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Schülerprojekt
Die Hoffnung als Anlass zur Freude

09_02_18Buerkle-33
Zum Schluss standen alle in der voll besetzten Reithalle der Karlskaserne Ludwigsburg und tanzten. Das Schülerprojekt Migration mit dem Titel „Hoffnung Europa – Flüchtlinge aus Afrika“ riss das Publikum von den Stühlen. Es war eine Aufführung der Bimsum Production, Schülern des Otto-Hahn-Gymnasiums und der Tanz- und Theaterwerkstatt.

Ludwigsburg. In nur einer Woche hatten die 110 Schüler mit den Profis um Steve Bimamisa alles perfekt einstudiert. Tanz, Gesang, Moderation, Schauspiel und Bilder verschmolzen zu einer farbenprächtigen Gesamtkomposition. Überwiegend Achtklässler wurden Teil der deutsch-afrikanische Weltband „Diversité“. Obwohl Flucht – die Ursachen und die Gefahren auf dem Weg – ein brandaktuelles und sehr ernstes Thema ist, waren die Lieder mit den afrikanischen Texten nie winselig, sondern von geradezu ansteckender Fröhlichkeit, aber auch bewegender Emotionalität.
In mehrere Gruppen hatten sich die Gymnasiasten aufgeteilt. Die Tänzer ließen sich unter der Anleitung des senegalesischen Tänzers Bamba Gueye eigene Choreografien zu den Liedern einfallen. Traditionelle Elemente und moderne-westliche Stilrichtungen vereinten sich.
Musiker und Percussionisten verstärkten mit ihren Instrumenten die Band Diversité und begleiteten Chor und Solisten bei ihren Songs. Andere dachten sich Ansagen aus oder nahmen am Kunstworkshop teil. Abdoul-Ganiou Dermani zeigte ihnen, wie in seiner Heimat gebatikt wird. Die beeindruckenden Ergebnisse wurden dem Publikum per Projektion gezeigt. Neben der professionellen Sängerin Thabilé aus Südafrika, von der alle Lieder stammten, glänzte der gemischte Chor, vor allem aber Fiona Hirschberg und Levi Friesen mit herausragenden Duetten.
Jeder Schüler hatte Gelegenheit sein Talent in der Vorbereitungswoche auszuleben. Bevor es aber in die einzelnen Workshops ging, sahen die Schüler einen bewegenden Film. Sie hörten Bimamisa zu, der selbst vor fast 20 Jahren mit seiner Familie aus dem Kongo geflohen ist. Der sprach mit ihnen aus afrikanischer Sicht darüber, warum Menschen fliehen müssen und wie gefährlich der Weg nach Europa ist. Wie schwer es ist, fern der geliebten Familie Fuß zu fassen in einem fremden Land, in dem man sich nicht von allen willkommen fühlt. Die Kernbotschaften: „Kein Mensch verlässt seine Heimat freiwillig“ und „Vergiss nie, wo deine Wurzeln sind.“ Die Schüler des Otto-Hahn-Gymnasiums haben diese Schicksale, Erlebnisse und Erfahrungen sehr facettenreich, ausdrucksstark und emotional umgesetzt, ohne dabei rührselig zu werden. Hoffnung ist Anlass zur Freude.


Verständnis für Flüchtlinge


Lehrerin Heike Hauptvogel ist erleichtert, dass alles glatt über die Bühne ging und dass viele Sponsoren und ein Crowd-funding einen Großteil der Kosten über 23 000 Euro einbrachten. Aber es reichte eben doch nicht ganz, daher wurde zu weiteren Spenden aufgerufen. „Es war bewegend, wie positiv das Publikum reagierte“, so Hauptvogel. Und auch von den Schülern sei das Projekt sensationell gut aufgenommen worden. Verständnis und Empathie für Flüchtlinge, Toleranz für Menschen aus anderen Kulturkreisen seien nachhaltig geweckt worden.
„Es ist großartig, dass sich Schüler mit dem Thema Migration und Flucht befassen“, betonte auch Oberbürgermeister Werner Spec. Deutschland brauche keinen Populismus, sondern Zuwanderung. Das sei „unverzichtbare Chance“. Er rief dazu auf, das „Hirn einzuschalten, um zu sehen, was wirklich wichtig ist“.
Die Diashow am Ende des Stücks über das „Making-of“ mit Bildern aus den verschiedenen Workshops rundete einen gelungenen Abend ab. Es war ein starkes Signal gegen Fremdenhass, Ausgrenzung und Vorurteile, für Toleranz und Solidarität in der Gesellschaft.