Die 92-jährige Margarethe Rehak war ebenfalls mit von der Partie und so kunstvoll frisiert wie die einstige Schauspielerin Ilse Werner. „Die hat auch so toll pfeifen können“, erzählt Margarethe Rehak im Gespräch mit unserer Zeitung. Bei Salamander hat sie lange geschafft und sie erinnert sich noch, wie sie früher häufig ins Kino ging. Bei der Modenschau habe sie sich richtig als Star gefühlt und sei sogar geschminkt worden, berichtet sie weiter.
Auch die 96-jährige Lotte Kurz war bei der großen Schau mit dabei. Sie stellte die einstige Filmdiva Greta Garbo dar, samt Seidenschal, schicker Kappe und feuerrot geschminkten Lippen. Die einstige Besitzerin einer Schneiderei liebt Stoffe und elegante Kleidung, deshalb kam für sie auch nur die Garbo infrage. Inzwischen verstorben sind Kurt Schweickhardt und Harry Jansen, die beide ein Stück Film- und Fernsehgeschichte erzählten. Schweickhardt sah dem immer gut gelaunten Volkskomödianten Willy Millowitsch verblüffend ähnlich und verzückte die Besucher der Veranstaltung mit Humor und Charme. Harry Jansen spielte den Stummfilmstar Charlie Chaplin, als hätte er nie etwas anderes getan. Samt dieser Mischung aus Feinsinnigkeit und Melancholie.
Geheimnisvoll verführerisch wie Marlene Dietrich stellte sich die 58-jährige Luitgard Härle dar. Einschließlich Zigarettenspitze, Zylinder und Anzugweste. Luitgard Härle gehört zur Gruppe der jungen Alten im Hans-Klenk-Haus. Es handelt sich um rund zehn Bewohner unter 70 Jahren, die aufgrund neurologischer, körperlicher oder psychischer Einschränkungen auf Hilfe angewiesen sind, aber nach wie vor aktiv am Leben teilnehmen. Sie sind vielseitig interessiert und auch fit am Computer.
„Wir wollten unbedingt etwas für diese Bewohner tun“, sagt die Einrichtungsleiterin Britta Schaaf. So entstand die Idee für das eineinhalb Jahre laufende, von der Glücksspirale geförderte und von Sozialdienstleiterin Alexandra Metzger betreute Projekt „Brücken bauen“. Die jungen Alten bereiteten die Modenschau vor, kein Detail wurde vergessen. Rollenverteilung, Friseur, Make-up, schöne Kleidung, Bild und Ton, an alles war gedacht, und schließlich wurde das Geschehen in einem Buch dokumentiert, in dem alle Akteure und auch Besucher der Schau zu Wort kommen.
Neben den vorgestellten Stars nahmen außerdem die Darsteller von Sophia Loren, Inge Meysel, Heidi Kabel, James Dean, den Wildecker Herzbuben, Miss Marple, John Wayne, Elizabeth Taylor, Mireille Mathieu und Hans Albers teil.
„Das war für alle ein Erfolgserlebnis und hat das Selbstwertgefühl der Bewohner gestärkt“, sagt Alexandra Metzger. „Ansprüche
und Wünsche an das Leben vergehen nicht, auch wenn man schwer erkrankt“, so ihre Botschaft. Um künftig mehr den jungen Alten gerecht zu werden und ihnen auch ein kreatives Umfeld zu bieten, wurden die Mitarbeiter überdies speziell geschult. Das Projekt ist jetzt zu Ende, es bleiben schöne Erinnerungen und es kommen auch wieder neue Ideen. Das garantiert Alexandra Metzger, die ihre Tätigkeit im Hans-Klenk-Haus als sehr erfüllend erachtet. „Der Job macht einfach Spaß“, sagt die 29-Jährige.
Bewohner verwandeln sich in Filmstars
