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Mal eben die Weltmeere retten

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Schulleiterin mit aufgewecktem Schüler: Karin Kirmse und Manuel Schmid im Markgröninger Hans-Grüninger-Gymnasium. Foto: Andreas Essig
Manuel Schmid ist, was Schwaben bewundernd ein Käpsele nennen. Der Schüler des Hans-Grüninger-Gymnasiums in Markgröningen ist vielseitig aufgestellt, intelligent und geschickt. Jetzt ist die Kulturakademie des Landes auf den Hemminger aufmerksam geworden.

Ludwigsburg. An der Kulturakademie einen Platz zu ergattern, ist ungefähr so einfach, wie in diesen Tagen einen gemütlichen Bummel durch die G 20-Stadt Hamburg zu unternehmen. Schulleiter aus dem gesamten Südwesten schlugen zunächst 500 besonders begabte Schüler vor, die Stiftung Kinderland wählte dann 80 aus und verteilte sie auf vier Themenfelder: Literatur, bildende Kunst, Musik und Naturwissenschaften. Der 14-jährige Hemminger Manuel Schmid qualifizierte sich schließlich für die Workshops „Forscher und Entdecker“.

Er überzeugte die Jury mit einer Dokumentation über die Herstellung eines Biokunststoffs. Die vorgegebene Rezeptur variierte Schmid. Er wollte eine dünne, flexible und doch robuste Folie entwickeln, in die zum Beispiel ein Pausenbrot eingewickelt oder aus der ein Lampenschirm gemacht werden kann. Eine Alternative zu Plastiktüten, die Jahrhunderte lang die Deponien belasten und die Bewohner der Weltmeere umbringen.

Schmids Lösung ist in zehn Tagen vollständig biologisch und rückstandsfrei abgebaut. Auch an Trinkbechern versuchte er sich. Vom Ergebnis allerdings eher suboptimal. Daran aber könne er arbeiten.

Nichtsdestotrotz: Der Brillenträger mit den dunklen Haaren wurde eingeladen. Zusammen mit 20 anderen pfiffigen Schülern verbrachte er in den vergangenen Sommerferien einen Tag bei der Europäischen Raumfahrtorganisation ESA in Darmstadt. Er besuchte das Technorama im schweizerischen Winterthur, das biologische Zentrum der Universität Freiburg oder das Technikmuseum in Speyer. Er hörte Vorträge zu Nachhaltigkeit und zu den Möglichkeiten der Solarenergie. Eine Woche dauerte der Trip.

In den Faschingsferien baute Schmid dann zusammen mit einem anderen Schüler unter fachkundiger Anleitung das Modell eines Mini-Feuerwehrroboters aus „Lego-Mindstorms“. Die Maschine war so ausgestattet und programmiert, dass sie ein Opfer über Sensoren selbstständig in den Flammen findet und sanft aus der Gefahrenzone herausholt. Drei Tage hat das Duo daran getüftelt. „80 Prozent war Eigenleistung“, schätzt der Hemminger Schüler des Markgröninger Hans-Grüninger-Gymnasiums. Erneut waren sie eine Woche lang Gast der Kulturakademie der Stiftung Kinderland, die es seit rund sieben Jahren gibt.

Dass Schmid sich auch für Religion und Geisteswissenschaften interessiert, für Kunst und Schauspiel, zeigte er in den Pfingstferien bei einem speziellen Theaterworkshop aller vier Disziplinen. Das Ballett „Romeo und Julia“ haben sie sich im Stuttgarter Staatstheater angeschaut, die Oper „Pique Dame“ und das Schauspiel „Besuch der alten Dame“. Außerdem durften sie unter anderem einen Blick in die Maske oder in die Bühnentechnik werfen. Danach haben sie selbst ein kurzes Sing-, Schau- und Tanzspiel geschrieben, einstudiert und vor kleinem Publikum aufgeführt.

„Es war anstrengend, aber super spannend“, blickt der Schüler des HGG zufrieden zurück. Das Programm habe ihm Einsichten hinter die Kulissen ermöglicht, die kaum einer sonst zu sehen bekomme. „Es war ein schönes Erlebnis, mit gleichgesinnten Jugendlichen solche Erfahrungen zu machen.“ Ein Freizeitprogramm wurde auch geboten. Die Teilnehmer waren Bowlen und Eis schlotzen, haben zusammen Spiele gespielt. Vor allem aber öffnete der Europark in Rust an seinem Ruhetag speziell für die kleine Gruppe seine Pforten – ein exklusives Vergnügen für 80 Jugendliche.

Was er später einmal studieren oder beruflich machen will, lässt der 14 Jahre alte Junge aus Hemmingen offen. „Ich kann mich für sehr viel begeistern, für eine Entscheidung ist es aber noch zu früh“, sagt er und schränkt gleich darauf ein: „Exzessiver Sport ist vielleicht ausgeschlossen.“ HGG-Schulleiterin Karin Kirmse ist stolz auf ihren aufgeweckten Schüler: „Die Wahl ist für unsere Schule eine hohe Auszeichnung.“