Das Vereinsleben begleitet ihn seit Kindertagen. In der Jugend spielte er als Torwart noch Handball auf Großfeld – elf gegen elf. Zudem turnte er beim MTV Ludwigsburg und beim KSV Hoheneck. Schon während seiner aktiven Karriere engagierte sich Kurz ehrenamtlich. „1963 habe ich meinen ersten Presseartikel von einem MTV-Wettkampf für die LKZ geschrieben“, erinnert sich der Pensionär. Bis heute verfasst Kurz Vorschauberichte auf die lokalen Handballspieltage für die Ludwigsburger Kreiszeitung. Erst überlieferte er auf Papier, dann mit Hilfe einer Diskette, mittlerweile per E-Mail. So bleibt er informiert und mit den Vereinen in Kontakt. Auch nach über 50 Jahren sagt er: „Es macht mir immer noch Spaß, wenn der Spaß mal nicht mehr da ist, muss ich aufhören.“
Die Pressearbeit war 1969 auch sein Einstieg in die Funktionärslaufbahn, als Referent für Öffentlichkeitsarbeit des Bezirks. 1977 kam das Amt des Frauen- und Mädchenspielwartes hinzu. Von 1985 bis 1999 war er beim Handballverband Württemberg (HVW) für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig und mehrere Jahre für die Verbandszeitschrift Handball in Württemberg verantwortlich. Nebenbei war er von 1968 bis 1975 Trainer der Hohenecker Handballerinnen, von 1970 bis 1975 Gesamtvorsitzender des KSV und von 1989 bis 1994 Chef der TSG Oßweil, deren Aufstieg in die 2. Bundesliga in seine Amtszeit fiel.
Dabei immer an der Seite von Hanspeter Kurz: Seine Ehefrau Christel, die vor zwei Jahren überraschend im Alter von gerade einmal 67 Jahren verstarb. Ihr Porträtfoto steht auf der Kommode des Wohnzimmers, neben Bildern seiner zwei Töchter, seines Sohnes und den beiden Enkelkindern. „Sie war der beste Partner, den man sich überhaupt nur vorstellen kann“, sagt Kurz. „Was sie abgedeckt hat, da konnte ich mich blind darauf verlassen.“ Nicht nur für Hanspeter Kurz und seine Familie war der unerwartete Verlust ein Schock, die ganze Handballfamilie im Bezirk war betroffen. Über Jahre erfassten die beiden in mühsamer Kleinarbeit sonntags die Ergebnisse des ganzen Handball-Verbandes, erstellten die Tabellen und meldeten alles an die Presse. Mittlerweile läuft die Ergebnismeldung über ein Computersystem.
Doch nicht nur sonntags war Christel Kurz eine große Stütze. Sie übernahm das Amt für Frauen- und Mädchensport, als ihr Mann Hanspeter 1990 in Mundelsheim zum Bezirksvorsitzenden gewählt wurde. Die Trauer über ihren Verlust sitzt noch immer tief und war neben der Gesundheit der Grund, sich aus der Verantwortung zurückzuziehen: „Es ist ein ganz anderes Leben, wenn man alleine ist.“
Kurz kann zurückblicken auf fast 27 Jahre Vorsitz. Wenn er vom Bezirk Enz/Murr spricht, sagt er „mein Bezirk“. Vergangenen November wurde der 71-Jährige zum Ehrenvorsitzenden ernannt. „Vom Mini-Spieler bis zum Abteilungsleiter weiß jeder, wer Hanspeter Kurz ist. Er ist das Gesicht des Bezirks“, sagt Paul Herbinger, der Kurz seit Jahrzehnten kennt. „Er war ein Präsident zum Anfassen. Oft saß er bei Mini-Spieltagen mit der Gitarre da und spielte Musik.“ Die Wege der beiden kreuzten sich mehrfach, unter anderem 1991, als Herbinger Oßweils Handballer als Trainer in die zweite Bundesliga führte – unter Vereinschef Kurz.
Seinen größten Verdienst sieht Kurz darin, den Bezirk Enz/Murr bei der Bezirksreform, als aus 13 Bezirken acht wurden, gehalten zu haben. „Er war für seinen Bezirk immer da und hat geschaut, dass alle miteinander klarkommen“, blickt Spielleiter Speidel zurück, der von Kurz für die Arbeit im Vorstand gewonnen wurde.
Auch Konflikte blieben in über einem Vierteljahrhundert nicht aus. Das weiß auch Kurz: „Es hat halt immer gemenschelt.“ Doch diejenigen, die über Jahre mit ihm zusammengearbeitet haben, schätzen seine Diskussionskultur. „Er ist einer, mit dem man streiten kann. Es ging immer offen und ehrlich zu“, berichtet Verbandsmanager Thomas Dieterich. Dass der Bezirk ohne Kurz nun führunglos ist, sei zunächst nicht tragisch. „Der Bezirk ist dennoch voll handlungsfähig. Und die handelnden Personen arbeiten an einer Lösung“, betont Dieterich. Denn die Fachressorts Finanzen und Verwaltung, Spieltechnik, Lehre und Nachwuchsförderung, Schiedsrichterwesen und Jugend sind schließlich besetzt. Durch eine Reform des HVW wurden die Führungsgremien der Bezirke von etwa 20 auf sechs Wahlämter verschlankt.
Im Bezirksvorstand tagen nur noch die Ressortleiter und der Vorsitzende. Die restliche Arbeit findet in den Fachausschüssen statt. „Ein kleineres Gremium ist entscheidungsfähiger. Bedauerlicherweise haben wir bisher niemanden gefunden, der dieses Gremium leitet“, sagt Axel Speidel. Er steht dem Ressort Spieltechnik vor und ist auch an der Nachfolgersuche beteiligt. Er hat festgestellt, dass viele sich scheuen, die Verantwortung zu übernehmen, die Kurz so viele Jahre innehatte.
Im April wird Hanspeter Kurz 72 Jahre alt. Er geht nicht mehr wie früher jedes Wochenende zu Handballspielen in die Halle. Das lässt die Gesundheit nicht zu. Aber ganz will er sich seinen Handball nicht nehmen lassen. So oft es geht, ist er vor Ort. Als Beisitzer ohne Stimme nimmt er auch noch an Vorstandssitzungen des Bezirks teil. „Ich werde das als Ehrenvorsitzender ganz gemütlich auslaufen lassen.“ Und wie wollte er jemanden überzeugen, sein Nachfolger zu werden? „Ich könnte ihr nur locken mit dem großen Spaß dabei. Verdient ist nichts daran.“