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Latin-Music neu interpretiert

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Gregor Hübner und seine Musiker in Freudental.Foto: Oliver Bürkle
Violinist Gregor Hübner mit Band unter freiem Himmel im PKC Freudental

Ludwigsburg. Freudental. Auf dem Weg von Ludwigsburg nach Freudental: ein leichter Regenschauer, doch im Westen bricht die Sonne durch die Wolken. Offenbar stehen die Veranstalter des Open-Air-Konzerts im Pädagogisch-Kulturellen Centrum Ehemalige Synagoge Freudental (PKC) mit dem Wettergott – gleich welchen Glaubens – auf gutem Fuß. Der Himmel blau, ein Viertelmond steht über der alten Synagoge, in deren Vorhof die Stuhlreihen dicht besetzt sind, als Programmchefin Barbara Schüßler pünktlich um 20.30 Uhr Gregor Hübner mit seiner Band begrüßt. Vorneweg mit einer Gratulation: Gerade ist der Violinist und Komponist mit dem „Grand Prize“ der New Yorker Philharmoniker für ein neues Stück als Gewinner des „New World Composers Competition“ ausgezeichnet worden. Chapeau!

Gregor Hübner ist ein ungeheuer vielseitiger Musiker. Seine Kenntnis diverser musikalischer Genres von traditioneller und moderner Kammermusik bis zum experimentellen Jazz ist frappierend, seine Originalität und sein Stilempfinden begeistern.

An diesem Abend im PKC präsentiert er sein Projekt „El Violin Latino“, dessen zwei schon erschienenen Alben er in Kürze ein drittes speziell mit Musik aus Kuba folgen lassen will. Wie auf den ersten beiden CDs, 2010 und 2016 veröffentlicht, spielt Hübner Stücke aus Argentinien, Brasilien und Kuba, gemischt mit Eigenkompositionen, die den Flair dieser lateinamerikanischen Musik auf seinem Instrument neu kreieren.

Begleitband groovt

Das wird schon zu Beginn bei „Hermanos“ deutlich: Astor Piazzollas Tango-Poesie ist hier nicht weit, und im folgenden Stück „Aguas de Marco“ spielt Gregor Hübner seine ganze Klasse als Geiger aus. Seine Läufe, Flageoletts, Doppelgriffe, Portamenti sind perfekt ineinander geblendet.

Auch die Begleitband, wie Huebner mit deutschen Wurzeln in New York zuhause, groovt begeisternd. Die Regentropfen („Regen im März“ heißt der brasilianische Titel) hüpfen rhythmisch aus dem Keyboard, der Schlagzeuger Jerome Goldschmidt – seine Vorfahren sind auf dem jüdischen Friedhof von Freudental begraben – steuert dazu den passenden Drive.

Vor 23 Jahren, erzählt der Schwabe Gregor Hübner, hat er in New York bei einer kubanischen Band angeheuert und bei Johnny Almendra und seinen Musikern Salsa und Charanga kennengelernt. „Tiempo de Almendra“ ist auch ein Tribut an jene Zeit. Mit Goldschmidts rasanten Bongo-Rhythmen und Klaus Muellers elektrisierenden Keyboard-Kapriolen ist das Stück einer der Hits im Freudentaler Programm. Als Hübner einen anderen Song im brasilianischen Samba-Idiom in einer hohen Flageolett-Figur ausklingen lässt, antwortet ein zwitschernder Vogel im leuchtenden Abendhimmel: die Zuhörer im Glück!