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Leuchtfeuer musikalischer Präsenz

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Erstmals stand Hermann Dukek bei einem Konzert am Pult des Ludwigsburger Sinfionieorchesters. Foto: Holm Wolschendorf
Das Sinfonieorchester Ludwigsburg mit Hermann Dukek und Meike Brandenbusch im Forum

Ludwigsburg. Die Spannung ist spürbar zu Beginn des Konzerts mit dem Sinfonieorchester Ludwigsburg an diesem 1. April im Forum. Erst seit Januar hat der neue Dirigent Hermann Dukek mit dem Orchester geprobt, ein höchst anspruchsvolles Programm: Beethoven, Bruch, Schumann. Dem festlichen Anlass entsprechend kommt Dukek im Frack auf die Bühne, die Einleitungsakkorde der „Egmont“-Ouvertüre wirken noch etwas gehemmt, doch als die Holzbläser ihr Sehnsuchtsmotiv lupenrein intonieren, ist die anfängliche Nervosität ganz weg.

 

Der revolutionäre Elan dieser Befreiungsmusik wird in den Streichern ausdrucksvoll lebendig. Mit federndem Brio wird das Stück aufgeladen, nach einer langen Generalpause kommt der revolutionäre Jubel hinreißend zum Ziel.

 

„Aufbruch“ lautet das Motto des Konzerts, in dem Hermann Dukek nach diesem überzeugenden Einstieg seinem Vorgänger, dem zum Ehrendirigenten ernannten Stadtmusikdirektor Professor Siegfried Bauer, zunächst für alles Geleistete und die großen Erfolge des Orchesters während der letzten 40 Jahre dankte. Um dann mit einem Zitat des österreichischen Dichters Ernst Ferstl die Zukunft anzuvisieren: „Jedes erreichte Ziel ist ein hervorragender Startplatz für einen Aufbruch zu neuen Ufern“.

 

Nach dem revolutionären Impetus Beethovens gilt das mit einem kleinen Wortspiel auch für das nächste Stück: „Auf Bruch“ geht es mit dessen romantischem Violinkonzert g-Moll, einem der populärsten Werke dieses Genres im 19. Jahrhundert. Meike Brandenbusch, die neue Konzertmeisterin des Sinfonieorchesters Ludwigsburg, ist die Solistin, und wie sie die beiden ersten Solokadenzen zelebriert und ihren schlanken Geigenton in höchste Höhen führt, ist ganz souverän gestaltet.

 

Temperament und Biss in den rhythmischen Passagen, eine melodisch stimmige Phrasierung mit blitzsauberen Doppelgriffen, Hermann Dukeks farbige Korrespondenz mit dem Orchester machen den 1. Satz zum Hörgenuss, mit einer spannend gesteigerten Kadenz der Solistin. Im Adagio kann Meike Brandenbusch die lyrischen Kantilenen differenziert ausspielen: ein klarer, tragender, nicht zu sentimentaler Gefühlston, der dieses Stück veredelt. Auch der letzte Satz, ein virtuoses Paradestück, ist gelungen, wenn auch das Tempo des „Allegro energico“ zwischendurch etwas zurückgenommen wird.

 

Faszinierend und bravourös dann die Wiedergabe von Robert Schumanns d-Moll-Sinfonie nach der Pause: Schon wie Hermann Dukek einige wichtige Motive der Sinfonie – zwischen „wildem“ Florestan und „mildem“ Eusebius – zunächst in der Art eines Gesprächskonzerts erläutert und kurz taktweise anspielen lässt, hat Format und zeugt von der großen Disziplin der Orchestermitglieder. Die fließend ineinander übergehenden vier Sätze dieses Geniestreichs Schumanns, die inneren Zusammenhänge und ständigen Stimmungswechsel, die instrumentalen Schönheiten und farbigen Kontraste werden so prägnant herausgearbeitet und klangintensiv musiziert, dass die Zuhörer im gut gefüllten Forum am Ende das Orchester mit großem Jubel feiern.

 

Großer Jubel der Zuhörer

 

Schwer zu sagen, was man mehr bewundern soll nach diesem ersten Konzert mit Hermann Dukek als neuem Dirigenten: die rhythmische Genauigkeit, den mitreißenden Drive, das harmonische Zusammenspiel der einzelnen Orchestergruppen, die Frische der Darbietung, und nicht zuletzt die furiose Coda des Finales, die man von einem Amateurorchester nicht für möglich gehalten hätte. Kein Aprilscherz: dieser Klangkörper ist ein Leuchtturm in der Ludwigsburger Orchesterlandschaft. Nur schade, dass die Spitzen der Stadtverwaltung dessen Leuchtfeuer im Forum nicht miterleben konnten.