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Mittelalter
Von Rittern, Henkern und Mönchen

Zauberer, Gaukler, Musikanten gehören zum Historischen Markt dazu, und das Publikum – ob gewandet oder nicht – lässt sich gerne unterhalten. Fotos: Andreas Becker
Zauberer, Gaukler, Musikanten gehören zum Historischen Markt dazu, und das Publikum – ob gewandet oder nicht – lässt sich gerne unterhalten. Foto: Andreas Becker
Historischer Eingang zum Markt.
Historischer Eingang zum Markt.
Die Ritter aus Baden ziehen in die Stadt ein und sorgen für Recht und Ordnung.
Die Ritter aus Baden ziehen in die Stadt ein und sorgen für Recht und Ordnung.
Alles von Hand geschnibbelt: Hier gibt es Gemüsesuppe.
Alles von Hand geschnibbelt: Hier gibt es Gemüsesuppe.
Furchteinflößend: Der Scharfrichter.
Furchteinflößend: Der Scharfrichter.
Mönche verstehen sich aufs Bier!
Mönche verstehen sich aufs Bier!
Die Eröffnung des 14. Historischen Marktes lockt 15.000 Schaulustige an – Start mit einem großen Umzug

Großbottwar. Begleitet von Dudelsackmusik kamen sie ums Eck auf den Rathausplatz, wo sie bereits von Gewandeten mit Trinkbechern empfangen wurden: Fahnenschwinger, Ritter aus Baden, orientalisch anmutende Gaukler, Tänzer, der freche Stelzenmann und der peitschenknallende Henker, der einem das Fürchten lehrte. Sie alle präsentierten sich dem Publikum, das am Samstag schon in großer Zahl zur Eröffnung des Historischen Marktes gekommen war.

Die Trinkbecher des Publikums waren nach dem Fassanstich bald gut gefüllt und alle stießen auf ein gelungenes Spektakel an. Der vom Verein Miteinander Attraktives Großbottwar (MAG) zum 14. Mal veranstaltete Markt hat von seinem Reiz nichts verloren. Am Wochenende stimmte wieder das Ambiente im historischen Stadtkern, die Zeitreise ins Mittelalter war perfekt und rund 15.000 Menschen bevölkerten die von imposanten Fachwerkhäusern gesäumten Gassen.

Die Menschen flanierten an den rustikalen Ständen vorbei, kauften bei Kräuterfrauen ein, genehmigten sich einen Schluck Met, bewunderten die Haarkränze mit Bändern und Blumen, ließen sich vom Duft der handgemachten Seifen betören oder machten sich auf die Suche nach einem neuen Gewand. Dabei kam es nicht nur auf die gute, mittelalterliche Schneiderkunst, sondern auch auf die Accessoires an. Schmuck, Fellbesatz und eine züchtige Haube komplettierten das Bild.

Die Herren trugen ihre ganze Macht zur Schau – samt Schwert, Ritterhelm, noblem Wams und Gamaschen. Nicht nur die Marktleute verkörperten die mittelalterliche Welt, auch die Besucher selbst hatten die Zeitreise gewagt. „Die Veranstaltung zieht immer mehr Besucher an, sie ist nach wie vor ein Erfolg, weil wir viel Wert darauf legen, dass alles authentisch ist“, bestätigte Organisator Peter Merkle im Gespräch mit unserer Zeitung. Da erhalte ein Aussteller auch schon mal eine Absage, fügte er hinzu.

Wie realitätsgetreu es zugeht, zeigte beispielsweise das Kinderkarussell, das mit einer Handkurbel zum Drehen gebracht wurde. Für die Kinder gab es außerdem ein Ritterturnier, sie konnten selbst kreativ werden oder sich im Bogenschießen üben. Vorbei an den Wachen bei den Stadttoren ging es hinein ins Getümmel, wo die freie Ritterschaft Baden für Recht und Ordnung sorgte. Mit den Herrschaften war nicht zu spaßen. Das traf auch auf den Henker Severinus zu, ein wahrhaft furchteinflößender Kerl, der Folterinstrumente aller Art dabei hatte und mit Peitschenknall auf sich aufmerksam machte.

Der Historische Markt hat dabei längst eine Eigendynamik entwickelt, wie das Beispiel der Mönche zeigt. Im beschaulichen Innenhof von Else Feil hatten sie wieder ihre Klosterschänke aufgebaut. Am Stammtisch hatten Anwohner im Großbottwarer Stadtkern einst beschlossen, auch beim Historischen Markt mitzumachen. Gesagt, getan, Else Feil stellte ihren Innenhof zu Verfügung, wo die Mönche Spanferkel und Wildmaultaschen aus eigener Herstellung sowie kräftigen Gerstensaft in Steinzeug-Krügen servierten. Alles war hausgemacht und die Laune bei der Gruppe um Uwe Trattberger gut, bereits zum siebten Mal waren sie mit dabei.

Die Besucher konnten Messerschleifern, Glasbläsern, Schmieden, Bogenbauern, Steinmetzen und Seilern bei ihrem Handwerk über die Schulter schauen und ließen sich am Abend von Feuerspuckern verzaubern. Vor allem der gestrige sonnige Sonntag bescherte dem Historischen Markt einen wahren Besucheransturm.