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Dem Verein „FUSS“ geht es zu langsam voran

Der Themenweg Neckar ist beliebt. Fußgänger und Radler kommen sich dort immer wieder in die Quere. Am Sonntag teilten sich sogar ein Jogger und ein Mopedfahrer den verschneiten Pfad in der Neckaraue. Fotos: Holm Wolschendorf
Der Themenweg Neckar ist beliebt. Fußgänger und Radler kommen sich dort immer wieder in die Quere. Am Sonntag teilten sich sogar ein Jogger und ein Mopedfahrer den verschneiten Pfad in der Neckaraue. Foto: Holm Wolschendorf
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Peter-Jürgen Gauß ärgert sich. Sein Engagement für die Belange von Fußgängern läuft gerade irgendwie ins Leere, findet er. Als Projektleiter innerhalb der Ortsgruppe Remseck und Umgebung des bundesweit agierenden Vereins „FUSS“ wünscht er sich mehr Unterstützung von der Stadt Remseck.

REMSECK. Ein Anliegen ist dem Verein der Themenweg Neckar. Er erstreckt sich über 13 Kilometer und führt den Spaziergänger vorbei am Remsecker Neckarstrand über das Neckarbiotop Zugwiesen unterhalb von Poppenweiler und die Uferwiesen bei Hoheneck bis zum Neckarparadies Benningen. Nach Meinung des Vereins „FUSS“ gibt es auf den Wegen, die zu den Zugwiesen führen, einigen Verbesserungsbedarf.

Gefahr für Fußgänger

Der Themenweg werde viel genutzt, gerade auch jetzt, um in Coronazeiten an die frische Luft zu kommen, hat Gauß beobachtet. Bei weniger winterlichen Temperaturen sei das für Fußgänger aber ein gefährliches Unterfangen – durch oft rücksichtslose Radler, die ihnen auf diesem Themenweg das Gehen schwer machten. Im Bereich der Zugwiesen habe man das Selbstverständliche getan, nämlich getrennte Fuß- und Radwege angelegt, nicht aber bei den dorthin führenden Wegen, so Gauß. Um Verbesserungen zu erreichen, hat er sich bereits mehrfach an die Städte Remseck und Ludwigsburg gewandt. Mit mäßigem Erfolg, wie er berichtet. Als ehrenamtlich Tätiger werde man von Behörden oft „harsch abgebürstet“. Dennoch will er nicht lockerlassen. Auf Remsecker Markung schlägt der Verein „FUSS“ vor, im Bereich des Landschaftsparks Neckaraue einen breiteren Weg anzulegen, den Fußgänger und Radler nutzen können. Auch sei die offenporige Beschaffenheit des bestehendes Weges nicht geeignet für die vielen Radler. „Die machen den Weg kaputt“, so Gauß. Auf dem Verbindungsstück vom Gewerbegebiet Schießtal zum Biotop Zugwiesen wünscht sich der Verein getrennte Wege für Radler und Fußgänger, so wie es diese direkt in den Zugwiesen schon gibt. Dafür seien keine größeren Eingriffe in die Natur erforderlich.

Unzufrieden ist Peter-Jürgen Gauß auch noch mit etwas anderem. Im vergangenen Sommer hat der Verein in allen Remsecker Stadtteilen sogenannte Fußverkehrschecks durchgeführt und dabei überprüft, wie es um die Infrastruktur für Fußgänger bestellt ist. Die Ergebnisse dieser rund 200 Begehungen wurden zusammengetragen, bewertet, priorisiert und an die Stadt Remseck sowie für den Bereich Pattonville auch an die Stadt Kornwestheim geschickt (wir berichteten). „Nach über fünf Monaten stehen wir leider erst am Beginn der Umsetzungsphase“, berichtet Gauß. Teilweise sei das sicher der Coronapandemie und in Remseck auch dem für die Verwaltung aufwendigen Bürgerentscheid geschuldet. „Ich hoffe, dass es nun zeitnah gemeinsam wenigstens an die Umsetzung der Check-Punkte geht, die sicherheitsrelevant sind.“ In Kornwestheim habe es schon einen Austausch mit der Abteilung Planen, Bauen, Umwelt gegeben. „Da geht es voran“, sagt Gauß.

Bitte an den Minister

In der Hoffnung, den Anliegen des Vereins mehr Nachdruck verleihen zu können, hat Peter-Jürgen Gauß vor wenigen Tagen den baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann gebeten, die Schirmherrschaft für die Fußverkehrschecks in Remseck zu übernehmen. Der mache sich schließlich immer dafür stark, dass die eigenen Füße als Verkehrsmittel künftig eine größere Rolle spielen sollten, und fordere, dass Kommunen mehr Raum für Fußgänger schaffen müssten.

Im Remsecker Rathaus mag man die Kritik von Peter-Jürgen Gauß nicht gelten lassen. „Wir sind nicht untätig gewesen“, sagt Daniela Dürr, die Leiterin der Stabsstelle Bürgerbeteiligung. Der Verein habe nach den Fußverkehrschecks sehr umfangreiche Listen mit Verbesserungswünschen abgegeben, die alle überprüft werden müssten. „Daran sind mehrer Ämter beteiligt, etwa das Ordnungsamt und das Bauamt“, erklärt Dürr im Gespräch mit unserer Zeitung. Das brauche Zeit. Teilweise seien übergeordnete Behörden zuständig, manches habe sich bereits erledigt. „Aber es sind auch einige Punkte aufgelistet, bei denen die Stadt Remseck etwas machen kann.“ Peter-Jürgen Gauß werde, wie versprochen, Anfang des Jahres eine Rückmeldung von der Stadt erhalten – zu allem, was in den Fußverkehrschecklisten angemerkt ist. Auch beim Themenweg Neckar verspricht Daniela Dürr städtisches Engagement. Allerdings anders, als es sich Peter-Jürgen Gauß wünscht. Die Probleme dort seien bekannt. Es sei aber nicht möglich, den Weg im Bereich der Neckaraue zu verbreitern, weil ein Teilstück in Privatbesitz sei, so Dürr. Der Eigentümer dulde, dass Fußgänger und Radler sein Grundstück überquerten. „Mehr ist nicht drin.“ Zum Beginn der Radsaison soll eine Kampagne gestartet werden, die zur gegenseitigen Rücksichtnahme aufruft. „Eventuell im Zuge einer Bürgerbeteiligung“, so die Leiterin der entsprechenden Stabsstelle. Vom Gewerbegebiet Schießtal bis zu den Zugwiesen zwei getrennte Wege für Radler und Fußgänger anzulegen, hält die Stadt Remseck für nicht angebracht. Das sei ein weiterer Eingriff in die Natur und eine zusätzliche Flächenversiegelung.