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Alleingang gefährdet den Schulfrieden

Die Landernschule. Für das Schulhaus selbst bestand keine Gefahr. Archivfoto: Ramona Theiss
Die Landernschule. Für das Schulhaus selbst bestand keine Gefahr. Foto: Ramona Theiss
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Die Stadt Markgröningen lässt prüfen, ob ihre beiden Grundschulen an einem Standort zusammengeführt werden können. Die Betroffenen reagieren schockiert und fassungslos.

Markgröningen. Die Lehrer, Betreuer, Mitarbeiter und mehr als 200 Kinder der Landerngrundschule in Markgröningen erleben schwere Zeiten. Seit mindestens vier Jahren arbeiten und lernen sie an einer schadstoffbelasteten Schule. Im vergangenen Dezember und Januar rücken hier Messtrupps an und ermitteln auffällig hohe Werte womöglich krebserregender Stoffe: polychlorierter Biphenyle, besser bekannt als PCB.

Die Stadt ordnet daraufhin an, die besonders betroffenen Räume gründlich zu lüften und zu wischen. Außerdem sollen Luftreinigungsgeräte aufgestellt und die Räume nur stundenweise genutzt werden. „Wir haben es bisher ohne großes Aufbegehren hingenommen, dass wir seit Jahren an einer schadstoffbelasteten Schule arbeiten müssen“, schreibt der Schulleiter Harald Bartruff in einem Brief, der auch an unsere Zeitung adressiert ist. Doch damit könnte es jetzt vorbei sein.

Der Grund sind zwei Reden, die der Bürgermeister Rudolf Kürner und sein Kämmerer Klaus Schmelzer in der vergangenen Woche zur Einbringung des städtischen Haushalts halten (wir berichteten). Darin stellen sie infrage, ob die Landernschule saniert werden soll – oder ob es nicht wirtschaftlicher wäre, sie neu zu bauen. Darüber hinaus denken Kürner und Schmelzer anscheinend auch über einen „Radikalschnitt“ nach, wie es der Rathauschef formuliert. Gemeint ist, die Landerngrundschule zu schließen und mit der zweiten Markgröninger Grundschule, der Ludwig-Heyd-Schule, an deren Standort zu vereinen. Der Kämmerer Schmelzer: „Dazu wird uns die aktuell in Arbeit befindliche Machbarkeitsstudie hoffentlich eine gute Antwort geben.“

Das Problem an der Geschichte: Die beiden Spitzenbeamten setzen damit offenbar zu einem Alleingang an, der noch nicht mit allen Betroffenen abgestimmt ist. Der Schulleiter Bartruff jedenfalls erfährt von den Plänen nach eigenen Angaben aus unserer Zeitung – und ist „schockiert und fassungslos“. Das Vorgehen des Markgröninger Rathauses sage in seinen Augen „einiges über den Respekt gegenüber der Schulleitung aus und über die Wertschätzung, welche der ganzen Schulgemeinde entgegengebracht wird“. Bartruff weiter: „Wenn man solche schwerwiegenden Überlegungen anstellt, gebietet es der Anstand – auch wenn es sicher nicht einfach ist –, dies offen und ehrlich mit den betroffenen Menschen zu besprechen.“

Völlig überraschend kommt es für den Pädagogen wohl nicht, „wenn man Augen und Ohren offen hält“, dass die Stadt Markgröningen, wie andere Kommunen auch, die Kostenseite im Blick hat und darüber nachdenkt, Schulen zusammenzulegen. Für falsch hält der Schulleiter diese Gedankengänge dennoch. „Keine der umliegenden Kommunen ähnlicher Größe leistet sich nur eine Grundschule beziehungsweise einen Standort“, sagt Bartruff. Als Beispiel führt er den Nachbarn Möglingen an, der rund 4000 Einwohner weniger als Markgröningen aufweise und nicht vorhabe, seine Grundschulen zu verschmelzen. „Möglingen hat gerade erst eine Schule für immerhin an die 20 Millionen generalsaniert.“

Der Schulleiter fragt sich, ob das Rathaus unbedingt auf dem Rücken jüngerer Kinder sparen müsse, die bei einer Schule weite Wege oder einen Bustransport in Kauf nehmen müssten. Kürner und Schmelzer fordert er auf, die Schulgemeinschaft in ihre Planungen einzubeziehen. Bartruff: „Nehmen Sie uns nicht unseren Glauben, unsere Hoffnung und unsere Motivation für unsere Landern-grundschule Markgröningen.“