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Öffentlicher Nahverkehr
Guter Start für das neue Stadtticket

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Verkauf der gelösten Fahrscheine für Kurzzonen steigt um sieben Prozent – Tarifsystem ist übersichtlicher geworden

Es ist bisher nur ein erster Trend, aber ein durchaus positiver: Das Stadtticket, das seit dem 1. August vergünstigtes Busfahren im Stadtgebiet von Ludwigsburg ermöglicht, hat innerhalb von zwei Monaten zu einem Anstieg der Fahrgastzahlen im Kurzstreckenbereich um knapp sieben Prozent geführt. „Man kann diese positive Entwicklung durchaus auf die Einführung des Stadttickets zurückführen“, zeigt sich Martin Schugt vom VVS (Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart) überzeugt.

„Die Busse sind voller“, hat auch Carry Buchholz, Geschäftsführerin der Ludwigsburger Verkehrslinien (LVL), beobachtet. Es lohne sich jetzt ganz besonders, sein Auto stehen zu lassen und auf den Bus umzusteigen. Das gelte auch für Familien oder Freundeskreise, die von dem günstigen Gruppenticket profitieren. „Das Stadtticket macht die Nutzung des ÖPNV äußerst attraktiv“, so Buchholz. Einen großen Vorteil sieht sie darin, dass das Tarifsystem übersichtlicher geworden sei: „Jeder Fahrgast zahlt das Gleiche“.

Aus betrieblicher Sicht schaut sie noch mit „etwas Sorge“ auf die Vorweihnachtszeit, in der die Busse, die in Richtung Innenstadt fahren, ohnehin stark frequentiert sind. Sie befürchtet, dass an den Wochenenden, wenn die Taktung nicht so dicht ist wie an Werktagen, die Kapazitätsgrenze bei Fahrern und Fahrzeugen erreicht werden könnte.

Wie erleben die Busfahrer, die Tag für Tag unterwegs sind und Kontakt zu den Fahrgästen haben, die Resonanz auf das Stadtticket? „Es gibt viele Bürger, die noch nicht wissen, dass es das günstige Ticket gibt“, schildert Davut Okumus seine Beobachtung. Er sitzt oft in den Bussen der Linie 421 am Steuer. Diese führt von Neckarweihingen durch die Ludwigsburger Innenstadt bis nach Oßweil-Süd.

Wie LVL-Betriebsleiter Frank Metzger ankündigt, wolle man Informationen an den Haltestellen anbringen und mit Aufklebern auf den Busscheiben verstärkt für das Stadtticket werben. Auch die 165 Fahrer, die bei der LVL tätig sind, weisen die Fahrgäste in der Regel auf das günstigere Ticket hin. „Steigt morgens ein Fahrgast in den Bus und will ein Einzelticket lösen, frage ich ihn, ob er am gleichen Tag zurückfahren will“, so Davut Okumus. Wer die Frage bejaht, dem biete er das Tageticket an, das für beliebig viele Fahrten in der Residenzstadt genutzt werden kann. Auch der Fahrer profitiert, weil der Bezahlvorgang für ein zweites Ticket entfällt. Kostbare Zeit wird gespart.

Fahrgäste, die von Asperg oder Kornwestheim in Richtung Ludwigsburg fahren, beklagen sich, dass sie nicht in den Genuss des vergünstigten Tickets gelangen, berichtet Busfahrer Nevzat Ugur im Gespräch mit unserer Zeitung. Auf der anderen Seite würden viele Menschen ungläubig reagieren, wenn er sie auf das günstige Tagesticket, das vor allem für Gruppen attraktiv ist, hinweise. Denn nicht die Entfernung zum Zielort spielt eine Rolle. Das günstige Ticket können nur die Fahrgäste lösen, die an einer Haltestelle in Ludwigsburg einsteigen. Das führt zu befremdlichen Situationen wie auf der Linie 433, die vom Ludwigsburger Stadtteil Poppenweiler über die Remsecker Stadtteile Hochberg und Hochdorf über Ludwigsburg nach Asperg führt: Nur wer an den Haltestellen in Poppenweiler oder später in Ludwigsburg einsteigt, kann das Billigticket lösen. „Ich darf das Stadtticket in Poppenweiler, nicht aber in Remseck verkaufen“, so Okumus.

Und es gibt weitere Buslinien, die Stadtgrenzen überschreiten, wie die N 43. In Sachen Stadtticket in die Röhre schauen auch die Fahrgäste aus Pattonville: Sie zahlen 2,50 Euro für ein Einzelticket, während sie an der nächsten Haltestelle Netzestraße im angrenzenden Grünbühl in den Genuss des vergünstigten Fahrpreises kommen. Auch wenn es im Sinne des VVS sei, dass es ein einheitliches Tarifsystem gebe, müsse man jede Kommune für sich betrachten, gibt LVL-Betriebsleiter Frank Metzger zu bedenken. Wichtig sei gewesen, dass das Stadtticket preislich dem Monats- und Jahresticket keine Konkurrenz mache.

Und wie finden die Fahrgäste das Stadtticket? „Ich fahre sonst immer mit dem Auto“, erzählt eine Frau aus Neckarweihingen, die am ZOB (Zentraler Omnibusbahnhof) auf den Bus wartet. Mehr als drei Monate nach der Einführung hat sie an diesem Tag zum ersten Mal ein vergünstigtes Ticket gebucht. Durch eine Nachbarin, aber auch aus der Tageszeitung habe sie von dem Angebot erfahren. „Ich werde es auf jeden Fall öfter nutzen, vielleicht auch mit der Familie“, steht für sie bereits fest, dass sie ihr Auto demnächst häufiger zu Hause stehen lassen will.

„Ich finde das Stadtticket toll, es ist optimal für mich“, ist auch Christine Steinke aus Eglosheim ein echter ÖPNV-Fan geworden. Aktuell fahre sie sie fast täglich zum Klinikum nach Ludwigsburg. Dort einen Parkplatz zu finden, sei sehr schwierig, gibt die 73-Jährige zu bedenken, die normalerweise immer mit dem Auto unterwegs ist. Auch sie hat aus der Zeitung von diesem neuen Angebot erfahren.

„Ich habe schon davon gehört. Das ist eine tolle Sache, ich benötige es aber nicht“, verweist ein junger Student auf sein Semesterticket.