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Abschied von Rundsporthalle naht

Die Zeit der maroden Rundsporthalle geht zu Ende. Foto: Holm Wolschendaorf
Die Zeit der maroden Rundsporthalle geht zu Ende. Foto: Holm Wolschendaorf
Der Stab über die betagte Asperger Rundsporthalle ist endgültig gebrochen: Sie wird abgerissen, sobald ein Neubau südlich vom Friedrich-List-Gymnasium steht. Mehrheitlich beauftragte der Gemeinderat jetzt die Verwaltung, die dafür nötigen Grundstücke zu kaufen.

Asperg. Es fällt einigen Stadträten aus den Reihen der Freien Wähler und der SPD offensichtlich schwer, sich von dem Bau aus dem Jahr 1974 zu trennen. Denn obwohl der Grundsatzbeschluss für eine neue Halle bereits vor Jahren gefallen war, entbrannte am Dienstagabend erneut eine Grundsatzdiskussion, ob nicht doch eine Sanierung der Rundsporthalle sinnvoller wäre. Insbesondere, weil dadurch viel Geld gespart werden könnte. Zehn Millionen Euro würde die Sanierung kosten, 15 Millionen der Neubau einer Vierfeldhalle. „Viel Geld für eine halbe Halle mehr“, meinte Günter Pfersich (FW). Mit der Differenz könnten in Asperg Kinder auch wieder schwimmen lernen, so sein Seitenhieb auf die Schließung vom Bädle, für dessen Erhaltung Freie Wähler und Sozialdemokraten immer wieder stritten.

„Das wird nach dem Architektenwettbewerb bestimmt noch teurer“, mutmaßte Clemens Dorda (FW). Außerdem ist die Rundsporthalle in seinen Augen ein Baudenkmal, von denen es in ganz Deutschland nur noch 30 Exemplare gebe. Sie sei ein Wahrzeichen Aspergs. „Und die Kelter würde ja auch niemand abreißen wollen“, zog er den Vergleich. Der Grundstückserlös für das Areal der Rundsporthalle sei rein fiktiv. Markus Furtwängler (SPD) warf noch das Thema Flächenfraß in den Ring. Der Neubau widerspreche jedem Nachhaltigkeitsgedanken.

Die Gegenseite argumentiert, mit der Sanierung der Rundsporthalle sei noch kein Quadratmeter zusätzlicher Raum für den Schulsport und die Vereine geschaffen. Und der werde dringendst benötigt. Außerdem müsste während der Sanierungsphase eine Zwischenlösung für den Sport gefunden werden. Das alleine würde rund zwei bis drei Millionen Euro kosten. Die vorliegende Lösung sei außerdem mit einem Arbeitskreis Sport abgestimmt.

Die Hallenkapazitäten seien bereits jetzt am absoluten Limit. Teils müsse auf ungeeignete Sportstätten ausgewichen werden, so der Spezialist für Sportbauten, Immo Scholze von Campus GmbH. Nicht nur der Bedarf beim Wettkampfsport steige, sondern auch die Nachfrage im Gesundheitssport zum Beispiel für Senioren. Schließlich erwarte die Stadt in den nächsten Jahren einen deutlichen Bevölkerungszuwachs.

Eine Sanierung bis hin zum Neubaustandard wäre möglich, sei aber unwirtschaftlich und zudem riskant. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommen die Fachleute um Eckard Mauch von Glück und Partner. Auch wenn die Zahlen für eine Sanierung sprächen, sei die Stadt mit einem Neubau besser beraten.

Das Damoklesschwert in der Rundsporthalle hänge über den Köpfen der Sportler. Keiner könne sagen, wie lange diese Spezialkonstruktion noch halten wird. Das Dach müsse auf alle Fälle gegen Absturz gesichert werden, damit niemand zu Schaden komme. Der Kostenpunkt liegt bei einer mittleren sechsstelligen Summe. Es brauche eine Art Airbag und mehrere Sicherheitsgurte. „Derzeit ist es noch standsicher“, beruhigte aber Bürgermeister Christian Eiberger. Und dann sei da noch die Frage der Dichtigkeit gegen Wasser. Nur vier Millimeter Blech könnten schnell durchrosten. So werde seit 35 Jahren nicht mehr gebaut. Eine jahrzehntelange Garantie auf den Sanierungserfolg gab es keine. Fest stehe bereits die Asbestsanierung für über eine Million Euro, die auch bei einem Abriss durchgeführt werden muss.

Was sonst noch im Altbau an Schadstoffen stecke, sei noch gar nicht untersucht. „Wir müssen entscheiden, ob ein Oldtimer mit unbestimmter Lebensdauer restauriert wird oder ob eine langlebige Dauerlösung nach neuesten Standards das Ziel ist.“ So oder so sei angesichts der laufenden Projekte eine Neuverschuldung der Stadt unvermeidlich. Im Gegensatz zu den Vereinen stehe die Stadt den Schulen gegenüber in der Pflicht.

Michael Klumpp von den Grünen brachte es auf den Punkt: „Die Rundsporthalle ist schlicht ein Totalschaden.“ Auch seien die Nachbarn unzufrieden mit dem Verkehr an den Wochenenden. Zwischenrufe aus dem Gremium: „Die Halle war vor den Wohnhäusern da!“ und „Das wird am neuen Standort nicht anders sein!“ Gegenseitig wurde sich „Kokolores“-Vorwürfe bei den unterschiedlichen Kostenberechnungen an den Kopf geworfen. Kurz, es ging rund – anders als in den seit Eibergers Wahl sonst beschaulichen eher Gemeinderatsitzungen.

Karl-Dieter Reimold (CDU) meinte, mit einem Neubau wäre ein nahtloser Übergang von einer Sportstätte zur anderen möglich. Ohne teure Zwischenlösungen. Sascha Reitz von der FDP forderte eine Perspektive für Schüler und Sportler – und zwar egal wie.

Die Uhr jedenfalls tickt in der Rundsporthalle. Wegen des ungenügenden Brandschutzes hat sie nur noch eine Gnadenfrist. Ist die verstrichen, droht die Zwangsschließung. Die Mehrheit für den Neubau durch die Hintertür „Grundstückserwerb“ war am Ende komfortabel: zwölf Mitglieder des Gemeinderats stimmten dafür, fünf waren dagegen. Damit ist die fast 50 Jahre alte Rundsporthalle in nächster Zeit Geschichte.