1. Startseite
Logo

„Wir müssen lernen, Langeweile auszuhalten“

350_0900_13121_COWIWirtschaftsjunioren.jpg
Die Referenten Ulrich Balde (links) und Madeleine Jahn sprachen bei einem Seminar der Wirtschaftsjunioren in Ludwigsburg über Burn-out und Persönlichkeit.
Ludwigsburg. „Jeder Mensch ist eine Persönlichkeit“, sagt Ulrich Balde in seinem Seminar bei den Wirtschaftsjunioren Ludwigsburg. Allerdings komme es immer auf die Situation an, wie man selber wirke. Und die Burn-out-Beraterin Madeleine Jahn riet: „Einfach mal abschalten.“

Ludwigsburg. Zu 97 Prozent befinde sich der Mensch bei allem Fortschritt immer noch in der Steinzeit. Und der sei nun einmal seit er mit dem Säbelzahntiger konfrontiert war auf Flucht programmiert. Deshalb auch seine Ausdauer. „Der böse, böse Stress hat uns vor dem Aussterben bewahrt“, gewinnt ihm die selbstständige Burn-out-Präventologin auch positive Seiten ab. Nur, wer sich selbst ständig unter Druck setzt oder setzen lasse, der breche irgendwann zusammen.

Dumm nur, dass der Körper erst dann wirklich rebelliere, wenn der Akku bereits auf 30 Prozent heruntergefahren sei. Umso wichtiger sei, sich regelmäßig Zeit zu nehmen und nicht auch noch den Rest des Tages mit Alibi-Sport zu verplanen. Der sei nur erholsam und gesund, wenn er bewusst genossen werde. Außerdem: „Nein, ist ein ganzer Satz und braucht keine Rechtfertigung.“ „Einfach mal abschalten“, meint die 38-Jährige wörtlich. Alle Elektrogeräte hätten einen Ausknopf. Ein Wochenende, ein Urlaub ganz ohne Internet und soziale Medien sei ein Luxus, den sich jeder gönnen sollte. „Wir müssen erst wieder lernen, Langeweile auszuhalten, dabei ist sie wichtig für unsere Entwicklung“, betont Jahn. Und wer abends dankbar durchatme und zufrieden auf sein Tagwerk schaue, der schlafe gleich auch besser und entspannter. „Nur, wer sich selbst bewusst ist, kann auch Selbstbewusstsein ausstrahlen“, sagt der selbstständige Coach Ulrich Balde. Persönlichkeit und Profil seien allerdings völlig abhängig von anderen. Die Kernfrage sei immer: „Wie wirke ich in einer bestimmten Situation auf andere?“ Kompetenzen und Leistung seien so gut wie wertlos, wenn man sich nicht angemessen verhält. Das habe jeder fast immer in den eigenen Händen. Nur müsse sich jeder auch konsequent innerhalb seiner vielfältigen Möglichkeiten entscheiden, ob er nun bestimmt oder eher zurückhaltend auftritt.

Beobachtung sei der beste Lehrer. Das Verhalten sollte ständig mit dem anderer verglichen werden. Wie reagieren die Kollegen, die Mitmenschen auf die eigene Mimik, Gestik, den Tonfall und welche Empfindungen rufen deren Reaktionen wiederum bei mir hervor? Wichtig sei, sich selbst zu reflektieren und andere Menschen nach ihren Bedürfnissen und Motivationen individuell zu behandeln.

„Persönlichkeit ist immer eine Frage der Selbstführung“, so Balde. Stärken müssten angemessen eingesetzt werden, Schwächen durch Zusammenarbeit ausgeglichen werden. „Wichtig ist, beide Seiten von sich zu kennen und zu akzeptieren.“ Und das kann trainiert werden.