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„Das ist Majestätsbeleidigung“

Dr. Walter Frölich mimte elf Jahre lang König Wilhelm I. bei historischen Auftritten.Foto: Alfred Drossel
Dr. Walter Frölich mimte elf Jahre lang König Wilhelm I. bei historischen Auftritten. Foto: Alfred Drossel
Walter Frölich, Doppelgänger von König Wilhelm I., wehrt sich gegen den Vorwurf der Monarchie-Verherrlichung

Sachsenheim. Das Historische Volksfest in Stuttgart erregt weiter die Gemüter. Die Entscheidung, bei der zweiten Auflage vom 24. September bis zum 3. Oktober auf die Schauspieler zu verzichten, die etwa Wilhelm I. und Wilhelm II. darstellen, sorgt für mannigfaltige Reaktionen. „Das ist albern und geschichtsvergessen“, findet Dr. Walter Frölich aus Hohenhaslach. Der 73-jährige Diplom-Biologe war immerhin elf Jahre lang Doppelgänger des Königs und schlüpfte bei historischen Auftritten in dessen Rolle.

Eine andere Ansicht vertritt der Stuttgarter Stadtrat Hannes Rockenbauch vom Linksbündnis. Ihm geht es darum, dass Geschichte ganzheitlich vermittelt und Monarchien sowie Königinnen wie Könige nicht verherrlicht würden. „Mir ist eben der andere Teil der Geschichte wichtig, der dazugehört, der das Herrschaftssystem abbildet, wo die Demokratie gefehlt hat, die Pressefreiheit und die Versammlungsfreiheit gefehlt haben. Und das ist schwierig, als Schauspieler abzubilden“, sagt Rockenbauch.

Die Monarchie verherrlichen – diesen Vorwurf will Dr. Walter Frölich nicht gelten lassen. Für ihn ist die Geschichte des Cannstatter Volksfests untrennbar mit König Wilhelm I. und seiner Katharina verbunden. Denn: Nach einer Hungerkatastrophe ließen die Beiden im Jahr 1818 zum ersten Mal ein Fest für die Bauern ausrichten – als Entschädigung und Ansporn.

Walter Frölich war im Jahr 2006 bei einem Casting wegen seiner großen Ähnlichkeit mit dem Monarchen und seinem „majestätischen Gebaren“ als Königsdarsteller ausgewählt worden. Die authentischen Kleider bekam er vom württembergischen Landesmuseum gestellt. Frölich trat bei verschiedenen Anlässen auf, so auch beim Festumzug des Ludwigsburger Pferdemarkts.

Da sich Walter Frölich als einer der „illegalen Nachkommen des Königs“ fühlt, wie er sagt, schien ihm die Rolle wie auf den Leib geschrieben. Bis 2017 mimte Frölich den Doppelgänger. Seine Rolle gab er ab, weil er als Diplom-Biologe für zwei Jahre an ein Institut nach Banja Luka in Bosnien ging.

Kritikern von König Wilhelm I. wirft Frölich Majestätsbeleidigung vor, weil sie keine Ahnung hätten, was er für das Land getan habe. Frölich zitiert aus dem Königlich Württembergischen Staats- und Regierungsblatt von 1818: „Seine Königl. Majestät haben zur Beförderung der Landwirtschaft eine landwirtschaftliche Lehr/Anstalt gegründet, und hierzu die bedeutende Domaine von Hohenheim, eine kleine Meile von Stuttgart, angewiesen. Dieses Institut, in welchem theoretisch, praktische Landwirthe gebildet werden sollen, ist sowohl für Inländer als Ausländer bestimmt. Es soll neben dem Unterrichtszweck zugleich die wichtigsten landwirtschaftlichen Versuche anstellen, fremde Erfahrungen prüfen, den Anbau aller Getreide, Futter, und Gewerb= Pflanzen, welche das deutsche Klima vertragen, zeigen.“ König Wilhelm I, von Württemberg sei auch für die Forstwirtschaft im Königreich Württemberg zuständig gewesen, betont Frölich. Er sei es gewesen, der in den USA ein Pfund Wellingtonien-Samen bestellt hat. Es trafen Millionen Samen ein, „da Majestät nicht gewusst haben, wie winzig diese wirklich sind“. Die Samen kamen zwar noch zu seinen Lebzeiten an, das Heranziehen von Jungpflanzen der Mammutbäume hat er allerdings nicht mehr erlebt, Wilhelm I. starb am 25. Juni 1864. Sein Sohn Karl hat das Projekt fortgeführt, Wellingtonien in alle Himmelsrichtungen verteilen lassen, nicht nur in Württemberg, sondern an alle deutschen Potentaten.