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Auf der Suche nach den Osterhasen

Matthias Grünenwald leuchtet mit dem Scheinwerfer, um nachts die Hasen aufzuspüren. Meister Lampe fühlt sich auf der Flur um Bönnigheim wohl.
Matthias Grünenwald leuchtet mit dem Scheinwerfer, um nachts die Hasen aufzuspüren. Meister Lampe fühlt sich auf der Flur um Bönnigheim wohl.
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Die Feldhasen haben die Jagdpächter der Familie Grünenwald in Zusammenarbeit mit der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg im Jagdrevier Bönnigheim–Hofen gezählt. Das Ergebnis: Auf einer Fläche von rund 170 Hektar leben zwischen 20 und 30 Feldhasen.

Bönnigheim. Erst kürzlich wurden die Rebhühner gezählt. Jetzt hat Matthias Grünenwald zusammen mit Guido Darlüge von der Wildforschungsstelle Baden-Württemberg die Feldflur um Bönnigheim regelrecht nach Feldhasen durchleuchtet: Nachts waren sie unterwegs auf der Suche nach den Tieren, die derzeit auch als Osterhasen bezeichnet werden. Matthias Grünenwald sagt, die Aktion sei Teil der Allianz für das Niederwild, denn seit Jahren setze sich die Jägerschaft vorbildlich für den Schutz und Erhalt der Feldhasenbestände ein. „Wir haben seit 30 Jahren schon keinen Hasen mehr geschossen“, sagt Matthias Grünenwald.

Die Bönnigheim-Hofener Jagdpächterfamilie Eberhard, Manja und Matthias Grünenwald wollte wissen, wie es einer ihr anvertrauten Wildart geht. Wie viele Feldhasen tummeln sich noch im eigenen Revier? Bleiben die Besätze stabil oder nehmen sie ab? Zeigen die Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums Erfolge? Die Feldhasenzahlen würden sich je nach Naturraum auf rund 20 Tiere belaufen, weiß Grünenwald.

Es gebe jedoch auch Regionen, in denen gerade einmal acht Feldhasen pro Quadratkilometer leben. „In unserer Region im mittleren Neckarkreis geht man von einem Bestand von etwa zwölf Feldhasen pro Quadratkilometer aus“, betont der Jagdpächter. Die Zählung in sechs Nächten habe dies weitgehend bestätigt.

In den Jahren 2019 und 2020 seien im Frühjahr auf den baden-württembergischen Feldern so viele Feldhasen wie nie zuvor seit Beginn des landesweiten Feldhasenmonitorings vor 24 Jahren gezählt worden, bestätigt Guido Darlüge. Die Datenauswertung des Monitorings in landesweit 80 Referenzgebieten der Wildforschungsstelle des Landes Baden-Württemberg am Landwirtschaftlichen Zentrum in Aulendorf ergab, dass landesweit gut 14 Feldhasen auf einem Quadratkilometer Offenlandfläche leben. Das entspricht dem Bundesdurchschnitt.

Für den Schutz des Feldhasenbestandes seien zwei Faktoren von überdurchschnittlicher Wichtigkeit, betont Matthias Grünenwald: Zum einen sei es die Struktur- und Biotopverbesserung der Gebiete, also dem Lebensraum der Feldhasen. Hier arbeitet der Jagdpächter mit den örtlichen Landwirten zusammen. Es geht dabei um das Anlegen von Blühbrachen, Blüh- und Wildwiesen bis hin zu Heckenstreifen, welchen den Hasen zusätzlichen Lebensraum und Rückzugsgebiete verschaffen. Unterstützt wird die Jagdpächterfamilie Grünenwald bei ihren Projekten durch die Wildforschungsstelle Aulendorf, den Landschaftserhaltungsverband Ludwigsburg sowie den Landesjagdverband.

Ein weiterer wichtiger Faktor sei die Bejagung der Beutegreifer des Feldhasen. Fuchs, Steinmarder und Rabenkrähen sind die hauptsächlichen Fressfeinde des Feldhasen. Vor allem unter den jungen Häschen können sie immense Schäden anrichten.

„Aus Gründen der zurückgehenden Populationsentwicklung ruht seit nahezu 30 Jahren die Bejagung der Feldhasen“, betont Grünenwald. Die Jägerinnen und Jäger unterstützen die wildbiologische Forschung in großem Umfang durch eigenen Arbeitseinsatz. Die Hasenzählung sagt nicht nur etwas über den Bestand aus: Der Feldhase sei eine Charakterart der Feldflur, damit auch ein guter Bioindikator für die ökologischen Verhältnisse in diesem Lebensraum, unterstreicht Grünenwald. Änderungen in der Art und Intensität der Bodennutzung, beim Klima und den Witterungsverhältnissen sowie in der Häufigkeit von Beutegreifern – all das verursache auch unmittelbar Änderungen der Hasendichte.

Wichtig ist es daher, dass die Zählungen überall in gleicher Weise und mit einer wissenschaftlich anerkannten Methode durchgeführt werden, sagt Guido Darlüge. Die Zähldaten werden an eine zentrale Stelle zur Auswertung weitergeleitet. In Baden-Württemberg ist das die Wildforschungsstelle. So werde ein ganz wesentlicher Beitrag zu einem landesweiten Biomonitoring geleistet.

Der Feldhase hat 2020 ebenso wie in den beiden Jahren zuvor vom Wetter profitiert. Das Frühjahr 2020 zählt laut Deutschem Wetterdienst zu den sechs niederschlagsärmsten, der April sogar zu den sieben wärmsten seit 1881. Günstige Witterung allein reiche jedoch nicht für langfristig stabile Feldhasenbestände. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass große zusammenhängende Felder schlecht für die Population sind, denn im Inneren gebe es keinen Lebensraum für Feldhasen. Zudem fehlten die krautreichen Feldränder, die Nahrung bieten. Besonders Maisfelder meide der Feldhase.

Durch die Feldhasenzählung werde belegt, so Grünenwald, dass im Jahr 2020 der Zuwachs an Hasen vom Frühjahr bis Herbst 2020 im Schnitt 17 Prozent betrug. Der Zuwachs fiel im Südwesten damit etwas geringer aus als im Bundesdurchschnitt, wo er bei von 25 Prozent liegt.