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Auch in Berlin hat Pelvis Fans

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Seit 30 Jahren ist Jens Heckermann mit der A-cappella-Gruppe „Die Füenf“ als Berufsmusiker auf Achse

Ludwigsburg. In Freiberg lebt er unter seinem bürgerlichen Namen Jens Heckermann mit seiner Familie in einem gut bürgerlichen Reihenhaus, abends steht er als Pelvis auf der Konzertbühne und sorgt mit den anderen vier Sängern der A-cappella-Gruppe „Die Füenf“ für vokalen Ausnahmezustand. Dass er seine Brötchen mit Musik verdient, sei in Freiberg wenig bekannt, ist Heckermann überzeugt.

Eigentlich sollte der Sohn eines Landarztes in die Fußstapfen seines Vaters treten, doch lieber machte er Musik. Als Lehrer wollte er neben seiner Musik zumindest ein festes Einkommen sichern, doch brach er das Lehramtsstudium in den Fächern Englisch, Sport und Musik vorzeitig ab. „Das Beste, was beim Studium rausgekommen ist: Ich habe an der Pädagogischen Hochschule meine Frau kennengelernt“, sagt Heckermann, der dann Jazzgesang an der Musikhochschule Würzburg studiert hat.

Momentan komponieren und texten Pelvis und seine Ensemblekollegen von „Die Füenf“ Lieder für das neue Programm „005 – Im Dienste Ihrer Mayonnaise“, das am 20. Oktober Premiere feiert. Dann geht es auch wieder richtig los mit Konzerten. Vor allem von Herbst bis Frühjahr treten die fünf Männer mit den Präzisionsstimmbändern auf. „Wir haben rund 70 öffentliche Konzerte und mindestens 30 Firmenevents in Deutschland, Österreich und der Schweiz“, sagt Pelvis.

Die Konzerttage folgen durchweg einem ähnlichen, geregelten Ablauf. Die Abfahrt mit dem Bandbus wird so gelegt, dass die Ankunft am Veranstaltungsort gegen 16 Uhr erfolgt. Dann bauen die beiden Techniker ihre Licht- und Tontechnik auf, die Bandmitglieder erledigen kleinere Aufgaben. Gegen 17.30 Uhr ist Soundcheck. „Dann proben wir, besprechen uns oder machen gar nichts“, berichtet der 52-Jährige von der Zeit bis Konzertbeginn. Der ist in der Regel um 20 Uhr. Lampenfieber hat der Profi nur noch vor einer Premiere, wenn die neuen Texte noch nicht so verinnerlicht sind.

„Bei Konzerten im Umkreis von 200 Kilometern fahren wir abends in der Regel nach Hause, bei weiteren Entfernungen übernachten wir im Hotel“, so Pelvis. Grundsätzlich brauche man nach einem Konzert Zeit, um wieder runter zu kommen. Entsprechend spät geht’s ins Bett. „Als meine Kinder noch klein waren, war die Nacht oft recht kurz. Doch mittlerweile sind die beiden 18 und 20, da kann ich ausschlafen“, weiß der Sänger diesen Luxus zu genießen.

Am allerliebsten sind Pelvis die Auftritte in den beiden Hausclubs des Ensembles: dem Stuttgarter Theaterhaus und dem Scala in Ludwigsburg. Doch selbst in Berlin haben „Die Füenf“, die 2020 ihr 25-jähriges Bestehen feiern, längst treue Fans. Und hier in der Gegend kann sowieso fast jeder ihre Schwabenhymne „Mir im Süden“ mitsingen. Rund fünf Jahre habe es gedauert, bis die Sänger von ihren Auftritten leben konnten. „Bis dahin habe ich nebenher unterrichtet und Chöre geleitet“, so Heckermann, der auch ein ausgezeichneter Gitarrist ist. Besonders denkwürdig ist für ihn der geplante Open-Air-Auftritt in Aurich in Ostfriesland mit Otto Waalkes und den Friesenjungs. „Wir haben uns sehr gefreut, dass wir als Vorgruppe auftreten durften. Leider kam dann ein Riesenunwetter und wir wurden zur Hauptgruppe, weil nach einer Dreiviertelstunde das Feld geräumt werden musste und nach uns niemand mehr auftrat“, erzählt der sympathische Sänger, der keinerlei Starallüren zeigt. „Wir haben dann noch mit Otto Kaffee getrunken.“

Auch solistisch ist er aktiv. Seit 1993 schreibt er als „Kauz“ Songs über Mensch und Natur, im Scala tritt er mit der Pelvis Show auf. „Nebenher zum Spaß“ singt er außerdem in der schwäbischen Supergroup „The Good The Bad And The Ugly“.

Jens Heckermann, der auch viel im Tonstudio arbeitet, findet sein Musikerleben auf Achse rundum gut. „Jeder anderen Art von Arbeit habe ich mich entfremdet“, mag er sich gar nicht vorstellen, immer am selben Arbeitsplatz tätig zu sein. Auch in seiner Freizeit ist er gern unterwegs, am liebsten mit dem Fahrrad.