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Tiere
Wenn Naturschutz wollig wird

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Die kleinen Ouessantschafe haben es bei Solvey Peschl und ihren Paten gut. Im Winter bekommen sie zusätzlich Heu, Äste oder Gemüse. Fotos: Holm Wolschendorf
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Die neun Ouessantschafe sind klein, sehr klein. Sie sind flauschig und schnell. Sie sind genügsam und dienen auf einer Weide in Unterriexingen unter anderem als ökologische Rasenmäher: Vor etwa vier Jahren begann Solvey Peschl mit dem Schafbeweidungsprojekt, das inzwischen vom Nabu Markgröningen gefördert wird.

MArkgröningen. Wenn Solvey Peschl von dem Häuptling Lambert, dem Traumtänzer Eddy, dem kühnen Leibwächter Alex-Croissant oder dem sozialen Fetz spricht, dann denkt man vielleicht an eine kleine, außergewöhnliche Märchengeschichte. Doch um ein Märchen handelt es sich nicht, denn die Hauptdarsteller sind alle real – wenn auch sehr klein. Sie können gefüttert und gestreichelt werde und sie alle haben einen menschlichen Paten: die insgesamt neun Ouessantschafe von Solvey Peschl, die sich auch Shirley Tümpel nennt.

Vor mehr als vier Jahren keimte in ihr der Traum, den „Naturschutz auf vier Beinen“ mit der kleinsten Schafrasse der Welt ins Leben zu rufen. Peschl, die selbst im Nabu Markgröningen aktiv ist, traf während einer Veranstaltung auf einen Züchter aus Ingersheim, der die kleinen Schafe hält. „Am Anfang war es ein privates Projekt, dann haben wir den Nabu Markgröningen mit ins Boot geholt, der unser Anliegen unterstützt“, sagt sie.

Zu Beginn flitzten fünf Wollzwerge über die Weide im Markgröninger Ortsteil Unterriexingen, heute sind es neun. „Der Sinn und Zweck des Beweidungsprojekts sind unter anderem Natur- und Artenschutz und Landschaftspflege“, sagt Peschl. „Doch auch die Hinführung von Kindern und Jugendlichen zum Naturverständnis, die Freude bei der täglichen Pflege oder das Loslassen vom Stress spielen eine Rolle.“ Jeder Bock besitzt einen Paten, der für die Pflege der neun Tiere zuständig ist. „Jeder Pate hat einen Tag, an dem er die Böcke besucht. So ist garantiert, dass täglich mindestens eine Person hier war und nach dem Rechten sieht“, sagt Peschl. Ob aktiv oder passiv, jeder sei in der Gruppe herzlich willkommen.

Alle fünf bis acht Wochen wird der Beweidungsort geändert. „Das ist wichtig für die Böcke“, sagt die Naturschützerin. Die Tiere brauchen einen Lebensraum mit viel Platz, Bäumen und Sträuchern. Dazu sind ein dreiseitig geschlossener Unterstand, frisches Wasser und im Winter eine dosierte Zufütterung durch Heu, Äste oder Gemüse notwendig. „Die Tiere teilen alles, sie sind sehr kuschelbedürftig und quetschen sich auch zu neunt in ihre kleine Hütte“, sagt Solvey Peschl. „Sie sind tagsüber eher ruhig und werden zum Abend hin aktiv.“

Dass die Böckchen positiv auf die Ökologie einwirken, sei schon nach kurzer Zeit deutlich erkennbar gewesen. „Die Bodenveränderung tut der Artenvielfalt gut“, sagt Peschl. So konnten Wildpflanzen wie der Wirbeldost wieder wachsen. „Um die Weide herum herrscht, seit die Böcke hier sind, eine größere Artenvielfalt. Wir haben schon viele Wendehälse oder Wacholderdrosseln gesehen. Es ist einfach schön, sich hier aufzuhalten.“

Besonders im Sommer könne man die Zeit bei den kleinen wolligen Zwergen genießen. „Man bekommt hier einen ganz anderen Blick auf die Welt. Man kann sich den Tieren zuwenden, sie kennenlernen und sich in sie hineinversetzen“, sagt Peschl. Als besonderes Highlight stehen vier Liegestühle in der Nähe der Weide bereit, die sich jeder Pate oder Besucher der Schäfchen ausleihen kann. „Einfach ein paar kleine Böckchen vom Liegestuhl aus beobachten und die Seele baumeln lassen. Die Zeit steht dann im wahrsten Sinne des Wortes still“, sagt Peschl schwärmerisch. Vielleicht ist der Gedanke an ein kleines, außergewöhnliches Märchen also doch gar nicht so verkehrt. Sowohl für die Ouessantschafe als auch für Solvey Peschl.

info: Wer sich der kleinen Gruppe rund um die Wollzwerge anschließen möchte oder weitere Informationen rund um das Thema „Naturschutz auf vier Beinen“ wünscht, meldet sich unter Telefon (0 70 45) 2 03 07 14.