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07 nimmt Abschied vom Jahnstadion

Keine Feierstimmung trotz eines 4:0-Sieges: Die Spvgg 07 Ludwigsburg verabschiedet sich aus dem Ludwig-Jahn-Stadion.Foto: Baumann
Keine Feierstimmung trotz eines 4:0-Sieges: Die Spvgg 07 Ludwigsburg verabschiedet sich aus dem Ludwig-Jahn-Stadion. Foto: Baumann
Die Sportvereinigung 07 Ludwigsburg hat ihr letztes Heimspiel im Ludwig-Jahn-Stadion gewonnen. Für viele war das sportliche Ergebnis jedoch zweitrangig.

Ludwigsburg. Mit 4:0 hatte die Spvgg 07 Ludwigsburg im Abstiegskampf der Fußball-Bezirksliga gegen den TSV Merklingen überraschend gewonnen – und dennoch war es nicht nur Freude, die die Ludwigsburger Fans am vergangenen Sonntag nach Spielende verspürten. „Es war sehr traurig, ein sehr seltsames Gefühl“, sagt Olaf Hötzel, Gründungsmitglied des 07-Fanclubs Brigade Schwarz-Gelb, nach dem letzten Spiel der Ludwigsburger im heimischen Ludwig-Jahn-Stadion. Ein Heimspiel haben die 07er in dieser Saison noch, das muss allerdings auf dem Kunstrasenplatz am Fuchshof ausgetragen werden. Ab der kommenden Saison geht es für den Traditionsverein dann als MTV Ludwigsburg weiter – „In welcher Liga, da sind wir zwiegespalten“, sagt Hötzel. „Wir wollen, dass wir uns als 07 ordentlich verabschieden und in der Liga bleiben. Andererseits ist es uns egal, ob der MTV nächstes Jahr in der Kreisliga A oder der Bezirksliga spielt.“ Eine Zukunft des Fanclubs unter rot-weißer Flagge wird es nicht geben. „Auf gar keinen Fall“, ist sich Hötzel sicher.

Dem Verein den Rücken kehren – das ist für Silvester Apro hingegen keine Option. Das 07-Urgestein und derzeitiger Marketingleiter wird dem MTV in einer ähnlichen Position erhalten bleiben. Auch für ihn war das Spiel am Sonntag sehr emotional. „Es war traumhaft – traumhaft traurig und traumhaft schön“, erzählt er. „Die Atmosphäre war toll, wir haben 4:0 gewonnen. Aber es war traurig, das letzte Mal dort zu spielen.“

In einer Angelegenheit sind sich Apro und Hötzel einig: Dass der Verein noch nicht endgültig Geschichte sein soll. „Wir haben den Verein 07 Ludwigsburg Fußball e.V. gegründet, um Namen und Logo zu erhalten“, berichtet Hötzel. „Irgendwo in den Tiefen meines Herzens habe ich die Hoffnung, dass wir es so schaffen können, wie es beispielsweise der VfR Heilbronn gemacht hat“, sagt er. Die Heilbronner hatten sich nach der Insolvenz im Jahr 2002 vor der aktuellen Saison als Nachfolgeverein neu gegründet und direkt den Aufstieg in die Kreisliga A geschafft. „Klar, in der Kreisliga B muss man dann anfangen“, sagt Hötzel, „aber das ist dann halt so.“ Wenn man ihn fragt, wie es mit dem einstmals so erfolgreichen Ludwigsburger Aushängeschild so weit kommen konnte, blickt er bis in die 70er Jahre zurück. Damals habe der Verein angefangen, Kredite für die Infrastruktur im Verein abzuschließen. In den folgenden Jahrzehnten seien sportliche Verfehlungen hinzugekommen. „Es kamen immer neue Spieler, die alle Geld verdient haben, und man hat nie auf die Jugend gesetzt.“

Das soll sich nun ändern, ist sich Roman Kasiar, Trainer der Ludwigsburger Bezirksliga-Mannschaft, sicher. „Der MTV will hier eine Fußballakademie aufbauen“, blickt er in die Zukunft. Er und Toni Carneiro werden dem MTV als Trainerduo erhalten bleiben. „Die Stadt Ludwigsburg hat etwas anderes verdient als das, was hier momentan stattfindet“, ist Kasiar wehmütig. „Ich stehe dahinter, dass wir hier in den nächsten Jahren den Ludwigsburger Fußball wieder nach oben führen können“, erzählt der 49-Jährige.

Das muss allerdings ohne die Unterstützung der Brigade Schwarz-Gelb klappen. Der Fanclub hat am Sonntag den Verein symbolisch zu Grabe getragen. Als eine Mischung aus Protest und Abschied wurde nach Abpfiff ein gelb-schwarzes Kreuz im Mittelkreis des Ludwig-Jahn-Stadions, in dem einst 15.000 Zuschauer in der zweithöchsten deutschen Liga den Ludwigsburgern zuschauten, platziert.