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Aus Liebe Drogen vor der Polizei versteckt

Massenweise Rauschgift sollen die sechs Angeklagten nach Deutschland geschmuggelt haben. Foto: Bernd Wüstneck/dpa
Massenweise Rauschgift sollen die sechs Angeklagten nach Deutschland geschmuggelt haben. Foto: Bernd Wüstneck/dpa
26-Jährige will ihrem Freund helfen und macht sich strafbar: Junge Frau mit angeblichem Helfersyndrom zu neun Monaten Haft auf Bewährung verurteilt

Ludwigsburg. Mit den Drogen ihres Freundes abzuhauen, als die Polizei mit einem Durchsuchungsbeschluss kam, hat einer 26-Jährigen vor dem Amtsgericht neun Monate Haft auf Bewährung eingebracht. Als Motiv gab die Frau an, sie habe aus Liebe gehandelt, und leide außerdem am Helfersyndrom.

Verhindern konnte die 26-jährige Stuttgarterin nicht, dass Polizeibeamte ihrem Freund in Ludwigsburg, bei dem sie übernachtet hatte, den Kühlschrank ausräumten und den Garten umgruben. Im Kühlschrank waren gut 146 Gramm Marihuana und rund 1,5 Gramm Kokain versteckt, als die Beamten am frühen Morgen des 8. April dieses Jahres an der Türe klingelten. Um ihren Freund zu schützen, nahm die 26-Jährige das Marihuana aus dem Kühlschrank, steckte es in einen Rucksack und versteckte ihn außerhalb der Wohnung.

Als sie den Rucksack wieder holte, lief sie der Polizei direkt in die Arme, die mittlerweile aus dem Kühlschrank auch noch Kokain geholt und weiteres Kokain aus dem Garten ausgegraben hatte. Der Freund der Frau ist in einem gesonderten Prozess angeklagt.

Unerlaubter Besitz von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge und versuchte Strafvereitelung lautete die Anklage gegen die 26-Jährige. Das von der Polizei beschlagnahmte Marihuana hätte nach den Berechnungen des Landeskriminalamtes 1668 Konsumeinheiten ergeben, wodurch der Grenzwert zur nicht geringen Menge von 7,5 Gramm bei Weitem überschritten war.

Flucht mit einem Rucksack

Mit dem Freund, sagte die Angeschuldigte vor Gericht, sei sie trotzdem noch zusammen und dieser spreche sogar von Heirat. Die Richterin wollte wissen, ob der Drogenkonsum des Freundes schon auf die Stuttgarterin abgefärbt hat. Doch diese beteuerte, sie hätte höchstens mal einen Joint mit diesem geraucht – „aus Spaß“. Davon, dass ihr Freund mit Drogen dealt, habe sie nichts mitbekommen und von dem Kokain habe sie auch nichts gewusst.

Ein Beamter des Ludwigsburger Polizeireviers berichtete als Zeuge, die Frau habe bei ihm alles gleich zugegeben und sich kooperativ gezeigt. Zu ihm hätte sie bei der Flucht mit dem Marihuana im Rucksack gemeint, sie müsse zur Bushaltestelle, sei dann aber ganz woanders hingelaufen. „Ich war mit der Situation überfordert“, schilderte die 26-Jährige.

Zusätzlich eine Geldstrafe

Die Staatsanwältin sah in ihr „nicht die typische Gehilfin“. Mit der großen Menge Marihuana jedoch erfüllte die Angeklagte einen Verbrechenstatbestand, bei dem normalerweise unter einem Jahr Freiheitsstrafe nichts zu machen ist. Es sei denn, das Gericht erkennt auf einen minder schweren Fall, wie er auf die Stuttgarterin zutraf. „Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort“, fasste ihr Verteidiger die ganze Geschichte zusammen und resümierte aus den Besprechungen mit seiner Mandantin: „Es war ihr eine Lehre.“ Das Gericht erkannte auf neun Monate Haft zur Bewährung, und damit die Frau ihre Strafe auch spürt, muss sie 500 Euro an die „Aktion Deutschland hilft“ bezahlen. Die Richterin riet der Frau, sich von ihrem Freund nicht vor lauter Liebe „in die falsche Richtung mitnehmen zu lassen“.