Ludwigsburg. Für dieses hat Jürgen Benz gerade die knorrige Stelle einer Verästelung ausgewählt. Doch die fertige Dose wirkt dadurch keineswegs grob – im Gegenteil. Auf Sorgfalt legt Jürgen Benz großen Wert. Unfertiges möge er nicht. „Jedoch nicht im Sinne von pedantisch, sondern im Sinne von Wertschätzung für das Resultat“, erklärt er. Elegant und sauber gearbeitet solle dieses sein – und das sind die Werkstücke des Besigheimers auch, wenn man sie betrachtet, wie sie in seiner Werkstatt aufgereiht auf Regalbrettern stehen. Dabei sind die meisten von ihnen nicht nur schön anzusehen, sondern zudem zweckmäßig. So finden sich darunter etwa neben Dosen und anderen Gefäßen beispielsweise Flaschenverschlüsse, Kapselöffner und Kugelschreiber. Daher gehe er mit viel Ruhe ans Werk, sagt Jürgen Benz. „Eile zahlt sich nicht aus. Wir machen hier lieber zehn richtig gute Sachen statt zwanzig, die nicht perfekt sind“, steht dann auch auf einem der Zettel mit Weisheiten und Sprüchen zu lesen, die Jürgen Benz an eine Schranktür seiner Werkbank gepinnt hat. Irgendwo habe er das Zitat einmal aufgeschnappt und notiert. Von wem es stamme, wisse er nicht mehr. Doch passe es zu seiner Arbeitsweise.
Gewerkelt wird meist am Wochenende, oftmals mit seinen drei Kindern im Alter von neun bis 20, die ihm nicht nur über die Schulter schauen, sondern sich auch selbst an ersten Werkstücken versuchen – so wie auch er es früher in der Werkstatt seines Vaters getan habe, erzählt Jürgen Benz. „Wer weiß, vielleicht hat schon das damals etwas in mir ausgelöst“, sagt der 52-Jährige, der hauptberuflich in der Automobilindustrie tätig ist. Der Faszination Holz ist er jedoch erst Jahre später vollends erlegen. Warum? „Holz ist ein lebendiges Material, jedes Stück ist anders. Es ist die Individualität von Holz und der Anspruch, es bestmöglich in Szene zu setzen.“ Der Auslöser, dass er sich mit Holzarbeiten befasst habe, sei eine Bitte seiner Frau gewesen. „Sie hat mich damals gebeten, für die Puppen unserer ältesten Tochter eine Kiste zu bauen.“
Doch einfach darauf los zu basteln ist nicht Jürgen Benz’ Sache. Erst musste das passende Werkzeug her. Aber danach war die Produktion in der heimischen Werkstatt nicht mehr zu stoppen: Es folgten Schreibtische, Regale, Schränke, Anrichten und Vitrinen. Zugleich wurde die Werkstattausstattung immer professioneller. In den vergangenen Jahren hat sich Jürgen Benz dann zunehmend vom Möbelbau auf mehr kunsthandwerkliche Sachen verlegt und ein Nebengewerbe angemeldet – wobei er so seine Schwierigkeiten mit dem Begriff Kunst hat. Ideen habe er schon, sagt Jürgen Benz. Doch seien diese mehr „mit dem handwerklichen Geschick gepaart, schöne Gebrauchsgegenstände zu machen“. „Ich verstehe mich nicht als Künstler.“ Kunstfertig gearbeitet sind die Werkstücke des Besigheimers, der auch Auftragsarbeiten annimmt und Drechselkurse gibt, aber gleichwohl. Zumal er mit der Maserung des Holzes auch spielt. „Wenn ich eine sehr wilde Maserung will, suche ich mir gezielt Störstellen heraus, und wenn ich eine ruhige möchte, muss ich eben nach solchen Stellen suchen“, erklärt Jürgen Benz, in dessen Stimme bei jedem Wort die Begeisterung für das Material Holz mitschwingt.