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Autohandel in der Krise

Das Autojahr 2021 war für die Kfz-Betriebe laut Innung katastrophal. Foto: dpa
Das Autojahr 2021 war für die Kfz-Betriebe laut Innung katastrophal. Foto: dpa
Kraftfahrzeuginnung: Umsatzverluste in Millionenhöhe trotz E-Auto-Prämie zu erwarten

Stuttgart/Ludwigsburg.. Über 127000 Autos sind 2021 in der Region Stuttgart neu zugelassen worden. Freude kommt deswegen beim Autohandel aber kaum auf: Das ist gegenüber dem Coronajahr 2020 ein Rückgang von über 27000 Fahrzeugen oder 17,6 Prozent.

Im Vergleich zu 2019, dem letzten normalen Autojahr vor Corona, beträgt das Minus fast 70000 Neuzulassungen. „Besser lässt sich nicht beschreiben, wie katastrophal das Autojahr 2021 für unsere Betriebe war“, sagt Obermeister Torsten Treiber von der Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart. Die Innung schätzt die damit verbunden Umsatzverluste im Vergleich zum Jahr 2020 auf insgesamt bis zu 800 Millionen Euro. Im Kreis Ludwigsburg allein liegt der Rückgang laut Zulassungsstelle bei 2354 Pkw-Neuzulassungen (minus 11,5 Prozent).

In den 127000 neu zugelassenen Pkw in der Region sind über 19000 Neuzulassungen von Batterie-E-Autos (BEV) enthalten. Von letzteren kommen 3000 aus dem Kreis Ludwigsburg. Noch attraktiver waren nach den Zahlen der Zulassungsstellen in der Region Plug-in-Hybride: Von denen wurden knapp 23000 neu zugelassen – davon im Kreis Ludwigsburg rund 3000.

„Diese Zahlen zeigen auch, dass die Rechnung der alten Bundesregierung nicht aufgegangen ist, mit der E-Auto-Prämie den Autoabsatz entscheidend anzukurbeln“, sagt Christian Reher, der Geschäftsführer der Innung. Und: „Dazu kommt, dass durch Chipkrise und Produktionsausfälle nicht einmal die bestellten Fahrzeuge ausgeliefert werden konnten. Das schlug auf den Gebrauchtwagenmarkt durch.“ Die Besitzumschreibungen gingen laut Reher in der Region um 14500 oder 6,3 Prozent zurück. Im Landkreis Ludwigsburg lag der Rückgang bei 2578 Fahrzeugen, was einem minus von 5,8 Prozent entspricht. „Außerdem schätzen wir, dass sich viele Menschen angesichts der eher verwirrenden politischen Diskussion dafür entschieden haben, einfach ihre bisherigen Autos weiterzufahren, bis klar ist, wohin die Reise technisch geht“, ergänzt der Kreisvorsitzende Markus Klein. Das schließt die Innung unter anderem daraus, dass der Bestand an Pkw in der Region mit 1,66 Millionen Fahrzeugen am Jahresende 2021 nur um rund 2700 niedriger lag als vor einem Jahr.

Von der E-Auto-Nachfrage hat sich die Kraftfahrzeuginnung Region Stuttgart angesichts der staatlich ausgeschütteten Prämien mehr erhofft, sagt Obermeister Torsten Treiber: „Insgesamt wurden in der Region 19391 E-Autos neu zugelassen. Zum Jahreswechsel wurde ein Bestand von 32452 E-Pkw erreicht. Damit ist erst rund jedes fünfzigste Auto ein E-Auto.“

Bei den Plug-in-Hybriden sind die Zulassungszahlen ein bisschen höher: „Aber auch 22984 Neuzulassungen sind noch nicht der erhoffte Durchbruch“, sagt Christian Reher. Zumal der Bestand nur um rund 15800 auf knapp 36600 gewachsen ist: „Da sind Tausende von Pkw schon wieder aus der Region verschwunden. Auch die Plug-ins sind mit einem Anteil von 2,2 Prozent leider immer noch eher ein Nischenprodukt.“ Ausgehend von den Neuzulassungen schätzt die Innung, dass rund 220 Millionen Euro an Bundesprämien in die Region geflossen sind. Die Herstellerprämien sind da nicht mitgerechnet.

Prozentual den höchsten Zuwachs im Bestand gab es bei den E-Autos mit 102,2 Prozent im Kreis Esslingen (plus 3064 Pkw). Der Kreis Göppingen liegt auf Platz zwei: 96,5 Prozent Zuwachs (plus 1048 Pkw). Knapp dahinter mit 99,4 Prozent Zuwachs liegt der Rems-Murr-Kreis (plus 2055 Pkw). Platz vier geht an den Kreis Böblingen mit 84,1 Prozent (plus 2800 Pkw). Der Kreis Ludwigsburg folgt mit 81 Prozent (plus 3064 Pkw). Schlusslicht beim Zuwachs ist Stuttgart, dass zwar mit 8311 E-Autos den höchsten Bestand in der Region hat, aber mit 62,4 Prozent Zuwachs (plus 3193 Pkw) im Vergleich deutlich schwächelt. „Wir wollen nicht hoffen, dass das erste Anzeichen für eine kommende Nachfrageschwäche sind“, sagt Obermeister Torsten Treiber mit Blick auf 2022. Bundesweit lag die Steigerungsrate bei den E-Autos laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) bei 83,3 Prozent.

Bei den Plug-in-Hybriden hat der Kreis Göppingen den Vogel abgeschossen: 129,1 Prozent Zuwachs (plus 1166 Pkw). Auf Platz zwei liegt mit 117 Prozent Zuwachs der Rems-Murr-Kreis (plus 2065 Pkw). Der Kreis Ludwigsburg folgt mit 108,5 Prozent (plus 2864 Pkw). Auf Platz vier liegt mit 101,4 Prozent der Kreis Esslingen (plus 2630 Pkw). Vorletzter beim Zuwachs an Plug-in-Hybriden ist Stuttgart, das zwar auch hier mit 11879 E-Autos den höchsten Bestand in der Region hat, aber nur noch 55,3 Prozent Zuwachs (plus 4230 Pkw). Letzter in dieser Liga ist der Kreis Böblingen mit 53,8 Prozent (plus 2842 Pkw). Bundesweit lag die Steigerungsrate laut KBA bei 62,3 Prozent.

„Verblüffend“, nennt Obermeister Treiber, dass in der Region die Vollhybrid-Pkw (also E-Fahrzeuge, die nicht gefördert werden, weil sie nicht von außen aufgeladen werden können) mit über 44000 Pkw im Bestand vor den anderen E-Autos liegen. „Allerdings lag der Zuwachs hier bei 39,6 Prozent. Die anderen E-Autos holen also auf.“ Für die Innungsbetriebe sei das eine gute Nachricht, sagt der Ludwigsburger Kreisvorsitzende Markus Klein. „Wir brauchen 2022 wieder deutlich mehr Zuwachs bei den Neuzulassungen. E-Autos sind uns da genau so lieb wie alle anderen Antriebsarten.“ „Entscheidend“, so Treiber, „ist vor allem für welche Fahrzeugarten sich die Firmen in der Region entscheiden, denn zwei Drittel der Neuzulassungen haben wir im gewerblichen Bereich“.