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Das Ludwigsburger Franck-Areal soll ein neues Stadtquartier werden

Blick in den historischen Teil des Franck-Areals, der bereits seit vielen Jahren leer steht. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Foto: Andreas Becker
Blick in den historischen Teil des Franck-Areals, der bereits seit vielen Jahren leer steht. Hier ist die Zeit stehen geblieben. Foto: Andreas Becker
Die Stadt hat jetzt präsentiert, was sie mit den Fabrik- und Bürogebäuden auf dem Franck-Areal vorhat. Das „historische Gesicht“ soll bleiben, einige Bauten werden aber abgerissen. Für die Verwirklichung des neuen Stadtquartiers werden mehrere Investoren gesucht.

Ludwigsburg. „Wir haben alle Trümpfe in der Hand“, betonte Bürgermeisterin Andrea Schwarz am Donnerstag im Bauausschuss, als die Stadt ihre Pläne präsentierte. So könne die Stadt die Entwicklung des Areals steuern und die Transformation schließlich „mit einigen Investoren gemeinsam stemmen“.

Und zu stemmen gibt es einiges, wenn dies in der Sitzung auch nur kurz angedeutet wurde. „Schwierig“, nannte SPD-Stadtrat und Architekt Dieter Juranek die Bausubstanz. „Massiv, schwer, feucht“, so seine Beschreibung der historischen Gebäude an der Bahnseite des Areals, die teilweise unter Denkmalschutz stehen. Sie stehen seit vielen Jahren leer und wurden nicht mehr genutzt. Auch Maik Stefan Braumann, CDU-Stadtrat und ebenfalls Architekt, sieht „hohe Investitionskosten“.

Die Projektleiter Oliver Linder und Tobias Schwärzl sprachen derweil vom „historischen Gesicht des Areals“, der „stadtbildprägenden Silhouette“, die in „die Zukunft transformiert“ werden soll. Doch nicht alle Bestandsgebäude spielen in diesen Plänen eine Rolle. Das gilt für das einstige Laborgebäude an der Pflugfelder Straße und die Rösterei, die die Stadt für einen Abriss vorsieht und damit auch Neubaupotenzial schaffen will.

Momentan werden viele Flächen vermietet

Vor dem Abriss ziehen in das ehemalige Laborgebäude ab März aber Zwischenmieter – darunter Künstler, Start-ups und eine Schmuckdesignerin – ein, die das Areal beleben sollen und durch die Pacht gleichzeitig Geld in die Stadtkasse bringen sollen. Wie hoch die Kosten für die Instandhaltung des Gebäudes bisher waren und was die Zwischennutzung an Einnahmen einbringt, das verriet Andrea Schwarz nicht. Aber sie versprach: „Die Pachteinnahmen werden die Ausgaben deutlich übersteigen.“

Doch was kommt nach der auf drei Jahre ausgelegten Zwischenphase? Im Rathaus träumt man „von einem lebendigen Stadtquartier“ mit einem Nutzungsmix, der das Areal rund um die Uhr belebt, führte Planer Oliver Linder aus. Sein Kollege Tobias Schwärzl schwärmte „von der hohen Dichte auf dem Areal“ und der „Stadt der kurzen Wege“. So sollen sowohl Freizeit, Sport und Kultur einen Raum finden, wie Gastronomie und Clubszene. Gleichzeitig Wohnen sowie Start-up-Szene und alles rund um Mobilität auf dem Areal unterkommen.

Grüne fordern mehr Parkplätze für Fahrräder

Beim Thema Mobilität wurde Christine Knoß hellhörig. Die Grünen-Stadträtin bezeichnete sich selbst als „Mobilitätstante“ und erinnerte an die Notwendigkeit eines zweiten Fahrradparkhauses an der Westseite des Bahnhofs – vor allem für die Firmen in der Weststadt, deren Mitarbeiter dort von der Bahn aufs Rad umsteigen. Diese Überlegungen spielen auch in der Planungsgruppe im Rathaus eine Rolle, wo laut Schwärzl verschiedene Varianten durchgespielt werden. Grundsätzlich wäre es günstig, nahe der geplanten zweiten Unterführung, die in das Franck-Areal mündet, Abstellflächen für Räder zu schaffen. Bereits jetzt wolle man den Firmen in der Weststadt Angebote dazu machen.

Viele Fragezeichen bringt für die Stadträte noch die Investorensuche mit sich. Die Stadt rechnet auch nicht damit, dass ein Investor ausreicht. In einem zweistufigen Verfahren sollen stattdessen mehrere Investoren gefunden werden, die die besonderen Gebäude entwickeln. Denn etwas Besonderes, darüber herrscht Einigkeit, soll auf dem Areal entstehen.

„Keine Nagelstudios, Tattoo-Shops und Dönerläden, sondern etwas ganz Tolles“, freute sich Jochen Eisele (FDP), für den es ruhig etwas schneller losgehen könnte, wie er zugab.

Ein Vorgeschmack könnte vielleicht ein „Sense of the City“ (Gefühl der Stadt) sein, berichtete Eisele von einem jüngst gehörten Vortrag. Warum nicht den Geruch und Geschmack von einst aufs Areal zurückholen? Der Duft von Zichorie, ein Schlückchen Caro-Kaffee?

Das ist vielleicht eine Idee für die Sommermonate, wo mit Mitteln aus dem Förderprogramm Pop-up-Innenstadt auch das Franck-Areal belebt werden soll. Es würde zu Andrea Schwarz’ Vision passen, „die Geschichte hinter dem Areal in die neue Zeit hinüberzuretten“.

Über die Stadt hinaus strahlen soll das Areal auf der Internationalen Bauausstellung (IBA). Die Macher der IBA 2027 seien bisher angetan von den Ideen, so Schwarz. Jetzt muss die Stadt noch Investoren auf den Geschmack bringen. In der Sitzung klangen aber „Zweifel am Verfahren der Investorensuche“ (Juranek) an.