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Besucherstopp in Kliniken endet

Die Belastung der Intensivstationen durch Covid-Patienten sinkt spürbar. Archivfoto: Andreas Becker
Die Belastung der Intensivstationen durch Covid-Patienten sinkt spürbar. Foto: Andreas Becker
Die dritte Coronawelle neigt sich ihrem Ende zu. Diese Diagnose stellten die Spezialisten der Regionalen Kliniken-Holding – kurz RKH – am Dienstag in ihrem vierten „Covid-Update“ vor Journalisten. Zugleich warnten sie vor einer möglichen vierten Welle im Herbst.

Kreis Ludwigsburg. Nur 19 Patienten lagen am Dienstagmorgen noch in den Kliniken in Ludwigsburg und Bietigheim, davon sechs in Intensivbetten: Zahlen, die so gering geworden sind, dass die RKH ihre tägliche Veröffentlichung nächste Woche einstellt. Bereits morgen fällt der vor Monaten verhängte Besucherstopp: Patienten können dann wieder einen Besucher pro Tag eine Stunde lang empfangen – vorausgesetzt, diese können eine tagesaktuellen negativen Test, eine vollständige Impfung oder ihre Genesung nachweisen. „Wir haben die dritte Welle dank einer gewissen Covid-Routine ganz gut überstanden“, sagt RKH-Geschäftsführer Jörg Martin. Der Anästhesie-Professor lobt „den tollen Job“, den alle Mitarbeitenden der Holding auch in der dritten Welle geleistet hätten, in die sie bereits müde und ausgelaugt starten mussten. Die steuerfreie Coronaprämie von 2,2 Millionen Euro für die Häuser in Ludwigsburg und Bietigheim werde daher – gestaffelt – auch auf alle 3443 Vollkräfte verteilt, „von der Reinigungskraft bis zum Arzt“, sagt Martin.

Dass die RKH in der dritten Welle einigermaßen gut über die Runden gekommen ist, liegt laut dem Kliniken-Chef zum einem an der hohen Impfbereitschaft seiner Belegschaft – in der zweiten Welle hatte die RKH noch mit starken Personalausfällen durch positiv getestete Mitarbeitende zu kämpfen. Außerdem habe sich die Etablierung der regionalen Intensivbetten-Cluster bewährt, die RKH-Intensivchef Professor Götz Geldner initiiert hat und landesweit steuert. Dank der Einführung dieser Koordinierung der Intensivkapazitäten im Winter konnten laut Geldner allein in der dritten Welle rund 300 Patienten von zulaufenden Intensivstationen an Kliniken mit freien Betten verlegt werden. Auch deshalb, resümiert Martin, sei das Gesundheitssystem im Südwesten „zu keinem Zeitpunkt überlastet“ gewesen, wiewohl einzelne Häuser ihren Grenzen nahegekommen seien. Die Entspannung der Lage auf den Intensivstationen zeichnet sich folglich auch in den regionalen Clustern ab: Seit 3. Juni habe es in Baden-Württemberg keine Akutverlegung mehr gegeben, berichtet Geldner.

Doch auch wenn die dritte Welle abgeebbt ist und die RKH-Spezialisten derzeit mit einem vergleichsweise ruhigen Sommer rechnen, Entwarnung wollen Martin und sein Team noch nicht geben. Zum einen sei eine vierte Coronawelle im Herbst keineswegs auszuschließen. „Wir jedenfalls bereiten uns darauf vor“, versichert der RKH-Chef. Das liegt auch an der Gefahr, dass Virusmutanten auftreten können, vor denen die aktuellen Impfstoffe nicht oder schlechter schützen als gegen den sogenannten Wildtyp und die britische Variante. In der dritten Welle, so RKH-Mikrobiologin Sabine Gfrörer, seien etwas über 90 Prozent der Infektionen auf die britische Mutante zurückzuführen, doch gebe es auch erste Patienten mit der südafrikanischen und der brasilianischen, aber noch keine mit der indischen Variante. Die gute Nachricht hier: Noch hat es bei RKH-Patienten, die trotz Impfung positiv getestet wurden, keine schweren Verläufe gegeben. Dafür melden sich auch bei der RKH immer mehr Post-Covid-Patienten, die unter Spät- und Langzeitfolgen der Infektion leiden. Für sie sollen – zunächst in Ludwigsburg – spezielle Ambulanzen entstehen.