ist erfreulich.“ Und diese 15 Punkte sind in greifbarer Nähe: Gestern hat das Verwaltungsgericht Stuttgart entschieden, dass Tourismus & Events bis kommenden Freitag erneut über den Antrag Laurs befinden muss, mit Hugos Berghütte einen Platz zu ergattern. Wie berichtet, hatte Laur einen Eilantrag auf Zulassung gestellt, nachdem er nur 60 Punkte erreicht hatte. 75 sind für Stände mit Alkohol das Mindeste, 70 Punkte für die anderen.

Auf diese Bewertung ging das Gericht explizit ein: Ein Mitarbeiter Laurs, der zudem betrunken gewesen sein soll, hatte im Jahr 2017 eine städtische Mitarbeiterin rüde beschimpft. Das Gericht folgte hier Laurs Argumentation, dass dieser Mitarbeiter nicht mehr beschäftigt ist und damit ein solches Fehlverhalten nicht mehr wahrscheinlich sein werde. „Grundsätzlich besteht bei der Auswahl Gestaltungsfreiheit und ein großer Ermessensspielraum“, erläutert die Gerichtssprecherin, „aber die Prognose muss sich auf den richtigen Sachverhalt beziehen.“ So sei die Zuverlässigkeitsrichtlinie nicht richtig angewandt worden. Es sollen keine Vergleiche gezogen werden, sondern es muss absolut bewertet werden.

Dieses Ergebnis bezeichnet Mario Kreh als „Überraschung“. Der Geschäftsführer von Tourismus & Events wähnte sich im Disput mit Heiko Laur, der sich seit der Absage im Juni hinzieht und auch den Gemeinderat beschäftigte, auf der sicheren Seite. Nun sei klar: „Das Gericht setzt andere Kriterien an.“ Danach habe Tourismus & Events Laurs Verfehlungen, beziehungsweise die seines Mitarbeiters, zu stark in die Prognose 2018 einbezogen. Kreh: „Wir haben eben kritischer bewertet.“

Hugos Berghütte wäre kein schlechter Stand, betont Kreh, aber stünde im Vergleich mit anderen schlechter da. „Er hatte die meisten Verfehlungen.“ Von später Schließung war die Rede und von lauter Musik. Es gab Vorwürfe, Laur habe Besucher von Ständen abgeworben. Ein Standnachbar, mit dem er im leidenschaftlichen Clinch liegt, hatte ihn angezeigt. Auch hier vermisste das Gericht Belege: „Die Vorwürfe sind nicht substantiiert worden.“ Kreh ärgert das, der von Besuchern spricht, die dies bezeugen könnten.

Mit der Entscheidung bringt das Verwaltungsgericht den gesamten Kriterienkatalog ins Wanken. Neue Stände bekommen automatisch fünf Punkte in der Zuverlässigkeit, wiederkehrende Betreiber indes werden nach der Vergangenheit bewertet. In der Bewertung enthalten sind in Schritten von 0 bis 15 Punkten bauliche Gestaltung und Sonstiges, Waren und Zuverlässigkeit werden dreifach gewertet, Deko und Traditionsgeschäft zweifach. Man werde sich jetzt in Ruhe mit der Auflage befassen, sagt Kreh, doch er hat den Katalog im Blick. „Wir werden sicher nachbessern.“ Spannend wird es, wenn Laur – und so sieht es derzeit aus – 15 Punkte mehr erhält und damit der 20. Gastronomiestand mit Alkohol sein könnte. Erlaubt sind eigentlich nur zehn Prozent, also 19 von 189 Betreibern. Damit verstieße man eigentlich gegen die eigenen AGB, so Kreh. Weil es noch einen anderen Stand mit nur 75 Punkten gibt, müsste das Los entscheiden – ein Unding eine Woche vor Beginn des Weihnachtsmarktes. Doch das Gericht hat auch hier Stellung bezogen. Laur müsse einbezogen werden, so die Sprecherin. „Es ist sicher möglich, ihn irgendwo zusätzlich mit einem Standplatz auszustatten.“

Kreh denkt bereits um: „Wenn es tatsächlich zum Äußersten kommt, haben wir einen Platz.“ In der Oberen Marktstraße, dem letzten Standort der Berghütte, werde dieser aber nicht sein. Aber egal, wo: Kriegt Laur mit Hütte erneut einen Standort, gehört er im fünften Jahr zu den Traditionsgeschäften. Schon wieder zehn Punkte mehr.