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Rotes Kreuz
Keine Alternative zur Sanierung

Walter Adler bleibt Präsident des Kreisverbandes.Foto: Andreas Becker
Walter Adler bleibt Präsident des Kreisverbandes. Foto: Andreas Becker
DRK-Kreisversammlung wählt neuen Vorstand - Walter Adler bleibt Präsident – Rettungsdienst ist weiter Problemfall

GERLINGEN. Es stünden wichtige Beschlüsse auf der Tagesordnung, sagt der Gerlinger Bürgermeister Georg Brenner, als er am Freitagabend als Hausherr die Delegierten der Kreisversammlung des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in der Stadthalle begrüßt. Die Entscheidungen, so der Bürgermeister, müssten auch unter einem ganz bestimmten Aspekt getroffen werden: „Dass das DRK im Landkreis Ludwigsburg zu alter Stärke und Anerkennung zurückfindet“, sagt Brenner. „Das wünschen sich viele im Landkreis Ludwigsburg, auch viele Mitglieder wie ich.“

Schon in dieser Begrüßung wird deutlich, dass beim DRK immer noch Einiges im Argen liegt - fast schon ein Dauerzustand im unter chronischer Finanzschwäche leidenden Kreisverband. Bereits Anfang des Jahrzehnts wurde eine Sanierung eingeleitet, um das DRK im Landkreis dauerhaft in die schwarzen Zahlen zu führen. Damals waren Schulden in Millionenhöhe aufgelaufen, derzeit steht der Kreisverband noch mit mehr als zwei Millionen Euro in der Kreide.

Zu allem Überfluss hat zuletzt auch noch der einst als Feuerwehrmann geholte Geschäftsführer Manfred Hormann gekündigt. Bislang habe man das entstandene Vakuum zwar auffangen können, so Kreisverbandspräsident Walter Adler, „aber auf Dauer ist das natürlich nicht möglich“. Deshalb sei die Stelle erneut ausgeschrieben worden. Mitte Juli ist die Bewerbungsfrist abgelaufen, laut Adler haben bereits sechs potenzielle Nachfolger ihre Unterlagen eingereicht.

„Der Landkreis ist auf ein gutes und starkes DRK angewiesen“, betont Heiner Pfrommer, Sozialdezernent im Ludwigsburger Landratsamt. „Bestimmte Aufgaben wie den Rettungsdienst könnten wir ohne das DRK gar nicht erledigen.“ Unter dem Strich sieht Pfrommer den Kreisverband auf einem guten Weg, auch wenn aus seiner Sicht noch manche „Unebenheit“ ausgeglichen werden muss.

In Ermangelung eines Schatzmeisters stellt der stellvertretende Kreisbereitschaftsleiter Steffen Schassberger die Jahresrechnung 2018 vor, die bei einem Umsatz von etwa 15,8 Millionen Euro einen Überschuss von 150 000 Euro (2017: rund 40 000 Euro) ausweist. Nach wie vor defizitär sind die sozialen Dienste mit einem Fehlbetrag von knapp 340 000 Euro und der Rettungsdienst mit einem Minus von 17 000 Euro.

Ein Überschuss von mehr als 500 000 Euro wurde dagegen in der allgemeinen Rotkreuzarbeit erwirtschaftet. Anlass zur Sorge bereitet nach wie vor die niedrige Eigenkapitalquote von gerade mal 14 Prozent. „Damit sind wir noch weit entfernt von den im Sanierungsfahrplan festgelegten 45 Prozent“, so Steffen Schassberger.

Die Kreisversammlung verläuft in ausgesprochen ruhigem Fahrwasser. Die Jahresrechnung wird ohne Gegenstimme verabschiedet, in der Aussprache meldet sich niemand zu Wort, und auch das neue Präsidium wählen die Delegierten einstimmig ins Amt.

Walter Adler bleibt Präsident des Kreisverbands, und mit Martin Gerlitzky, der dieses Amt in der Vergangenheit schon einmal ausübte, steht auch wieder ein Schatzmeister dem Kreisverband zur Verfügung.

In seiner ersten Amtsperiode sei es ihm nicht gelungen, „das Steuer so rumzureissen, wie wir es gerne gehabt hätten“, räumt Gerlitzky ein, als er sich nach der Wahl an die Kreisversammlung wendet. Zuletzt habe sich der Kreisverband auch finanziell positiv entwickelt, meint der Schatzmeister, warnt allerdings: „Bei einer solch niedrigen Eigenkapitalquote ist jeder Fehler gefährlich – sehr gefährlich sogar.“ Deshalb sehe er es zunächst als seine Aufgabe an, „auf dem nicht vorhandenen Geldsack zu sitzen und nur das rauszugeben, was wir wirklich haben“.

Hans Heinz ist ebenfalls zufrieden. Mit dem Jahresabschluss 2018 befinde sich der Kreisverband auf einem guten Weg, meint auch der Geschäftsführer des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg. Zu einer Fortführung des eingeschlagenen Sanierungskurses gebe es keine Alternative. Heinz wertet den Überschuss im vergangenen Jahr aber „als Indiz dafür, dass wir die richtige Richtung eingeschlagen haben“.

Das gelte auch für den chronisch unterbesetzten Rettungsdienst, bei dem sich langsam, aber sicher die verstärkte Ausbildungstätigkeit bemerkbar mache. „Wir haben viel zu spät ausgebildet“, zeigt sich der Geschäftsführer selbstkritisch. „Bis 2022 müssen wir dafür noch büßen, aber wir haben den Rubikon mittlerweile überschritten.“