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Kreis-Ergebnis
Grüne die einzigen wirklichen Sieger

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Volkspartei SPD? Das war einmal – auch im Kreis Ludwigsburg. Bei der gestrigen Europawahl stürzten die Sozialdemokraten im Kreis gegenüber dem für sie eher erfreulichen Ergebnis von 2014 um über elf Prozent auf jetzt nur noch 13,78 Punkte ab. Auch die CDU verlor kräftig um 7,3 Punkt, behielt mit jetzt noch 29,55 Prozent aber ihre Spitzenrolle im Kreis. Einziger wirklicher Wahlsieger sind indessen die Grünen.
Europawahl.

Link: Einzelne Ergebnisse im Landkreis Ludwigsburg

Nimmt man nur die Ergebnisse der Europawahl von 2014 als Maßstab, hat der gestrige Urnengang zwei klare Verlierer und drei Sieger: Die Großkoalitionäre CDU und SPD wurden abgestraft, die Oppositionsparteien Grüne, FDP und AfD legten zu. Einen Kantersieg landeten die Grünen, die sich um 9,4 auf 22,54 Prozent steigerten – ihr bestes Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl. In Ludwigsburg sind die Grünen sogar die stärkste Kraft geworden – mit 26,86 Prozent lassen sie erstmals bei einem bundesweiten Urnengang die CDU um 1,3 Punkte hinter sich.

Auch in einigen anderen Kommunen rücken die Grünen sehr nah an die Union heran. In Marbach – mit 24,3 Prozent – bis auf 1,2 Prozent, in Besigheim – wo sie wie in der Kreisstadt über ein Viertel der Stimmen gewannen – trennen die beiden Parteien nur noch 3,6 Punkte. Fazit: Die Christdemokraten sind unter die kritische 30-Prozent-Marke gerutscht und drohen ihre alte Dominanz, die sie bei Landtagswahlen bereits an die Grünen abgeben mussten, nun auch bei bundesweiten Wahlen an die grüne Konkurrenz zu verlieren.

Muss das gestrige Ergebnis für die Union niederschmetternd gewesen sein, so wurde der Wahlabend für die SPD regelrecht zur Katastrophe. Denn zieht man nicht nur die Europawahl von 2014, sondern auch die Bundestagswahl 2017 als Vergleichsgröße heran, so zeigt sich ein steiler, aber eben auch stetiger Niedergang: von 24,5 über 16,5 Prozent zu jetzt nur noch knapp 13,8 Punkten – der stolzen, alten und um die Demokratie nicht nur in dieser Republik hochverdienten Sozialdemokratie droht ein langfristiger Abstieg in die Zweitklassigkeit. Nur in Marbach brachte sie es noch auf über 16 Punkte, in Hessigheim rutschte sie mit 9,6 Prozent sogar unter die Zehn-Prozent-Marke.

Doch der Vergleich mit der Bundestagswahl zeigt nicht nur im Hinblick auf die Sozialdemokraten die Dynamik an, mit der sich die Parteienlandschaft auch im Kreis verschiebt. Beispiel FDP: Bei der Europawahl 2014 lagen die Freidemokraten bei 4,4 Prozent, jetzt bei knapp 7,3. Ein schöner Zugewinn? Nur wenn man die Bundestagswahl 2017 ausblendet, denn da rangierte die FDP noch bei 14,7 Prozent. Das aber heißt: Binnen zweier Jahre haben die Liberalen in einer ihrer traditionellem Festungen die Hälfte ihres politischen Kapitals bereits wieder verspielt.

Der Blick auf Europa- und Bundeswahl zeigt auch: Der scheinbar unaufhaltsame Aufstieg der AfD hat sich im Kreis nicht verfestigt, im Gegenteil. Gegenüber 2014 – als ihr Parteichef noch Bernd Lucke hieß – haben die Rechtspopulisten zwar mit jetzt 9,92 Punkten um fast zwei Zähler zugelegt. Doch gegenüber ihren Bundestagswahlergebnissen mit 11,4 Prozent im Wahlkreis Ludwigsburg und sogar 13,1 Prozent im Wahlkreis Neckar-Zaber – damals dort auf Augenhöhe mit den Grünen – ist die gestrige Wahl auch für die AfD im Kreis als Niederlage einzustufen. Der Rechtsruck und die Parteispendenaffären scheinen jedenfalls bei den Wählern im Kreis Spuren zu hinterlassen – auch wenn die AfD in der einstigen Rep-Hochburg Hessigheim die SPD überholt. Dafür kam sie in ihrer vermeintlichen Hochburg Korntal-Münchingen auf lediglich 8,6 Punkte.

Zu den Verlierern gehört auch die Linke mit jetzt nur noch 3,06 Prozent. Ein heimlicher Gewinner ist im Kreis die Partei der Freien Wähler, die mit dem gleichnamigen Landesverband in Baden-Württemberg nichts zu tun hat. Doch weil der ebenfalls gestern fast allerorts zur Kommunalwahl antrat, mag eine mögliche Verwechslung den Überraschungserfolg der Partei, die 4,64 Prozent der Stimmen holte, zumindest teilweise erklären.

Ein rundum erfreulicher Aspekt: Die Wahlbeteiligung von 66,65 Prozent lag gestern um zehn Punkte über der von 2014.