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Beim Einkauf bei „Kalinka“ in der Ludwigsburger Oststadt wird nicht über Politik geredet

Politik ist in dem Geschäft „Kalinka“ auf der Friedrichstraße tabu. Foto: Andreas Becker
Politik ist in dem Geschäft „Kalinka“ auf der Friedrichstraße tabu. Foto: Andreas Becker
Kalinka ist nicht nur der Titel eines russischen Volksliedes. So heißt auch das Geschäft an der Friedrichstraße, das auf den Verkauf von Lebensmitteln und anderen Produkten aus Russland spezialisiert ist. Die Regale sind gut gefüllt - trotz des Kriegs in der Ukraine und möglicher Lieferengpässe.

Ludwigsburg. Wer den Laden betritt, taucht in eine andere Welt ein. Die Produkte in den Regalen tragen kyrillische Schriftzeichen. Es gibt eine große Auswahl an Tee, Gebäck und vor allem an eingelegtem Gemüse. Ins Auge fällt die Auswahl an einzeln verpackten Bonbons und Konfekt. Im hinteren Bereich befindet sich die Frischetheke mit Salaten und Fisch, Dörrfisch gehört dazu. Limonaden fehlen ebenso wenig wie Milchprodukte und Käse.

Russische Zeitschriften, Bücher in kyrillischer Sprache, russische Kosmetikprodukte und Matroschka-Puppen runden das Angebot ab. An der Kasse wird wie selbstverständlich Russisch gesprochen. Bezahlt wird aber nicht mit Rubel, sondern mit Euro.

Viele Russlanddeutsche gehören zu den Kunden

Maria Melcher aus Kornwestheim verkauft bei „Kalinka“ Produkte aus ihrer ehemaligen Heimat. 17 Jahre war die Russlanddeutsche alt, als sie im Jahr 1996 übersiedelte. „Bei Kalinka kaufen alle Nationalitäten ein“, betont sie. Zu ihren Kundinnen und Kunden zählen viele Russlanddeutsche wie sie, die in Ludwigsburg eine neue Heimat gefunden haben. Auf die Produkte, die sie von früher kennen, wollen viele nicht verzichten.

Wodurch sich die russischen Lebensmittel von denen in Deutschland unterscheiden? „Sie sind anders gewürzt“, so Maria Melcher. Und viele Sachen gebe es in einem deutschen Supermarkt nicht. Unterschiede gibt es auch bei den Grundnahrungsmitteln. Buchweizen darf in keinem russischen Haushalt fehlen.

Bisher noch keine Lieferschwierigkeiten

Lieferschwierigkeiten gebe es noch nicht, erzählt die Geschäftsfrau, die ihre Produkte von einem Großhändler bezieht. Der habe versprochen, alternative Produkte anzubieten, sollte mal etwas nicht verfügbar sein. „Ich weiß nicht, was morgen ist“, räumt Maria Melcher ein, dass sie die Entwicklung in der Ukraine mit Sorge beobachtet. „Die Leute kaufen mehr ein“, hat sie in den vergangenen Tagen festgestellt. Aber das treffe auf alle Lebensmittelgeschäfte zu. Ob Menschen aus der Ukraine oder aus Russland: „Sie essen das Gleiche“, so die 43-Jährige. Unabhängig davon, wie die politische Lage sei, mache sie ihren Job. Und das ist eben der Verkauf von russischen Produkten. Über Politik und den Krieg in der Ukraine werde bei Kalinka nicht gesprochen, so eine Mitarbeiterin.

Auf Reisen in die GUS (Gemeinschaft Unabhängiger Staaten) ist man im Gala-Reisebüro auf der Danziger Straße spezialisiert. Dort wird auch Hilfe bei der Beantragung von Visa geleistet. Seit die Flugverbindungen nach Russland eingestellt sind, würden Reisende den Weg über angrenzende Drittstaaten wählen.