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„Arbeit ist ein Menschenrecht“

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CDU-Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer sprach vor dem VdK-Kreisverband. Foto: Ramona Theiss
CDU-Politiker spricht über Eingliederungshilfe für Behinderte ins Erwerbsleben

Ludwigsburg. „Raus aus der Sozialhilfe, rein ins Teilhaberecht“, so brachte es der Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer beim Sozialverband VDK auf den Punkt. Geistig wie körperlich behinderten Menschen müsse der Zugang zu Bildung und Arbeit erleichtert werden, betonte der CDU-Politiker.

 

„Sie sind für uns der Vater des Bundesteilhabegesetzes“, begrüßte Manfred Buck, Kreisvorsitzender des VdK in Ludwigsburg den Unionsbeauftragten für Menschen mit Behinderung. Der Politiker erläuterte, was sich in den nächsten Jahren in diesem Bereich alles verbessern soll.

 

Ziel sei, Behinderte so zu unterstützen, dass ihnen die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben erleichtert und ermöglicht werde. Dazu gehörten unter anderem der Zugang zu Bildung und Ausbildung, das Recht auf angemessene Arbeit. 900 000 Menschen würden Eingliederungshilfe beziehen. Das koste 17,4 Milliarden Euro jährlich. Künftig sollen die Kommunen hier um fünf Milliarden entlastet werden.

 

Die Eingliederungshilfe werde nach eingehender Erprobung bis ins Jahr 2023 umfassend restrukturiert, so Schummer. Dabei sei man auf das Wissen und die Erfahrung der Verbände und Organisationen angewiesen. Denn die Voraussetzungen für einen Anspruch auf diese Leistungen müssten dringend reformiert werden. So sei man gerade dabei, zusätzliche unabhängige Beratungsstellen ohne eigenes wirtschaftliches Interesse für 90 Millionen Euro in den Landkreisen einzurichten. Die Struktur dazu soll noch in diesem Jahr stehen. Bis 2020 sollen Menschen mit eigenem Einkommen aber hohem Assistenzbedarf finanziell deutlich besser gestellt werden. Bis zu einem Gehalt von 30 000 Euro brutto und einem Vermögen von 50 000 Euro wird es keine Verrechnung auf Leistungen mehr geben. Das Schonvermögen werde auf 5000 Euro verdoppelt.

 

„Wir werden auch künftig nicht auf Behindertenwerkstätten verzichten können“, betonte Schummer, forderte aber für Behinderte eine stärkere Durchlässigkeit in Richtung erstem Arbeitsmarkt. Arbeitgebern versprach er finanzielle Entlastung je nach tatsächlich erbrachter Leistung. Es gebe bis zu 75 Prozent der Lohnkosten als Förderung. Klassische Integrationsfirmen, für die ein Sonderprogramm in Höhe von 150 Millionen aufgelegt worden sei, seien zum Beispiel Hotelgewerbe und Gastronomie, Landschaftsgärtnerei oder die Floristik. Man müsse nur bereit sein, Arbeit zu entschleunigen und anders zu organisieren. Beim Blumenhändler etwa könnten Sträuße für die eiligen Kunden vorgebunden werden und denjenigen, die Zeit mitbringen, könne eine Tasse Kaffee angeboten werden. „Angemessene Arbeit ist ein Menschenrecht“, so Schummer.

 

Damit Mitarbeiter in Firmen nicht krank werden, müssten Präventionsprogramme angeboten werden. Nicht nur Rückentraining oder Betriebssport für Herz und Kreislauf, auch Prophylaxe gegen Burnout und Co. 44 Prozent der Frührentner würden wegen psychischer Probleme aus ihrem Beschäftigungsverhältnis ausscheiden, weil sie mit dem Tempo und dem Druck in ihrem Job nicht mehr zurechtkämen. Schummer fordert deshalb Frühwarnsysteme in den Unternehmen und eine „Humanisierung der Arbeitswelt“. Zum Beispiel durch Integrationsabteilungen in der Kantine oder in der Grünpflege. Es müsse aber immer die Möglichkeit offen gehalten werden, auf den alten Arbeitsplatz zurückzukehren.

 

Das Risiko einer Behinderung wachse mit dem Alter. „Die wenigsten werden mit einer Behinderung geboren“, so Schummer. Aktuell hätten 7,4 Millionen Bundesbürger ein anerkanntes Handicap. Neun Prozent der Bevölkerung. Es gebe zahlreiche Baustellen, die alle betreffen würden. Von hohen Bordsteinen bis zum Bürokratendeutsch. Die größte sei allerdings die Barrieren in den Köpfen. Schummer: „Teilhabe gehört endlich in die Mitte der Gesellschaft.“