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1,3 Millionen in Standorte investiert

Alexander Schmid, Chef der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr. Foto: Andreas Becker
Alexander Schmid, Chef der AOK Ludwigsburg-Rems-Murr. Foto: Andreas Becker
AOK-Bezirksdirektion Ludwigsburg-Rems-Murr modernisiert Kundencenter – Zahl der Versicherten weiter gesteigert

Ludwigsburg. „Wir sind im neuen Normal, wenn man es so nennen will, angekommen“ – so beschreibt Alexander Schmid, Geschäftsführer der AOK-Bezirksdirektion Ludwigsburg-Rems-Murr die Zeit nach der heißen Phase der Coronapandemie im vergangenen Jahr. Die Allgemeine Ortskrankenkasse hat inzwischen wieder ihre Kundencenter für die Versicherten geöffnet. „Wir sind wieder für die persönliche Beratung da“, sagt Schmid im Gespräch mit unserer Zeitung. Alles natürlich coronakonform mit Abstands- oder Hygieneregeln, da die Pandemie noch längst nicht zu Ende ist.

Seit dem vergangenen Jahr hat die Krankenkasse wie andere Unternehmen auch viel in digitale Technik investiert, sei es in Geräte und Software für Videokonferenzen, in Bandbreite und Datenleitungen. Standorte wurden WLAN-fähig gemacht, um letztlich in größeren Verbünden kommunzieren zu können. Schmid: „Wir haben weiterhin ein rollierendes System. Die Kolleginnen und Kollegen sind wechselseitig im Homeoffice.“ Selbst der zentrale Telefonservice könne inzwischen auch vom Homeoffice aus betrieben werden. Lag die Homeoffice-Quote im vergangenen Jahr bei bis zu 70 Prozent, sei sie nun stabil bei um die 48 Prozent. „Unser Ziel sind 50 Prozent“, so Schmid. Die Pandemie habe letztlich einen „deutlichen Digitalisierungsschub nach innen und außen gegeben“, sagt Schmid.

Erfreulich für Kunden ist es, dass sie wieder „ohne Termin vorbeikommen können“. Zugleich beobachtet Schmid ein deutlich höheres Telefonaufkommen. „Wir gehen von einem starken Viertel mehr an Telefonvolumen aus.“ Allein die zentrale Servicenummer erreichen monatlich 20000 Anrufe. Das zeige, dass der Kunde erkannt hat, dass es „auf diesem Weg auch funktioniert“, so Schmid. Letztlich soll der Versicherte selbst entscheiden, „wie und über welchen Kontaktkanal er mit uns kommuniziert. Sei es persönlich, per Telefon oder online“. Und im Beratungsbereich gibt es inzwischen auch Livestreamveranstaltungen mit entsprechenden Gesundheitsexperten.

Mit Blick auf das Geschäftsjahr 2020 hat die AOK Ludwigsburg-Rems-Murr trotz der schwierigen Coronazeit im vergangenen Jahr 3530 weitere Versicherte gewinnen können und zählt heute 347555 (Stand August 2021). Landesweit hat die AOK Baden-Württemberg 4,51 Millionen Versicherte und kommt damit unter den gesetzlichen Krankenkassen im Südwesten auf einen Marktanteil von 46 Prozent.

Neben Investitionen in die digitale Infrastruktur hat die Bezirksdirektion in den vergangenen 18 Monaten 1,3 Millionen Euro für Renovierungs- und Modernisierungsmaßnahmen in ihren Kundencentern der Region ausgegeben. Dazu zählten auch die Installation zweier Photovoltaikanlagen im Rems-Murr-Kreis und aktuell die Umrüstung auf Fernwärme am Standort in Ludwigsburg.

In der Gesundheitsversorgung hat die AOK-Bezirksdirektion auch das Hausarzt- sowie Facharztprogramm ausgebaut – eine alternative Regelversorgung, die vor einigen Jahren die AOK Baden-Württemberg gemeinsam mit ihren Vertragspartnern geschaffen hat. Die in den Programmen eingeschriebenen Ärzte übernehmen dabei eine Lotsenfunktion in der Versorgung und erhalten eine attraktive Vergütung. Die Versicherten profiteren von schnelleren Terminvergaben, kürzeren Wartezeiten und und einer engeren Vernetzung der Mediziner. Schmid: „Mittlerweile sind im Kreis Ludwigsburg 384 Haus- und Kinderärzte, 187 Fachärzte und Psychotherapeuten eingeschrieben.“ Immer mehr Versicherte nutzen das Angebot. So sind 152100 Versicherte (Vorjahr. 147480) im Hausarzt- und 64100 Versicherte (Vorjahr: 61517) im Facharztprogramm gemeldet. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis“, so Schmid, zumal es im vergangenen Jahr schwierig gewesen sei, zu den Ärzten zu gehen, um sie zu beraten.

An der sogenannten hausarztzentrierten Versorgung sowie dem Facharztprogramm will die AOK Baden-Württemberg weiterhin festhalten, wenngleich die Finanzierung der gesetzlichen Kassen in den vergangenen Jahren durch kostspielige Gesetze grundsätzlich in erheblichem Ausmaß unter Druck geraten sei, kritisiert Schmid. Denn die inzwischen 16 Milliarden Euro Finanzierungslücke der Gesetzlichen bundesweit, seien nur zu einem kleinen Teil der Coronapandemie geschuldet. Zugleich habe der Gesetzgeber mit dem direkten Griff in das Rücklagevermögen solide wirtschaftender Krankenkassen wie der AOK Baden-Württemberg deren Investitionsmöglichkeiten drastisch beschnitten. Und schließlich habe der Gesetzgeber mit einer „unsachgerechten Ausgestaltung der Regionalkomponente im Krankenkassen-Finanzausgleich“ eine Situation geschaffen, in der erarbeitete Effizienzgewinne von Kassen wie der AOK Baden-Württemberg abgeschöpft und teils in andere Bundesländer zu Kassen mit ineffizienten Strukturen transferiert würden. „Die neue Bundesregierung muss angesichts der großen finanziellen Herausforderungen im Gesundheitssystem nachhaltige Strukturreformen einleiten, die nicht nur die Einnahmen, sondern auch die Ausgabenseite in den Blick nehmen“, fordert Schmid. Hierzu gehöre ein dynamischer Bundeszuschuss zur Deckung der zahlreichen versicherungsfremden Leistungen in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Zumal der GKV bundesweit bis zum Jahr 2025 einen Anstieg des Defizits auf 25 Milliarden Euro drohe, so Schmid.