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„Bis zur letzten Minute Charakter gezeigt“

MHP-Riesen Ludwigsburg haben die Final-Niederlage gegen Alba Berlin schnell abgehakt und feiern die Vizemeisterschaft

LUDWIGSBURG. Ludwigsburg. Zum Abschluss des dreiwöchigen Basketball-Marathons unter schwierigsten Quarantäne-Bedingungen war den heldenhaften MHP-Riesen Ludwigsburg nur noch nach Abstand und Ruhe zumute. „Ich werde sicher keinen Basketball-Korb berühren, ja, ihn nicht einmal angucken“, gab Riesen-Profi Nick Weiler-Babb nach 22 Tagen Fokussierung auf das Finalturnier und strenger Isolation von der Außenwelt zu Protokoll. Der 24-jährige Spielgestalter hatte nach zehn Partien im Münchner Audi-Dome mit durchschnittlich 32,52 Minuten pro Spiel die meisten Einsatzminuten (gesamt 329), gefolgt von Marcos Knight (32,39/292) und Jaleen Smith (32,27/273). Komplettiert wurde das Quartett der US-Boys von Thomas Wimbush (261 Spielminuten), das unter dem Namen „The Big Four“ wohl in die Annalen des Ludwigsburger Basketballgeschichte eingehen wird.

War das gesamte Turnier quasi unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne gegangen, mussten sich die Finalisten auch nach der Schlusssirene an die Abstandsregeln halten. Anstelle eines Liga-Offiziellen hängte der stolze Alba-Trainer Aito Garcia Reneses seinen Profis die Medaillen um, Kapitän Niels Giffey holte die Trophäe selbst von einem Podest und stemmte sie im silber-blauen Konfettiregen in die Luft des zuschauerleeren Audi Dome.

Auf Ludwigsburger Seite gab es einen kurzen Gruß von Trainer John Patrick hinüber auf die Tribüne, wo der 2. Vorsitzende der MHP-Riesen, Markus Buchmann, winkend die Gratulation an den Erfolgscoach zurückgab. – wohl stellvertretend für die Riesen-Fangemeinde.

Danach ging es gemeinsam zum Bus, anschließend noch einmal zum Duschen und Abendessen ab ins Hotel, um noch am selben Abend die Heimfahrt nach Ludwigsburg anzutreten. Heute (30. Juni) laufen die Verträge der meisten Spieler aus, einige von ihnen wie Weiler-Babb und Knight fliegen zurück in die Staaten.

Patrick findet Mut machende Worte

So unglücklich das zweiteilige Finale nach dem Ausfall von Marcos Knight auch verlief, Trainer Patrick fand unmittelbar nach dem Spiel Mut machende Worte: „Im Turnier waren wir gut für zwei Überraschungen – gegen München und Ulm. Im Finale war Berlin einfach besser und hat verdient die Meisterschaft geholt. Ich bin aber unglaublich stolz auf unsere Saison. Wir haben immer alles gegeben und keine Ausreden gesucht, wenn jemand nicht dabei war“, sagte der Coach, dessen Vertrag bis 2021 läuft, und der mit dem talentierten Nachwuchs noch einiges vorhat: „Unsere Jugendmannschaft ist in ungeschlagen geblieben, und wir sind in die Regionalliga aufgestiegen. Die Jungs haben uns in diesem Turnier sehr geholfen“, verwies er auf die starke Bilanz des NBBL-Teams, ohne dabei die beiden Youngster explizit zu erwähnen, die ihm am nächsten stehen: Hatte sein 16-jähriger Sohn Jacob bereits gegen Bayern und Ulm mit starkem Auftritt überzeugt, ließ im zweiten Finalspiel auch der größere Bruder Johannes sein Potenzial aufblitzen: Mit einem Plus-Minus-Wert von 11 war der 18-Jährige in dieser Kategorie der beste Ludwigsburger.

Wie Patrick fand auch Marcos Knight, Pechvogel und Himmelsstürmer des Turniers in Personalunion, tröstende Worte: „Wir hatten eine großartige Saison. Nicht im Finale auflaufen und dem Team nicht helfen zu können, war die bisher schlimmste Erfahrung in meiner Karriere. Ich habe schon das ganze Turnier mit Schmerzen am Fuß gespielt, die letzten Tage konnte ich kaum laufen. Ich bin mir sicher, dass meine Mitspieler meine Entscheidung verstanden haben, nicht zu spielen“, so der 30-Jährige, nachdem er von den Kapitänen der zehn teilnehmenden Teams zum wertvollsten Spieler (MVP) des Finalturniers gekürt worden war.

Mit sich und seiner Mannschaft im Reinen war auch Routinier Jonas Wohlfarth-Bottermann: „Wir haben alles versucht und haben alles reingeworfen. Es war ein hartes Turnier mit vielen Spielen. Wir haben bis zur letzten Minute Charakter gezeigt und uns nicht unterkriegen lassen. Keiner hatte so richtig auf dem Zettel, dass wir nach der Coronapause so noch mal zurückkommen würden – obwohl wir ja zuvor schon eine überragende Runde gespielt hatten. Alba ist in dieser Saison das Maß der Dinge, hat den Pokal gewonnen und ist zu Recht deutscher Meister geworden“, so der Riesen-Kapitän.

Johannes Thiemann, Alba-Nationalspieler und Ex-Ludwigsburger, sah es ähnlich: „ Wir wollten das letzte Spiel des Turniers für uns entscheiden. Am Ende waren wir vielleicht etwas zu locker, aber wir haben schon im dritten Viertel gemerkt: Da kommt von Ludwigsburg heute nichts mehr, um uns noch zu gefährden.