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Bus-Rad-Trasse kann jetzt geplant werden

„Früher haben wir vom Landrat keine Antworten bekommen, jetzt sind die Punkte vernünftig gelöst.“ Klaus Herrmann CDU
„Früher haben wir vom Landrat keine Antworten bekommen, jetzt sind die Punkte vernünftig gelöst.“ Klaus Herrmann CDU
Die Innenstadtachse in Richtung Oßweil ist unverzichtbar, sie bringt auch Kaufkraft in die Innenstadt.“ Christine Knoß Grüne
Die Innenstadtachse in Richtung Oßweil ist unverzichtbar, sie bringt auch Kaufkraft in die Innenstadt.“ Christine Knoß Grüne
CDU, Freie Wähler, SPD und FDP mit großer Einigkeit – Grüne kritisieren die Kosten von 2,5 Millionen Euro – Erste Bauabschnitte im Jahr 2022

Ludwigsburg. Klimaschutz, Nahverkehr – die Coronapandemie hat vormals drängende Themen überlagert, hat auch politisch etwas die Gewichte verschoben. Im Ludwigsburger Mobilitätsausschuss freut sich die CDU noch in alter Manier, dass in dieser Zeit viele von Bus und Bahn wieder zurück aufs Auto umgestiegen sind. „Wir wollen nicht wie die Grünen das Autofahren verbieten.“ Es ist einer der Lieblingssätze von Fraktionschef Klaus Herrmann, der Zahlen aus dem eher linksorientierten Magazin „Der Spiegel“ zitiert, das er, wie er betont, sonst eher nicht liest.

Dennoch: Die CDU will den Busverkehr beschleunigen, spricht sich gemeinsam mit den Freien Wählern und der SPD dafür aus, die Planungen für die Bus-Rad-Trasse voranzubringen. Die Trasse entspricht weitgehend der vom früheren OB angeregten BRT-Schnellbustrasse, die die Stadtbahn ersetzen sollte. Jetzt soll sie lediglich die Busfahrten beschleunigen. 2,5 Millionen Euro hat die Stadt für die Planungen vorgesehen. Nächstes Jahr sollen die Ergebnisse vorliegen, erste Abschnitte könnten bereits 2022 gebaut werden.

Die Grünen, sonst glühende Verfechter des öffentlichen Nahverkehrs, bremsen. Ihrer Ansicht nach, so die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Christine Knoß, ist das „verlorenes Geld“, weil die Planungen bald schon wieder veraltet sind oder wie beim Radwegekonzept in der Schublade landen. Sinnvoller wäre, so ihre Stellungnahme in der Sitzung des Ausschusses, konkret einzelne Projekte umzusetzen. „So viel Dynamik würden wir uns auch in anderen Bereichen wünschen“, sagte sie. Sie erinnert an den Jugendgemeinderat, der endlich einen Radweg zum Bildungszentrum West möchte, an die Sanierung der Bismarckstraße, an das längst beschlossene und noch nicht gebaute zweite Fahrradparkhaus, an barrierefreie Bushaltestellen, die dringend nötig seien, oder an die Hoferstraße, über die die Busse deutlich beschleunigt werden könnten. „Wir sollten jetzt die drängenden Probleme angehen.“

Damit standen die Grünen isoliert da, mussten sich teils harsche Kritik anhören. „Das geht völlig an der Wirklichkeit vorbei“, so der CDU-Chef. Auch habe das Wort BRT für ihn keinen negativen Klang, betonte er. Ein Aspekt, den zuvor der städtische Mobilitätsexperte, Fachbereichsleiter Mathias Knobloch, angesprochen hatte. Das Wortkürzel „BRT“ sei doch politisch arg vorbelastet, fand dieser. Damit verbinde man immer noch einen großen Bus, der auf Betontrassen durch die Stadt brettert. „Vielleicht sollten wir einen neuen Begriff suchen.“

Die Planungen, so wie sie Knobloch vorgelegt hat, finden bei der CDU jedoch volle Unterstützung. „Wir müssen die Probleme angehen, in drei Jahren haben wir dann spürbare Verbesserungen“, so Herrmann. Wenn dann bis 2023 noch die Reaktivierung als erster Teil der Stadtbahn dazukomme, habe man schon viel erreicht. Außerdem erinnerte er daran, dass die Kosten für die Planung die Stadt voraussichtlich komplett vom Land erstattet bekommt.

„Sprachlos und verwundert“ über die Haltung der Grünen zeigte sich Freie-Wähler-Stadtrat Andreas Rothacker. Damit es Schritt für Schritt vorangehen kann, benötige man diese Gesamtplanung. Entscheidend sei, dass die Busse dann schneller durch die Stadt kommen. „Die Grünen reden nur von Radwegen, hier geht es um die Busse.“

Die SPD nimmt die Debatte ganz anders wahr, Nathanael Maier freut sich über die „positive Grundstimmung bei CDU und Freien Wählern“, auch wenn die Fraktion auf Distanz zum BRT-Begriff geht, der vorbelastet sei. Auch seine Fraktion möchte die Planung anstoßen. „Wir müssen größer denken, es reicht nicht, an ein paar Schrauben zu drehen“, sagte er. Ihm ist wichtig, dass auch die Stadt Remseck mit ins Boot geholt wurde, schließlich soll die Strecke über Oßweil an die Neue Mitte angebunden werden. Bus und Stadtbahn müsse allerdings vernetzt gedacht werden, das dürfe nicht aneinander vorbeigeplant werden.

Ein Aspekt, den die Verwaltung beachtet, wie Mobilitätsexperte Knobloch bestätigte. Wie er berichtete, gehen die Arbeiten an vielen Punkten weiter. Das Fahrradparkhaus auf dem Schillerdeck komme, es lägen bereits konkrete Baupläne vor. Gespräche mit dem Betreiber, den Stadtwerken, liefen längst. Wenn alles gut gehe, sei dieses 2022 fertig. Die Bismarckstraße soll saniert werden, dafür will die Stadt Fördermittel beantragen. Auch der Radweg zum Bildungszentrum West werde verbessert, ergänzte Bürgermeister Michael Ilk. „Wir sind da mit den Schulleitungen im Gespräch.“

Die Einzige, die sich offen gegen die Stadtbahn-Pläne in Richtung Oststadt und Oßweil aussprach, war die FDP. Stefanie Knecht will jetzt den Nahverkehr stärken und die Busse beschleunigen. „Damit bekommen wir die Verkehrswende hin, ich wundere mich schon sehr über die Grünen.“ Zustimmung erhielt sie aber von diesen wie von den anderen Fraktionen für ihren Antrag, statt der Mörikestraße in der Weststadt die Grönerstraße als Bus-Rad-Trasse genauer untersuchen zu lassen.

Zustimmung erhielt auch die Verwaltung für ihren Vorschlag, die Planungen für die Bus-Rad-Trasse jetzt in Auftrag zu geben. Die Grünen stimmten dagegen oder enthielten sich.