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Brücken bauen und Kluft überwinden

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Beim Stiftungsfest: Herbert Pötzsch (Vorsitzender des PKC-Vereins), Chairman Giora Salz und seine Frau, Dan Shaham (israelischer Generalkonsul) und Landrat Rainer Haas.
Das 32. Stiftungsfest des Pädagogisch-Kulturellen Centrums (PKC) Ehemalige Synagoge Freudental stand im Zeichen der Verständigung und persönlichen Begegnung. Frei nach Bundespräsident Joachim Gauck sei es heute mehr denn wichtig, demokratische Werte zu verteidigen, war unisono der Wunsch aller Redner. „Wir stimmen unsere Reden ja nicht miteinander ab“, sagte Landrat Dr. Rainer Haas nach dem Grußwort des Vorsitzenden des PKC-Vereins. „Was mir durch den Kopf geht, hat Herbert Pötzsch im Wesentlichen gesagt.“
Ludwigsburg. Wirtschaftlich gesehen sei die Situation in der Welt „hervorragend“, niemandem gehe es nach dem Flüchtlingszustrom schlechter, sagte Herbert Pötzsch, Vorsitzender des PKC-Vereins. Trotzdem lese man in Leserbriefen und sozialen Netzwerken ein Maß an Hass und unverhohlenen Nationalismus, „der einem Angst macht“. Solche Äußerungen und die Unfähigkeit zur Mäßigung nannte Pötzsch in seiner engagierten Rede „asozial, gemeinschaftsschädlich“. „Leider zeigt auch der Antisemitismus wieder seine hässliche Fratze“, sagte er. Mit den Worten des Bundespräsidenten forderte er dazu auf, Haltung zu zeigen und die Demokratie zu verteidigen. Heute, mit Blick auf den „Zustand unserer Gesellschaft“, seien Institutionen wie das PKC mehr denn je „gut und wichtig“. Es greife aktuelle und historische Themen auf, fördere die Toleranz und Völkerverständigung insbesondere mit Israel. 1985 sei das Stiftungsfest das erste Mal begangen worden, was auf eine Initiative des früheren, kürzlich verstorbenen Ludwig Bez zurückgehe. Mehr als 30 Jahre war er Vorsitzender des PKC-Vereins. „Wir halten sein Andenken in Ehren.“

Auch Landrat Haas äußerte sich betroffen, „dass Ludwig Bez nicht mehr unter uns ist“, sozusagen als der Pate der Partnerschaft zwischen dem Landkreis Ludwigsburg und dem Oberen Galiäa. Auch Haas resümierte mit Blick auf den politischen und gesellschaftlichen Wandel: „Wir brauchen das PKC mehr denn je.“

Giora Salz, Landrat aus dem Oberen Galiäa, mahnte, menschlich zu sein, auch wenn aggressive Gefühle einen überkommen. Man dürfe keine Form von Gewalt akzeptieren, „nicht in den Medien, nicht auf dem Sportfeld, nicht in den Schulen“. Die Partnerschaft der beiden Landkreise sei der richtige Weg, um eine neue Realität zu schaffen.

„Vom Trauma zur Partnerschaft“, so versinnbildlichte der Generalkonsul des Staates Israel in Deutschland, Dr. Dan Shaham Ben-Hayun, die scheinbar unüberwindliche Kluft des Verhältnisses zwischen Deutschland und Israel. Dass ein Wandel möglich sein könnte, habe er gedacht, als er Willy Brandts Kniefall 1970 in Warschau gesehen habe. Heute zeigten Deutschland und Israel, dass trotz des Traumas, des Kriegs, der Schuldfrage doch noch Vergebung, Hoffnung und eine gemeinsame Zukunft möglich sei, so Dan Shaham. Wichtig sei, dass man gemeinsame Werte teile. Eine wichtige Säule der PKC-Arbeit, der Partnerschaft zwischen Landkreis Ludwigsburg und dem Oberen Galiäa, sei die Bildung der jungen Generation, beispielsweise die Austauschprogramme. 7000 Kinder und Jugendliche kämen so jedes Jahr in Kontakt, betonte der Generalkonsul.

Alle Redner wünschten sich, dass man weiter, von Mensch zu Mensch, Brücken baue, um tiefere Beziehungen entstehen zu lassen.

Das Stiftungsfest wurde musikalisch umrahmt mit Darbietungen von Ronen Shifron, Viola, und Gilad Katznelson, Klavier.