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Ab Freitag keine Erstimpfungen mehr im Kreisimpfzentrum

An leeren Ampullen mangelt es dem Kreisimpfzentrum wahrlich nicht. Sie werden alle aufbewahrt, um eine mögliche Rückverfolgung zu vereinfachen. Lieber wäre es den Verantwortlichen jedoch, wenn sie mehr volle Biontech-Ampullen bekommen würden. Foto: R
An leeren Ampullen mangelt es dem Kreisimpfzentrum wahrlich nicht. Sie werden alle aufbewahrt, um eine mögliche Rückverfolgung zu vereinfachen. Lieber wäre es den Verantwortlichen jedoch, wenn sie mehr volle Biontech-Ampullen bekommen würden. Foto: Ramona Theiss
Die Hoffnung war groß: Endlich sollte die Impfkampagne Schwung aufnehmen. Jetzt plötzlich die Nachricht: In vielen Impfzentren in Baden-Württemberg ist der Impfstoff knapp – auch in Ludwigsburg. Dort können ab Freitag nur noch Zweitimpfungen stattfinden. Termine für Erstimpfungen müssen jedoch nicht abgesagt werden. Denn die Verantwortlichen haben vorgesorgt.

Ludwigsburg. Es ist eine deprimierende Nachricht. Nicht nur, aber vor allem für Andy Dorroch, den Leiter des Ludwigsburger Kreisimpfzentrums. Der Impfstoff ist knapp, Ersttermine können vorerst keine mehr vergeben werden. „Das ist wirklich tragisch. Wir können einfach kein Gas geben“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. Immer wieder sei man vertröstet worden: Im März, im April, im Mai komme mehr Impfstoff. Und nun ist eingetroffen, was sich niemand im Impfzentrum ausmalen wollte: Der Impfstoff reicht nicht aus, um zusätzlich zu den Zweitterminen auch noch Impfberechtigte zum ersten Mal zu impfen. Die, die bereits einen Termin haben – egal mit welchem Impfstoff –, werden auch geimpft, betont Dorroch. „Termine müssen zum Glück noch keine abgesagt werden.“ Denn weil sich die Knappheit schon abzeichnete, habe man in Ludwigsburg gar keine Ersttermine ab Freitag mehr ins System gestellt. Schon in dieser Woche konnten nur noch 800–900Menschen am Tag geimpft werden. Zum Vergleich: Vergangene Woche waren es noch 1400Impfungen täglich.

„Die versprochene Lieferung von mehr Impfstoff kommt einfach nicht an“, so Dorroch. Das werde seit Wochen an die Landesregierung kommuniziert. Das Land sei auch schon über die Gefahr, dass bald Zweitimpfungen abgesagt werden, informiert worden, sagt Dorroch. „Wenn wir nur den Impfstoff bekommen, der bisher avisiert ist, können wir ab 1.Juni nicht mehr alle Zweitimpfungen machen.“ Konkret heißt das, dass dann knapp 230Termine am Tag abgesagt werden müssen – für Impfberechtigte, die dann eigentlich ihre Zweitimpfung bekommen sollen.

Schon ab dieser Woche müssten Termine abgesagt werden, wenn in Ludwigsburg nicht aus etwa 60Prozent der Biontech-Ampullen eine siebte Dosis gezogen werden würde. Wie berichtet, ist das möglich, wenn eine komplette siebte Dosis aufgezogen werden kann. Das hänge laut Sozialministerium von den Fertigkeiten des Personals ab. Die siebte Dosis ist zwar nicht offiziell zugelassen von der Europäischen Arzneimittelagentur. Das Land Baden-Württemberg überlässt die Entscheidung aber den Verantwortlichen der Impfzentren.

„Die Rückmeldung vom Land war, dass es bis Juni ja noch lang hin sei“, so Dorroch. Auf Anfrage unserer Zeitung heißt es vom Sozialministerium nur: „Wir sind mit verschiedenen Impfzentren zu diesem Thema in Kontakt und suchen gemeinsam nach Lösungen.“

Die baden-württembergischen Impfzentren erhalten nach den Ankündigungen des Bundes wöchentlich konstant rund 300000 Impfdosen insgesamt, so ein Sprecher des Sozialministeriums. „Wir fordern den Bund seit Wochen auf, den vom Bund festgesetzten Anteil der Impfstoffe für die Impfzentren zu erhöhen, weil diese noch lange nicht unter Volllast impfen, und deutlich mehr impfen könnten.“

In Ludwigsburg finden seit Ende vergangener Woche die Zweitimpfungen derer statt, die als Erstes mit dem Impfstoff von Astrazeneca geimpft wurden. Bei diesen handelt es sich hauptsächlich um Menschen unter 60 Jahren, die das Vakzin zu Beginn des Einsatzes von Astrazeneca bekommen haben. Nun sollen diese aber mit dem Vakzin von Biontech geimpft werden. „Unser kompletter Biontech-Bedarf geht für diese Zweitimpfungen drauf“, so Dorroch. Die Lieferung von Astrazeneca an die KIZ laufe inzwischen aus. Dieser Impfstoff werde im KIZ nur noch für Zweitimpfungen genutzt.

Warum ist bei manchen anderen der Impfstoff noch nicht so knapp wie in Ludwigsburg? Von Bund und Land habe es die Vorgabe gegeben, alles immer sofort zu verimpfen, so Dorroch. Das habe man in Ludwigsburg getan. Vielleicht haben manche Impfzentren anders gehandelt und deshalb jetzt noch Impfstoff, vermutet er. „Wir haben keine Reserven gebildet, weil es immer hieß, es kommt Nachschub.“