Die freien Schwadronagen, die er zwischen den Stücken einflicht, sind gut einstudiert und elementarer Bestandteil eines Knutur-Konzerts. Das dramaturgische Konzept einer solchen Show illustriert er mit dem Bild eines Trampolins: Immer rauf, um dann wieder umso tiefer runterzufallen – ungefähr wie eine manische Depression. Naheliegend, dass ihm die deutschen Wörter Weltschmerz, Waldeinsamkeit und Wanderlust so gefallen haben, dass er sogar eine EP danach benannt hat. Daneben entwickelt Knutur, der sich auch gerne als der „Brokkoli im Garten der Musik“ bezeichnet, im Vorbeigehen eine Typologie skandinavischer Sprachidentitäten („Schwedisch klingt am schwulsten – da haben selbst die Motorräder einen kindisch hüpfenden Akzent“) und Nationalcharaktere („Was ist der Unterschied zwischen einem intro- und einem extrovertierten Finnen? Der introvertierte Finne starrt beim Sprechen auf seine Füße, der extrovertierte auf Deine!“), erzählt von den Schwierigkeiten von isländischer Teenagern, sich beim Spazierengehen näherzukommen und erklärt das Stockholm-Syndrom. Unerwartet, aber mit nicht wenig Realitätssinn und Verweis auf das US-amerikanische Schienenverkehrswesen kommt seine Ehrenrettung der Deutschen Bahn: „Ihr habt das beste Eisenbahnnetz der Welt und jammert über 20 Minuten Verspätung!“
Neben Songs seiner vier Alben, unter denen „The Curtain“, „While The World Burns“ und insbesondere „Girl From Vancouver“ nochmals herausstachen, stellte er auch einige Titel seines neuen Longplayers „my goodbye lovelies“ vor. Mit „Here Comes The Hurting“ rechne er sich Chancen als Erkennungsmelodie für die TV-Serie von „50 Shades of Gray“ aus.
Und in der Tat: Während man sonst eher an Tim Buckley denkt, fragt man sich plötzlich, ob Rick Rubin hier schon auf der Lauer liegt. Fabelhaft schließlich die Verbeugungen der Zugaben: Nach Coverversionen von Annie Lennox und Tom Waits singen schließlich alle gemeinsam Daniel Johnstons „True Love Will Find You In The End“. Selten schön.
Info: Am kommenden Donnerstag, 21. September, um 20.30 Uhr tritt die serbische Band Naked im Kronekeller auf. Weitere Infos gibt es unter www.krone-alt-hoheneck.de.