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EHRUNG
Wegweisend für Leichtbau

Wegweisend für Leichtbau
ELB-Chef Jörg Zerrer und Forschungsleiterin Anna Buling zeigen ein Bauteil, das mit Hochleistungskunststoff beschichtet wurde. Foto: Holm Wolschendorf
Wegweisend für Leichtbau
Leichtbau-BW-Geschäftsführer Wolfgang Seeliger, Jörg Zerrer, Anna Buling, Michael Brenner (alle ELB) und Wirtschaftsstaatssekretärin Katrin Schütz beider Preisverleihung (von links). Foto: Jürgen Schmidt
Ludwigsburger Eloxalwerk für neues Verfahren der Kunststoffbeschichtung ausgezeichnet
Stuttgart/Ludwigsburg. Eigentlich ist das Eloxalwerk Ludwigsburg (ELB) gar kein Leichtbauunternehmen, doch bei den erstmals landesweit vergebenen Thin-King-Awards der Leichtbauagentur Baden-Württemberg bekam der Mittelständler aus Ludwigsburg-Neckarweihingen den Publikumspreis. 2500 Experten aus Wirtschaft und Forschung hatten darüber abgestimmt, welche Innovation aus den vergangenen fünf Jahren sie für am bedeutendsten halten. Im Fall des Oberflächenveredlers ELB war es eine spezielle

Kunststoffbeschichtung, die Werkstoff um bis zu 100 Mal haltbarer macht und so für Leichtmetall ganz neue Einsatzmöglichkeiten eröffnet.

Seit 2014 hatte die Landesagentur für Leichtbau jeden Monat als sogenannten Thin-King eine besonders innovative Leichtbauentwicklung aus Baden-Württemberg vorgestellt. Nun wurde daraus ein Preis, der in diesem Jahr zum ersten Mal vergeben wurde – und das gleich fünffach. Denn eine sechsköpfige Jury aus Wissenschaftlern, Wirtschaftsvertretern und Fachjournalisten kürte die jährlichen Preisträger gleich rückwirkend bis zum Beginn der Thin-King-Kampagne, wobei die Jahre 2014 und 2015 gemeinsam gewertet wurden.

Für ELB-Geschäftsführer Michael Brenner ist der Community-Preis noch wichtiger als die von der Jury vergebenen Jahrespreise. „Wir können zeigen, wie wichtig Oberflächen für den Leichtbau sind“, sagt Brenner. Und damit habe man als Unternehmen, das gar nicht unmittelbar aus dem Leichtbau kommt, die Fachwelt überzeugt.

Bei dem von ELB neu entwickelten Verfahren wird der Hochleistungskunststoff PEEK mit Hilfe eines Lasers auf die Oberfläche eines Bauteils aufgeschmolzen. Angewendet wird dies beispielsweise bei Magnesium, weil das Metall zwar sehr leicht, aber weich und wenig korrosionsbeständig ist. Und durch das neue Verfahren muss auch nicht das gesamte Bauteil, sondern müssen nur die Stellen beschichtet werden, die der Reibung durch mechanische Beanspruchung ausgesetzt sind. Das spart Material und Energie, weil durch das gezielte Auftragen kein Material – etwa durch Sprühnebel – verloren geht, wie Brenners Geschäftsführer-Kollege Jörg Zerrer erläutert. „Außerdem setzen wir keine umweltschädlichen Lösungsmittel ein“, versichert er.

Für die Entwicklung des neuen Verfahrens arbeiteten das fünfköpfige ELBTeam um die Forschungsleiterin des Unternehmens, Anna Buling, mit dem Aachener Fraunhofer-Institut für Lasertechnik zusammen. Eingesetzt werden kann die PEEK-Beschichtung im Automotivebereich, aber auch im Maschinenbau, um bewegliche Teile gegen Verschleiß zu schützen.

Mit dem nun entwickelten Verfahren eröffnet sich für das Unternehmen ein neues Geschäftsfeld, wie Brenner sagt. Ein erstes Pilotprojekt mit einem Kunden laufe bereits. Zum Ende des Jahres könnte die Serienproduktion starten, hofft der ELB-Chef. Die Stückzahlen könnten genauso groß sein wie im Kerngeschäft des Eloxalwerkes, der Eloxierung von Aluminiumoberflächen und der Keramikbeschichtung von Bauteilen. Da werden bis zu eine Million Teile pro Jahr bearbeitet. Mit 40 Mitarbeitern gehört ELB zu den kleinen Mittelständlern in der Region, ist aber schon lange stark in Forschung und Entwicklung aktiv. Und wurde dafür wiederholt ausgezeichnet. Zwei Mal schaffte es das Unternehmen in einem Wettbewerb unter die 100 innovativsten Mittelständler in Deutschland.

Preis für Grünbrücke aus Seilnetzen

Einen Thin-King-Award bekam auch das Stuttgarter Bauingenieur-Büro str.ucture, das mit seinen Ideen für ressourcenschonende Grünbrücken derzeit im Landkreis Ludwigsburg für Aufmerksamkeit sorgt. Und dafür wurde das 2012 gegründete Büro auch ausgezeichnet.

Das Konzept von str.ucture sieht vor, Grünbrücken nicht mehr durch Betontunnel, die mit Erde überschüttet werden, zu bauen, sondern mit einer Leichtbaulösung aus Seilnetzen. Nach Einschätzung der Ingenieure werden durch die leichte Stahlnetzkonstruktion 90 Prozent weniger Baumaterialien benötigt. Und auch die Kohlendioxidemissionen könnten deutlich reduziert werden. Die Kosten sinken ebenfalls geschätzt um etwa die Hälfte. Im Landkreis Ludwigsburg sind solche Leicht-Grünbrücken in Freiberg auf 450 Meter Breite über die A 81 und ganz neu als Deckel über die Bahnlinie in der Ludwigsburger Südstadt im Gespräch. (jüs)