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Vom Verbindenden in den Weltreligionen

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Marie Fischer, Freya Reken und Katja Vodovnic (von links) haben das Klassenzimmer mit ihrer Weltethos-AG zu einem Ausstellungsraum umgestaltet. Das Schiller-Gymnasium wurde von der Küng-Stiftung offiziell als Weltethos-Schule ausgezeichnet. Foto: Holm Wolschendorf
Seit es Religionen gibt, werden im Namen des Glaubens Kriege geführt. Doch die Weltreligionen verbinden viele Gemeinsamkeiten, wie jetzt eine Ausstellung der Weltethos-AG im Friedrich-Schiller-Gymnasium zeigt.

Ludwigsburg. Als die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Weltethos in den vergangenen Monaten ihre Ausstellung über die Weltreligionen in einem Klassenzimmer des Friedrich-Schiller-Gymnasiums vorbereiteten, fragten sie ihre Mitschüler auch nach deren Religionszugehörigkeit. Die Antworten zeigten: Das Gymnasium im Ludwigsburger Zentrum ist eine multireligiöse Schule.

Vielfalt mit Christen, Muslimen, Aleviten, Buddhisten oder Sikh

Erwartungsgemäß sind die meisten der fast 850 Schüler, insgesamt knapp 550 Jugendliche, katholisch oder evangelisch. Doch immerhin etwas mehr als zehn Prozent sind Muslime. Auch die 59 Schüler mit orthodoxem Glauben, meist Kinder von russischen oder griechischen Einwanderern, machen einen nennenswerten Teil der Schülerschaft aus. Jeweils ein oder zwei Schüler sind Alevit, Buddhist, Jude, Hindu oder Sikh.

Die unterschiedlichen Religionen spielten im Schulalltag in der Regel keine Rolle, sagt Marie Fischer. Sie leitet die Anfang des laufenden Schuljahrs gegründete Weltethos-AG gemeinsam mit Freya Reken und Katja Vodovnic. „Das Zusammenleben funktioniert und wird gefördert, Streitereien wegen der unterschiedlichen Religionen gibt es bei uns eigentlich nicht“, meint Freya Reken.

Seit Jahresbeginn haben die Schüler ein Klassenzimmer renoviert. Im März begannen sie, die am Donnerstagnachmittag eröffnete Ausstellung vorzubereiten. Auf die frisch gestrichenen Wände haben die Schüler zentrale Symbole der Weltreligionen gemalt, auf Plakaten finden sich Informationen über deren Religionsgründer, die weltweite Anzahl der Gläubigen, die heiligen Schriften und wichtige Zitate.

Statt der Unterschiede werden

die Gemeinsamkeiten betont

Auf weiteren Plakaten zeigen die AG-Mitglieder, dass die Weltreligionen trotz aller Unterschiede viele Gemeinsamkeiten haben. Fragen nach Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit oder nach dem Verhältnis zur Gewalt wurden in jeder Religion gestellt – und die gefundenen Antworten, das belegen die Schüler mit zahlreichen Zitaten, gleichen sich zum Teil bis in den Wortlaut hinein.

Schulleiter Ulrich von Sanden begrüßt das Engagement seiner Schülern ausdrücklich. „Natürlich sind wir keine Insel der Glückseligen“, räumt der Schulleiter ein. Wie an jeder Schule gebe es am Friedrich-Schiller-Gymnasium Konflikte, mitunter würden diese Streitereien auch an der Religion festgemacht. „Trotz dieser gelegentlichen Auseinandersetzungen herrscht an unserer Schule ein weltoffener Charakter, der achtsame Umgang ist bei uns gewachsene Tradition“, betont von Sanden.

„Die Vermittlung von Werten ist in unserem Leitbild verankert und soll die schulischen Leistungen ergänzen, bei den Fünft- bis Siebtklässlern steht eine Stunde soziales Lernen pro Woche im Lehrplan.“

Auch die Ausstellung der Weltethos-AG stehe im Zeichen dieses achtsamen Umgangs. Im Konfliktfall sei es hilfreich, nicht auf Unterschiede, sondern auf Gemeinsamkeiten der Religionen hinzuweisen. „Wir versuchen, konstruktiv mit Meinungsverschiedenheiten umzugehen“, so der Schulleiter.

Die Weltethos-AG ist Teil des Seminarkurses Soziales Engagement, den die Lehrerin Marion Werling-Barth vor fünf Jahren ins Leben gerufen hat. Mit zahlreichen Projekten fördert das Friedrich-Schiller-Gymnasium selbstverantwortliches Lernen und ein friedliches Miteinander in und außerhalb der Schule.

Diese Bemühungen wurde jetzt honoriert: Das Ludwigsburger Gymnasium hatte sich bei der 1995 von dem Theologen Hans Küng gegründeten Stiftung Weltethos (Tübingen) um die Anerkennung als Weltethos-Schule beworben. Diese Bewerbung wurde jetzt angenommen, das Friedrich-Schiller-Gymnasium darf sich offiziell als 17. Schule im gesamten Bundesgebiet mit dem Titel Weltethos-Schule schmücken.

Zu Beginn des nächsten Schuljahrs steht eine Feierstunde mit dem Stiftungspräsidenten Eberhard Stilz auf dem Programm. „Diese Auszeichnung wird nicht inflationär vergeben, wir verstehen sie als Anspruch und Herausforderung“, sagt Schulleiter von Sanden. „Und für unsere Lehrer ist das eine zusätzliche Motivation in der alltäglichen Arbeit.“