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Checkliste für die Selbstständigkeit

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Ohne Plan keine Gründung: Wer den Sprung in die Selbstständigkeit wagt, muss sich vorher einige Gedanken machen. Foto: Christin Klose/dpa
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„Ich schmeiß hin und mach mich selbstständig.“ Gedacht haben das viele Berufstätige schon einmal. Die Zahl derer, die tatsächlich den Sprung ins Selbstständigen- oder Freiberuflerdasein wagen, ist aber deutlich kleiner. Eine Erfolgsgarantie gibt es schließlich nicht. Wer sich vorher mit den folgenden neun Fragen auseinandersetzt, hat aber wenigstens eine gute Grundlage für das Abenteuer Gründung:
Ludwigsburg. Will ich das wirklich?

Im Zorn kündigen und als eigener Chef neu anfangen: Das klingt verlockend, ist aber genau falsch. „Die Gründung sollte immer positiv motiviert sein“, erklärt die Hamburger Karriereberaterin Svenja Hofert. Zudem sagt sie: Am besten gelingt der Start in die Freiheit, wenn es nicht Knall auf Fall geht, sondern schrittweise – mit etwas Freiberuflichkeit nebenher zum Beispiel, die man dann langsam ausweitet.

Habe ich genug Zeit?

Das ist eine sehr wichtige Frage. Denn es gibt einiges an Formularen auszufüllen, zu regeln, zu organisieren und zu beantragen. Ein Zeitaufwand, der nicht unterschätzt werden sollte: „Das meiste davon sollte man vor der Gründung erledigen“, sagt Andreas Lutz, Vorsitzender beim Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD). „Ein Monat ist vermutlich zu knapp, zwei bis drei braucht man dafür in der Regel schon.“

Was will ich machen?

Die Antwort auf diese Frage bestimmt, wie schwer die Gründung fällt. Eher leicht haben es etwa IT-Fachkräfte, die in die selbstständige Projektarbeit wechseln. „Die sind oft schnell zu 80 oder 100 Prozent ausgelastet“, sagt Hofert. Zudem ersparen sie sich kleinteilige Rechnungen und mühsame Kundenakquise. Bei den verkammerten Berufen – Architekten oder Anwälten etwa – ist der Start komplizierter. „Da gibt es aber immerhin Vorgaben zu den Honoraren, die Branchen haben relativ feste Strukturen.“ Andere Freiberufler haben diesen Luxus nicht – und damit oft die anspruchsvollste Gründung vor sich.

Habe ich einen Plan?

Die Antwort auf diese Frage sollte besser „Ja“ sein, denn ohne geht es nicht. Einen Businessplan zu schreiben ist das A und O der Gründung, so Lutz: „Und zwar wirklich zu schreiben, nicht bloß zu kopieren.“ Für viele Gründungen gibt es im Netz zwar Vorlagen. Wer die blind übernimmt, setzt sich mit den vielen wichtigen Fragen, die ein solcher Plan enthält, aber gar nicht auseinander – und darum geht es beim Verfassen des Plans ja eigentlich.

Woher kommen meine Kunden?

Das hängt stark von der Jobsituation vor dem Start in die Selbstständigkeit ab. „Da sollte man vorher sehr gründlich drüber nachdenken, wie man vorgeht und welche Kontakte oder Netzwerke man schon hat“, sagt Lutz. Ansonsten ist das Klappern in eigener Sache ein wichtiger Bestandteil der Gründung – also Networking, Kundenakquise und der Aufbau professioneller Aushängeschilder: eine Webseite zum Beispiel, anständige Social-Media-Profile und Visitenkarten.

In was will ich investieren?

Die meisten Gründer werden gerade am Anfang jeden Euro zweimal umdrehen. Der Impuls ist nachvollziehbar, aber nicht unbedingt richtig. „Natürlich brauche ich nicht gleich teure Büroräume“, sagt Lutz. „Aber ein Coworking-Platz statt des Home Office kann die paar 100 Euro schon wert sein.“ Auch ein Steuerberater oder ein Buchhaltungsbüro lohnt sich oft schon von Anfang an – weil es Zeit schafft für die eigentliche Arbeit.

Wovon will ich leben?

Auch wer nichts oder wenig investiert, braucht für den Start Geld – allein schon, um die Miete und den Lebensunterhalt zu bezahlen. Hinzu kommen weitere Kosten, etwa für die gesetzliche Kranken- und Pflegeversicherung. Und die sind oft happig: „Unter 400 Euro pro Monat geht es meistens nicht“, sagt Lutz. Das sollten Gründer unbedingt einplanen.

Wer unterstützt mich?

Zur Überbrückung der schwierigen Gründungsphase gibt es verschiedene Fördermaßnahmen, den Gründerkredit StartGeld der KfW-Förderbank etwa, allen voran aber den Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit. Anspruch darauf haben laut Agentur alle Gründer, die aus der Arbeitslosigkeit – auch wenn sie nur ein paar Wochen dauert – in eine selbstständige Tätigkeit wechseln. Daran zu kommen, kann aber knifflig sein. „Die Erfahrung zeigt, dass viele den Zuschuss eben doch bekommen, wenn sie den Antrag richtig stellen“, sagt Lutz.

Wer beantwortet meine Fragen?

Nicht nur für den Antrag auf Gründungszuschuss lohnt sich der Besuch bei einem Gründungsberater: Denn er kennt vielleicht auch noch andere Fördermaßnahmen, er prüft den Businessplan auf Herz und Nieren und weiß um sonstige Fallstricke.

Einen Überblick über existierende Angebote gibt es unter www.existenzgruender.de beim Bundeswirtschaftsministerium.

Darüber hinaus rät Lutz, andere Selbstständige aus der gleichen Sparte auszuquetschen – selbst wenn das eigentlich Konkurrenten sind. „Mit Beratern und Brancheninsidern zu sprechen, lohnt sich fast immer.“

Internet: Informationen von der Bundesagentur für Arbeit zum Gründungszuschuss gibt es auf www3.arbeitsagentur.de/web/ content/DE/BuergerinnenUndBuerger/ArbeitundBeruf/Existenzgruendung/FinanzielleHilfen/index.htm. Eine Übersicht zu Beratungsangeboten beim Bundeswirtschaftsministerium auf www.existenzgruender.de/DE/Service/Beratung-Adressen/Beratungsangebote/inhalt.html.

Weitere Infos gibt es auch auf der Homepage des Verbandes der Gründer und Selbstständigen Deutschland auf www.vgsd.de.