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„Das ist ein spannender Haufen“

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Erfahrung trifft Leidenschaft: Leah Wewoda und Fabian Egli.Foto: Holm Wolschendorf
Vom 28. Juni bis zum 22. Juli gehen erstmals die Marbacher Theaterfestspiele über die Bühne. Die 20-jährige Marbacherin Leah Wewoda zeigt mit „Der kleine Prinz“ ihr Regiedebüt auf dem Burgplatz. Einer ihrer Schauspieler ist der 37-jährige Schweizer Fabian Egli.

Ludwigsburg. Marbach. Endlich gibt es wieder Sommertheater in Marbach: Das sei schon eine Reaktion, die sie häufiger zu hören bekommen, erzählt Fabian Egli. Der Schweizer Schauspieler und Sänger, der in Zürich geboren ist, in Luzern sowie an der Stuttgarter Musikhochschule als Opernsänger ausgebildet wurde und heute vorwiegend als Musicaldarsteller arbeitet und in Den Haag lebt, ist eines der 15 Ensemblemitglieder, die an den „Marbacher Theaterfestspielen“ mitwirken. Mit seinen 37 Jahren gehört er bereits zu den erfahreneren Akteuren des ambitionierten Projekts, für das sich der Marbacher Kulturverein Südlich vom Ochsen erneut mit den jungen Machern des Theaterlabels Tacheles und Tarantismus zusammengetan hat. Bereits im vergangenen Jahr wurde in dieser Konstellation die „Schachnovelle“ von Stefan Zweig auf die Bühne des Schlosskellers gebracht, für die nun erstmals stattfindenden „Marbacher Theaterfestspiele“ fungieren Regisseur Philipp Wolpert (21) und Dramaturg Tobias Frühauf (24), die Gründer von Tacheles und Tarantismus, als wohl jüngstes Intendantenteam der Republik. Neue Wege im Theater zu beschreiten, gehört zu den erklärten Zielen der „jungen Rebellen“, wie sich Wolpert und sein Cousin Frühauf selbst charakterisieren. Ein wesentlicher Strang ihres Konzepts ist dabei die Zusammenarbeit von Profis mit Nachwuchskünstlern und Newcomern.

 

Als Coach war auch Egli 2017 bereits beteiligt, wie im Jahr zuvor schon bei der ebenfalls von Wolpert inszenierten Aufführung von Otfried Preußlers „Krabat“ in der Gutskelter Kleinbottwar. Dort traf er auch erstmals auf Leah Wewoda, die beim Pressegespräch im ehemaligen Kino in der Marbacher Güntterstaße, das die Stadt der Initiative als Probebühne zur Verfügung stellt, neben Egli am Tisch sitzt. Wirkte die heute 20-Jährige in Kleinbottwar (wie auch in der „Schachnovelle“) noch ausschließlich als Darstellerin mit, leitet die in Beilstein aufgewachsene und seit zwei Jahren in Marbach ansässige Wewoda derzeit vormittags die Proben für ihr Regiedebüt. Dafür hat sie Antoine de Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ neu übersetzt und dramatisiert.

 

Die Transformationsleistung ist also eine doppelte: Zum einen bringt Wewoda das Kunstmärchen vom Französischen ins Deutsche (was auch rechtliche Gründe hat: Im Gegensatz zu deutschen Übersetzungen ist das französische Original seit 2015 gemeinfrei). Vor allem aber bereitet sie die längst Weltliteratur gewordene Prosa des 1944 bei einem Aufklärungsflug abgeschossenen Piloten und Autors für die Bühne auf. Ein Familienstück, nicht nur ein Kinderstück sei ihre Bühnenfassung geworden, meint Wewoda: „Die großen Leute, die kleinen Leute – da ist für alle was drin.“ Das auf dem Marbacher Burgplatz gezeigte Stück hat am 1. Juli um 11 Uhr Premiere. Egli ist darin gleich mehrfach besetzt: Als Laternenanzünder, Säufer, König und der Eitle verkörpere er „äußerst verschiedene, extrem gegensätzliche Charaktere“, was für zusätzlichen Witz sorge, sagt Egli, den man in der Region auch als Moderator des Heilbronner Weihnachtszirkus kennt.

 

Bei den abendlichen Proben wende sich dann das Blatt: In der Uraufführung von Tobias Frühaufs „Emilia Galotti – Eine Menschenstudie nach Motiven von Gotthold Ephraim Lessing“ (Premiere am 28. Juni zum Auftakt der „Marbacher Theaterfestspiele“ um 20 Uhr, ebenfalls als Open Air auf dem Burgplatz) stehen sich Wewoda, nun als Schauspielerin, und Egli als Antagonisten auf der Bühne gegenüber: Während die Marbacherin in der Titelrolle zu erleben sein wird, übernimmt Egli die Partie ihres Gegenspielers Hettore Gonzaga. Sicher könne er als hauptberuflicher Darsteller neben Tipps und Kniffen einiges an den Nachwuchs weitergeben. Etwa eine gewisse Abgeklärtheit im positiven Sinne, die sich dadurch entwickle, dass man auf eine erprobte Palette von Ausdrucksmitteln zurückgreifen kann, so Egli.

 

Profis und Laien bereichern sich in ihrer gemeinsamen Arbeit

Zudem bringe man wohl eine gewisse Schärfe und Präzision in die Abläufe. Eine Einbahnstraße sei der Wissenstransfer jedoch keinesfalls: Leide das klassische Repertoiretheater vielfach unter verkrusteten Strukturen, spüre man bei der Arbeit mit Laien, Semiprofessionellen und Newcomern, wie diese für das Theater brennen, sich voll reinschmeißen. „Das erinnert uns Profis daran, warum wir eigentlich Theater spielen, und gibt einen Schub, wie ein Wind aus einer anderen Ecke“, schwärmt Egli von der Zusammenarbeit als gegenseitiger Bereicherung.

 

Darüber hinaus sei er ja selbst „Neuling“ in Marbach: Mit „Heut geh’n wir morgen erst ins Bett“ präsentiert Egli am 5. Juli im Schlosskeller um 20 Uhr seinen ersten Soloabend, ein szenisches Vaudeville-Programm voller Chansons der 20er. Damit ist Egli lediglich an einer Produktion der Marbacher Theaterfestspiele – Frühaufs „Vergessen – literarische Lethe“ – nicht direkt beteiligt. Sein somit gut fundiertes Zwischenfazit lautet: „Das ist schon ein spannender Haufen!“

 

INFO: Die Theaterfestspiele gehen vom 28. Juni bis 22. Juli. Der Vorverkauf läuft bereits. Karten gibt es unter anderem beim LKZ-Ticketservice (Körnerstraße 14-18, Ludwigsburg) und in der NEB-Geschäftsstelle (Bahnhofstraße 8a, Besigheim). Weitere Infos zum Programm unter www.marbacher-theaterfestspiele.de.